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0403 - Die Straße der Container

Titel: 0403 - Die Straße der Container
Autoren: Unbekannt
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Reparaturen der Tonaufnahmegeräte bis auf weiteres geschlossen."
    Kaiser Argyris lachte schallend, als er die Kammer verließ. Schon lange hatte er den Prüfkomputer aus der Ruhe bringen wollen, diesen impertinenten seelenlosen Automaten.
    Heute war es ihm zum erstenmal gelungen. Der Computer hatte ihn mit „Sie" angesprochen ...!
    Vor dem Feldspiegel musterte Argyris noch einmal seinen kohlschwarzen Bart. Er strich mit der Hand darüber. Dann zuckte er die Schultern.
    „Wer sich in Gefahr begibt", murmelte er, „darf sich schließlich nicht wundern, wenn ihm ein paar Barthaare gekrümmt werden."
    Die Wachen salutierten, als er seinen Palast durch das Hauptportal verließ. Sein Privatgleiter schwebte bereits über dem Glasfaserplastbelag der Straße.
    Argyris warf sich auf den Vordersitz, wie man das von einem Patriarchen seines Körperbaus erwartete.
    Das Prallfeld wurde um einige Zentimeter zusammengepresst, und der Gleiter schaukelte etwas.
    Anson Argyris schnallte sich an und schaltete das Pulsatortriebwerk ein. Heulend fauchten die hocherhitzten und komprimierten Luftmassen aus den beiden Vortriebsfelddüsen. Argyris ergriff die beiden Griffschalen der Steuerung. Er steuerte seinen Privatgleiter fast immer selbst, obwohl hinter dem Armaturenbrett auch ein hochwertiger Steuerungscomputer saß.
    Das Fahrzeug fegte über die Abfahrt zur öffentlichen Gleiterstraße. Anson Argyris steuerte es auf den speziell abgesicherten Streifen für Selbstlenker. Die Absicherung diente dem Schutz der vernünftigen Menschen, die freiwillig darauf verzichteten, ihre schnellen Gleiter selber zu steuern.
    Bei den hohen Geschwindigkeiten kam es immer wieder zu Unfällen durch menschliches Versagen.
    Aber der Mensch ist nicht permanent vernünftig.
    Deshalb herrschte auf dem Streifen für Selbstlenker stets reger Verkehr.
    Vorübergehend trennte sich das Plasma-Bewußtsein vom Positronik-Bewußtsein. Das Positronik-Bewußtsein übernahm die Steuerung der Körpervorgänge und Bewegungen, während das Plasma-Bewußtsein die optischen Wahrnehmungen verarbeitete, die die robotischen Rezeptoren ihm übermittelten.
    Voller Stolz „sah" es die Silhouette der Stadt Trade City, einer Stadt, die von Tag zu Tag größer wurde. Die Turmbauten reckten sich gleich Riesenfingern aus Metall, Plastik und Glassit in den Himmel, Monumente menschlicher Stärke und Schwäche. Es war, unpraktisch, so hoch zu bauen, aber der Mensch hatte eben das Bedürfnis, der permanenten Herausforderung durch das Universum mit Taten und stolzen Gesten zu begegnen. Ein Ausdruck menschlichen Stolzes und Selbstbewusstseins waren die himmelstürmenden Riesenbauten.
    Das Plasma-Bewußtsein vereinigte sich wieder mit dem Positronik-Bewußtsein. Der Gleiter jagte mit vierhundertsechzig Stundenkilometern dahin.
    Niemand überholte ihn. Aber im Grunde genommen konnte das auch niemand, denn Argyris' Gleiter war ständig positronisch gesteuert und daher den Selbstlenkern naturgemäß hoch überlegen.
    Anson verzögerte, als in wenigen Kilometern Entfernung die erleuchteten Rohrmündungen des Varuzzi-Tunnels auftauchten. Die Verkehrsströme erzeugten an diesen Ein- und Ausfahrten unablässig starke Turbulenzen, die sich in einem Donnern und Tosen wie von einer starken Brandung äußerten.
    Argyris' Gleiter wurde von einer imaginären Faust kräftig durchgeschüttelt, als er in die Luftwirbel stieß. Dann war er hindurch. Fünf Minuten lang schoss er durch den Tunnel, verließ ihn wieder und lenkte den Gleiter nach rechts. Er kam zu einer kaum befahrenen Abzweigung und wieder in ein Tunnelsystem hinein.
    Plötzlich leuchtete die Ruflampe des Telekoms.
    Anson Argyris runzelte die Stirn, drückte die Aktivierungstaste und sagte vorsichtig: „Ja..."
    Das Identifizierungsmuster des Ersten Gefühlsmechanikers erschien auf dem Bildschirm.
    Deightons Stimme ertönte.
    „Hier spricht Gal. Habe Nachricht erhalten, dass Dabrifa tausend Kampfschiffe nach hier schicken will. Rechne mit Intervention."
    „Na, und?" gab Argyris unwillig zurück. „In dem Fall soll Amant die Ghost-Flotte rufen." Amant war sein Sekretär. „Weshalb rufst du mich wirklich an, Gal?"
    Galbraith Deighton lachte leise.
    „Um dich zu überreden, den Märtyrer zu spielen.
    Wenn du ‚dort‘ alles kurz und klein schlägst, würde Dabrifa in der ganzen Galaxis ein großes Geschrei anstimmen und erhielte einen Vorwand für die geplante Intervention. Es muss also so aussehen, als wärst du das Opfer und nicht der
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