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0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

Titel: 0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing
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Phil. Er wühlte einen Moment in seiner Hosentasche und brachte dann zwei Centstücke zum Vorschein.
    »Was hast du vor?«, fragte er.
    »Kleine Rückfrage bei der Nummer Plaza 9-66 22«, grinste ich und schob mich zwischen den anderen Gästen durch zu der Telefonzelle. Ich warf die Münzen ein, wählte und bekam die Association.
    »Sagen Sie, was für ein Rennen findet heute auf der Morningside-Bahn statt?«, fragte ich.
    »Auf der Morningside ?«, antwortete die Stimme verwundert, »gar keins. Die Morningside bekommt eine neue Decke aus Kunststoff, dieses Jahr wird sie vermutlich überhaupt nicht mehr befahren werden.«
    »Was für Rennen gibt es heute?«
    »Einen Moment, bitte.« Ich hörte leises Papiergeraschel, eine zweite Stimme, und dann wieder die erste: »Hören Sie bitte, heute gibt es überhaupt kein Rennen. Nur die Versuchsfahrten der General Rubber Company.«
    »Und wo finden die statt?«
    »Oben in Westchester, hinter der Yonkers-Bahn.«
    »Um was für eine Klasse handelt es sich?«
    »Keine bestimmte Klasse, es sind alle möglichen Typen, die neue Reifen ausprobieren. Es geht schon um hohe Geschwindigkeiten, und ein paar tolle Fahrer beteiligen sich, wie zum Beispiel Pete Fisher, Jeff Vancygaard, Pit Preston.«
    »Die Boys kommen also mit ihren eigenen Wagen und riskieren ihren Kopf?«, fragte ich ungläubig.
    Die Stimme lachte.
    »Das ist doch ihr Job. Die Wagen sind von anderen Männern oder Firmen bezahlt, und das Rennen wird für die Werbung ausgewertet. Sie können sich das Geld vorstellen, das die Fahrer kassieren!«
    »Ach, so ist das, vielen Dank!«
    Ich hängte ein und ging nachdenklich zu Phil an die Theke zurück.
    »Was wolltest du vom AAA?«, fragte er. Ich antwortete nicht. Ich versuchte, mir das Gesicht und die Stimme von diesem jungen Dr. Furth ins Gedächtnis zu rufen. Warum hatte er es für so wichtig gehalten, bei diesem Trainingsrennen mit Miss Stetting dabei zu sein? Oder ging es ihm nur darum, mit Miss Stetting allein zu sein? Ich trank den Rest meines Bieres, ohne darauf zu achten. War Miss Stetting auch in Gefahr?
    »Sag mal«, begann ich dann, »wir standen in dem Büro von Chuttenbrook. Plötzlich ertönte ein Knall, und wir sahen natürlich auf Chuttenbrook, nicht aus dem Fenster. Aber vielleicht hat einer von uns zufällig vorher auf das andere Haus geschaut.«
    »Unsere Kollegen befragen alle Leute dort. Sie kämmen die ganze Gegend ab. Du kannst sicher sein, dass sie etwas finden, wenn es etwas zu finden gibt!«, sagte Phil mit Nachdruck. Aber ich winkte ab.
    »Das meine ich nicht. Ich möchte wissen, ob einer von uns etwas gesehen hat, ohne es bewusst registriert zu haben, etwas, das für den Mörder gefährlich werden kann - und für den, der es gesehen hat!«
    »An was denkst du?«
    »Das weiß ich selbst nicht, aber womöglich hat Miss Stetting aus dem Fenster geschaut.«
    »Willst du sie noch einmal befragen?«
    »Nein, jetzt nicht. Komm, gehen wir!«
    Phil schwang sich von seinem Hocker, ich ging schon voraus zur Pendeltür.
    Die Hitze stand draußen wie eine Mauer.
    »Hast du nicht Lust auf eine kleine Tour ans Meer?«, fragte Phil lachend. Ich nickte: »Und wie!«
    Der Jaguar heulte auf und sprang vor. Ich reihte mich in die müde dahin kriechende Autoschlange ein.
    »Darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass das nicht der Weg zum FBI ist?«, fragte Phil nach einer Weile höflich.
    »Du hast völlig recht, wir fahren aufs Land.«
    »Aufs Land? Wohin? Los, mach den Mund auf, alte Sphinx!«
    »Yonkers, nette Gegend, habe ich gehört!«
    ***
    Allmählich wurde der Verkehr weniger dicht, und ich konnte das Funkgerät bedienen. Ich ließ einen Kollegen vor der Wohnung von Miss Stetting Wache beziehen. Wenn sie wirklich in Gefahr war, dann durften wir sie nicht aus den Augen lassen.
    »Weißt du, etwas kommt mir immer noch komisch vor«, sagte Phil nach einer Weile. »Dieser Handschuh…«
    »Ich weiß, was du meinst: Es ist komisch, dass der Mann den Handschuh aus dem Fenster geworfen hat, wenn er sowieso hinuntergelaufen ist.«
    »Ja, genau, er hat doch vermutlich nicht nur den Handschuh, sondern auch die Waffe runtersegeln lassen. Wozu Mühe und Zeitverlust, wenn er doch sowieso gleich unten am Fluss war?«
    »Vielleicht hat er beides mit hinuntergenommen, um es dann…«
    Ich brach ab, mir war eingefallen, dass das Fenster deutliche Spuren gezeigt hatte: Es war erst vor Kurzem geöffnet worden. »Das könnte nämlich bedeuten, dass der Mörder nicht durch die
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