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040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes
Autoren: Jo Zybell
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Körper.
    »Nasieste, Pain?« Jagger deutete auf das rote Blut im grauen Schnee. »Dämons bluten nich, oda?«
    Fassungslos blickte Pain auf den Sterbenden hinab. Der Schwarz vermummte Mann zuckte, röchelte und schnappte noch ein oder zwei Mal nach Luft. Nein, das war nicht das Ende eines Dämons, das war der Tod eines menschenähnlichen Wesens. Warum aber trank es dann Blut?
    Und warum sah es so absonderlich aus?
    Der Reverend hob den Kopf und musterte den zweiten Gefangenen. Der starrte auf den Hammer und den nächsten Bolzen in Pains Händen. Er zitterte.
    »Wer bist du?«, krächzte Pain.
    »Nick Avok.« Der Schwarz Verhüllte flüsterte. »Ich leb da drin, seit ich denken kann.« Mit dem Kopf deutete er über die Schulter auf die Klinikfassade.
    »Und seit du denken kannst, säufst du Menschenblut? Verfluchter!« Pain trat nah an ihn heran und hielt ihm das Kreuz unter die flache Nase.
    »Was bleibt uns übrig?« Das Kreuz schien den Mumienmann namens Nick Avok nicht annähernd so zu beeindrucken wie Hammer und Bolzen. »Wir wollen leben… Und um leben zu können, brauchen wir Blut. Frisches Blut…«
    »Eakläa das!«, forderte Jagger.
    »Es gab eine Station für Blutkranke im Westminster Hospital. Etwa zwanzig meist junge Patienten wurden dort zur Zeit des Kometeneinschlags wegen Sichelzellenanämie behandelt, darunter viele Schwarze…« Avok flüsterte jetzt nicht mehr, aber er sprach sehr hastig. Natürlich - er redete um sein Leben.
    »Was füane Sichelmie?« Jagger zog eine begriffsstutzige Miene. Auch der Reverend runzelte fragend die Stirn.
    »Sichelzellenanämie… eine erbliche Amämieform…« Man merkte ihm an, wie es ihn erleichterte, reden zu können. »Sie kam vor allem unter der schwarzen Bevölkerung Großbritanniens vor… und natürlich in afrikanischen Ländern. Die roten Blutkörper können kaum Sauerstoff transportieren und nehmen die Form von Sicheln an…«
    »Und ia seide Nachkomme vonne Kwanke?«
    Avok nickte. »Unser Blut kann überhaupt keinen Sauerstoff mehr aufnehmen. Wir müssten sterben ohne das Blut anderer Wesen…«
    Der Reverend schwieg die ganze Zeit. Er dachte an Therese, und er dachte an die vielen Dämonen, die er im Laufe seines langen Lebens schon vernichtet hatte. So viele waren es gewesen. Aber das hier - das hier war anders, ganz anders…
    »Deada -«, Jagger deutete auf Biglord Sammy, »- sagt, ia wüadet annere Patiende un Äazte gefangehalte.« Drohend schob er sich an den Gefangenen heran. »Issed waa?«
    »Was hätten wir denn tun sollen…?« Schützend hob Avok die Arme über den Kopf. »Wir brauchen doch das Blut! Wir hatten keine Wahl…!«
    Ein Aufschrei ging durch die Menge. Die Erdlochhauser ballten die Fäuste. So zornig waren sie, dass einige ihrer Frauen es wagten, die Lords zur Seite zu drängen und sich auf den Mumienmann zu stürzen. Sie schrien und prügelten auf Avok ein, bis er in den Schnee fiel. Unfähig sich zu bewegen stand Reverend Pain da und beobachtete die tobende Menge. Sein Verstand konnte nicht fassen, was er eben gehört hatte. Doch sein Herz erfasste, dass er einen Menschen getötet hatte. Er war hin und her gerissen zwischen Mitleid und Zorn.
    Der Zorn obsiegte.
    »Halt!« Pain stieß die wütenden Erdlochhauser zur Seite. Er setzte dem Mumienmann den Stiefel auf die Brust und streckte ihm das Kreuz entgegen. »Bist du der Anführer der Blutsäufer?!«
    Avok schüttelte hastig den Kopf. »Wie heißt euer Dracula?«
    »Wer?«
    »Euer Anführer. Euer oberster Vampirgraf!«
    »Hamilton. Lee Hamilton…«
    »Geh rein und hol ihn!« Schwester Thereses liebliches Gesicht lächelte vor Pains innerem Auge. Er musste handeln, wenn es nicht für immer klagend auf ihn blicken sollte. Doch wenn es wirklich Menschen waren und keine Dämonen, durfte er sie nicht töten. Es blieb nur eine Lösung - für seine Rache. »Wenn euer Dracula mich besiegt, verspreche ich euch freien Abzug und Absolution. Doch wenn ich Dracula besiege, müsst ihr die britischen Inseln auf immer verlassen!«
    Das Versprechen kam ihm leicht über die Lippen. Für Pain stand der Ausgang des Kampfes jetzt schon fest. Der Herr würde nicht zulassen, dass diese Unseligen hier weiter ihr Unwesen trieben…
    ***
    Knoxville, 2517 n.Chr. (505 n.CF.)
    Über vier Brücken stürmten die Männer von Godswill den Echsen entgegen. Sie schrien
    »Halluja!« und »Im Namen des HERRN!« und dergleichen.
    Vom inneren Ufer des Grabenrings aus zielte Matt mit dem Driller auf die heran
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