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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern
Autoren: Edgar Wallace
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anzunehmen, daß der junge Lord Selford eine unerwünschte Verbindung eingegangen ist - mit anderen Worten: daß er unter seinem Stand geheiratet hat?«
    »Keinen anderen Grund als mein argwöhnisches Herz«, lächelte Havelock. »Wenn Sie sein Vertrauen gewonnen haben, und ich bin sicher, daß Ihnen das gelingt, so bitte ich Sie vor allem, ihm einzuschärfen, daß es seine staatsbürgerliche Pflicht ist, nach England zurückzukommen. Es ist eine Sünde und eine Schande, einen so ehrwürdigen alten Familiensitz wie Selford Manor den Ratten zu überlassen. Jedenfalls müßte er wenigstens zurückkommen, um dort begraben zu werden«, fügte er mit einem beißenden Sarkasmus hinzu, dessen besondere Bedeutung Dick erst acht Monate später klarwerden sollte. Doch davon ahnte er jetzt noch nichts.
    Die Aufgabe war, um mit Dr. Staletti zu reden, ›phänomenal‹ - eine Ferienreise im großen Stil. Was Wunder, wenn Dicks leises Bedauern, Scotland Yard verlassen zu müssen, bei dieser angenehmen Aussicht hinschwand.
    Ein eisiger Wind schlug ihm ins Gesicht, als er auf die Straße hinaustrat. Es mochte neun Uhr sein, die Gegend war wie ausgestorben; kein Taxi kam in Sicht, und so mußte er den Heimweg zu Fuß zurücklegen. Als er seine Wohnung aufschloß, fand er alles finster und leer. Zu seinem Erstaunen war Pheeney gegangen. Auf dem großen Eßtisch war eine Ecke des Tafeltuches umgeschlagen. Dort lagen ein paar Bogen unbeschriebenes Papier und ein Füllfederhalter. Anscheinend war Lew mit der Absicht gegangen, noch am gleichen Abend zurückzukommen. Aber Dick wartete vergebens. Es war zwei Uhr, als er schlafen ging, und noch immer harrte er auf ein Lebenszeichen seines Gastes.
    Am nächsten Morgen sprach Dick in der Bibliothek vor und übergab das Buch. Seine unbekannte junge Freundin begrüßte ihn mit einem verstohlenen Lächeln.
    »Guten Tag, Mr. Martin! Wirklich, Sie imponieren mir! Sherlock Holmes ist nichts dagegen! Wie haben Sie das bloß fertiggebracht?« Sie deutete auf das Buch.
    »Sehr einfach«, lachte er. »Ich habe den Mann, den wir beide in Verdacht hatten, zur Rede gestellt, und er leugnete auch gar nicht. Er hatte sehr merkwürdige Vorstellungen von den Gepflogenheiten einer Bibliothek.«
    Zu weiterem Bleiben fehlte ihm eigentlich jeder Vorwand. Dennoch führte er die Unterhaltung so geschickt, daß er sie, wie sie ihm ziemlich deutlich zu verstehen gab, fast eine Stunde von ihrer Arbeit abhielt.
    »Ich verlasse England für ein paar Monate«, warf er im Lauf des Gespräches hin, »und noch weiß ich nicht, wo ich schließlich landen werde.«
    »Eine Vergnügungsreise?« fragte sie.
    »Wie man es nimmt«, meinte er lässig, »eher wohl ein Sensationsfilm à la Douglas Fairbanks.«
    Sie sah ihn aufmerksam an. Plötzlich trat ein Blick des Verstehens in ihre Augen.
    »Sind Sie vielleicht der Detektiv, der von Mr. Havelock beauftragt ist, meinen Verwandten zu suchen?« fragte sie schnell.
    Nun war die Reihe des Erstaunens an ihm.
    »Ihren Verwandten? Ist Lord Selford Ihr Verwandter?«
    Sie nickte.
    »Ein Vetter im zigsten Grade, eine Verwandtschaft, die man nur durchs Fernglas erkennen kann. Mutter und ich waren vorgestern abend bei Mr. Havelock eingeladen, und er erzählte uns, Lord Selfords lange Abwesenheit beunruhigte ihn jetzt so, daß er auf der Suche nach einem Detektiv sei.«
    »Kennen Sie Ihren Vetter?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, aber meine Mutter hat ihn als kleinen Jungen gesehen. Sein Vater soll ein unleidlicher Mensch gewesen sein. Also Sie werden Lord Selford einfangen? Ich habe doch richtig geraten.«
    Dick nickte.
    »Das war die traurige Nachricht, die ich Ihnen schonend beibringen wollte«, sagte er schalkhaft.
    In diesem Augenblick wurde ihr Beisammensein unterbrochen.
    Die ersten Leser stellten sich ein, und Dick blieb nichts weiter übrig, als sich nach Scotland Yard zu begeben, um Captain Sneed, den er am Morgen vergebens angerufen hatte, Bericht zu erstatten. Sneed hörte Dick an, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen.
    »Das klingt wie ein Märchen, und alles, was wie ein Märchen klingt, ist gewöhnlich auch eins. Warum ist Pheeney nicht geblieben, wenn ihm doch so sehr an einer Beichte lag? Und wer könnte ihn verfolgen? Haben Sie irgend etwas Verdächtiges bemerkt?«
    »Nichts«, sagte Dick, »aber er zitterte wie Espenlaub, als er mich auf der Straße anrief, und seine Angst war echt.«
    Sneed drückte auf eine Klingel und wartete schweigend auf den diensttuenden
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