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0402 - Die Burg des Unheils

0402 - Die Burg des Unheils

Titel: 0402 - Die Burg des Unheils
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erhöhte er seine Geschwindigkeit, und schon bald hatte er die beiden kleinen Wesen eingeholt.
    Schwingen…?
    Ja. Er sah seine Arme als Schwingen, als Flügel eines großen bunten Vogels, und auch die beiden Kleinen hatten jetzt Flügel ausgebildet, obgleich sie doch eben noch behauptet hatten, daß Flügel beim Fliegen der Sonne zu nahe kamen und abstürzen mußte, als das Wachs seiner Federn schmolz… Aber Merlin war nicht Ikarus. Er bezwang seine Gefühle. Er hatte eine Aufgabe, ein Ziel. Er mußte dieses Schmetterlingsmädchen finden.
    Schon bald erreichten sie die Stelle, an der das Einhorn eine deutlich sichtbare Spur hinterlassen hatte. »Hier! Seht ihr es? Wollt ihr immer noch behaupten, daß hier niemand war?«
    »Hier war niemand«, sagte Eins und landete. Zwei folgte seinem Beispiel.
    »Es gibt keine Spur.«
    »Aber sie ist doch hier!« protestierte Merlin. »Seid ihr blind? Das Gras ist niedergetreten, und hier, im weichen Boden, sind sogar die Hufabdrücke.«
    »Niemand war hier«, erwiderten die beiden.
    Merlin gab es auf. Es hatte keinen Sinn, sich weiter mit den kleinen Geschöpfen zu unterhalten. »Ich werde dieser Spur jetzt folgen«, beschloß er. »Danke für den Tip mit dem Fliegen.«
    Die beiden antworteten nicht mehr. Sie hatten Wurzeln geschlagen, und innerhalb weniger Minuten wuchsen sie zu kleinen Bäumchen heran, deren Äste sich gegenseitig umrankten.
    Merlin, der immer noch in der Luft schwebte, setzte seinen Weg jetzt mit energischem »Flügelschlag« fort. Gut zwei Meter über dem Boden jagte er jetzt dahin, der Spur folgend. Er mußte die Blauhäutige mit den bunten Schmetterlingsflügeln und dem langen violetten Haar finden. Unbedingt.
    Dadurch, daß er schnell fliegen konnte, waren seine Chancen natürlich erheblich gestiegen, sie schon bald einzuholen…
    Er stieg höher empor, um besser die Landschaft überblicken zu können. Die Spur des Einhorns konnte er nicht mehr verlieren…
    ***
    Der MÄCHTIGE konzentrierte sich. Er sammelte neue Kräfte und erstarkte wieder. Und er begann das Geschehene eingehend zu analysieren. Zweimal war er zurückgeworfen worden, innerhalb kurzer Zeit. Das fraß an seinem Ich. Ein drittes Mal wollte er sich nicht besiegen lassen.
    Dazu mußte er noch sorgfältiger nachdenken als bisher. Er durfte sich nicht mehr nur darauf beschränken, seinen Hauptgegner in Zamorra zu sehen. Er mußte auch die anderen in seine Überlegungen einbeziehen. Wenn dieser Merlin nicht gewesen wäre, hätte der MÄCHTIGE Zamorra überwinden können.
    Merlin… beim ersten Mal hatte Zamorra ihn vor der Hinrichtung mit dem Ritualschwert durch den MÄCHTIGEN als Amulett gerettet. Angeblich wollte oder sollte dieser Weißbärtige jener Merlin sein, der sich in Wirklichkeit in Caermardhin befand. Bisher hatte der MÄCHTIGE es nicht glauben wollen.
    Es war einfach zu unwahrscheinlich. Er wußte mit untrüglicher Bestimmtheit, daß sich Merlin jetzt in Caermardhin aufhielt. Das Auftauchen dieses alten Mannes mußte einer von Zamorras Tricks sein.
    Aber andererseits – waren sie aus der Zukunft hierher gekommen. Behaupteten sie wenigstens. Hundertprozentig konnte der MÄCHTIGE das nicht feststellen, weil die Zukunft ihm verschlossen blieb. Andererseits wußte er mittlerweile, daß Professor Zamorra die Reise durch die Zeit weitgehend beherrschte, denn er war ihm das erste Mal in ferner Vergangenheit begegnet. Und jetzt war Zamorra hier…
    Wenn es eine Möglichkeit für den MÄCHTIGEN gegeben hätte, nachzuprüfen, ob die Geschichte Zamorras und seiner Begleiter stimmte, hätte er sie sofort ausgeschöpft. Aber so konnte er sich nur an die Fakten halten, die sich ihm jetzt und hier boten.
    Doch daß nicht Zamorra, sondern Merlin den MÄCHTIGEN in Amulett-Gestalt entlarvt hatte, sprach natürlich für seine Fähigkeiten. Vielleicht war er wirklich ein Mann aus der Zukunft, Merlin aus der fernen Zeit, die sich erst noch bilden mußte?
    Wenn es so war, wenn es sich bei ihm wirklich um Merlin handelte, vereinfachte das allerdings vieles. Und dann hätte der MÄCHTIGE mit der Hinrichtung, wenn er sie hätte durchführen können, unter Umständen einen Fehler gemacht, der seine Arbeit wesentlich erschwerte.
    Bis jetzt war ihm nicht richtig klar gewesen, wie er es anstellen sollte, den mächtigen Merlin zum Silbermond oder zu den Wunderwelten zu locken. Wenn Merlin Caermardhin verließ, dann war sein Weg nicht zu verfolgen, und auch nicht zu beeinflussen. Wie soll man jemanden aus seiner
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