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040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes
Autoren: Jo Zybell
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Lippen; er hatte seine eigenen Worte nicht mehr unter Kontrolle, wusste nicht mal, welchen Psalm er gerade betete. Nur um Therese kreisten seine Gedanken, nur ihr liebes bleiches Gesicht sah er vor sich, nur ihre gütigen, unschuldigen Augen… Endlich kam einer der Lords auf den Gedanken, eine Axtklinge als Hebel zu benutzen. In Höhe des Schlosses drückte er sie zwischen Türblatt und Rahmen.
    »Bissene ganze Schlaue, Liddleload Mac«, lobte Jagger seinen Gefährten. Er packte den Axtstiel, stemmte einen Stiefel gegen die Wand und zog aus Leibeskräften.
    »… ich kam in Jammer und Not, aber ich rief den Namen des HERRN, ach HERR, errette mich…«
    Mac rammte seine Eisenstange unten zwischen Türblatt und Rahmen und riss daran herum. Die Tür sprang auf, der Reverend bekreuzigte sich, Jagger und Mac stolperte an ihm vorbei an die gegenüberliegende Wand, die anderen Lords stürmten den Raum. Gellende Kampfschreie stießen sie aus und schwangen Äxte, Keulen, Fackeln und Stangen.
    »Lasst mich zuerst hinein!« Pain riss Hammer und Bolzen hoch. »Es sind Dämonen ! Was wisst denn ihr, wie man gegen Dämonen…!«
    Schlagartig verstummte das Kampfgeschrei der Lords. Eine Eisnadel schien sich durch Reverend Pains Körper zu bohren, vom Scheitel bis hinunter in seine Zehennägel - er wusste, was die plötzliche Stille zu bedeuten hatte. Er wusste es, bevor er sah, was die Lords sahen…
    Die Fackeln über die Köpfe erhoben standen sie um eine Art Tisch aus schwärzlichem Metall. Spinnennetze spannten sich zwischen seinen Beinen. Auf dem Tisch lag, inmitten von Staubflocken, Deckentrümmer und verrotteten Kabelsträngen, Thereses Körper.
    Das schwarze Gewand war ihr weit über die Knie gerutscht. Pain konnte die einst weiße Haut ihrer Unterschenkel sehen. Jetzt war sie bläulich verfärbt, fast Grau. Zwischen zwei der struppigen Männergestalten enthüllte der Fackelschein ihre nackte Schulter, auch sie schmutzig Grau. Der Stoff des Gewandes darüber war mit einer Klinge aufgetrennt worden.
    Reverend Pains Knie zitterten, während er sich dem Tisch näherte. Die Lords davor wichen auseinander und hielten die Fackeln über Therese.
    Blicklose Augen starrten dem Reverend entgegen. Aus tiefen Bisswunden am Hals rann Blut auf die nackte Schulter und sammelte sich in der Kuhle zwischen Schlüsselbein und Schultermuskel.
    »Allmächtiger GOTT«, flüsterte Pain. Er bekreuzigte sich und schlug dann die Hände vors Gesicht. »Warum lässt du deinen Diener den Sieg der Hölle sehen…?«
    Jagger schob sich an ihm vorbei. »Waane schöne Wooman.« Er betrachtete Thereses Leiche gleichmütig. »Is schade umse, ealich…«
    »Verfluchte Höllenbrut!« Reverend Pain brüllte seinen Schmerz und seine Enttäuschung heraus. Tränen strömten ihm über das Gesicht. Er drückte Therese die Augen zu, kniete vor ihrem Tisch nieder und versuchte seine Gedanken zu einem Gebet zu sammeln.
    Jagger wandte sich an seine Lords. »Bigload Dschimmi! Liddleload Mac! Holt unnse Manna wein!«
    Reverend Pain sah sich erschrocken um. »Was habt ihr vor?«
    »Weaden de ganze Haus duachkämme, biswa de Blutsäufa gefange ham.«
    »Tut das nicht!« Pain sprang auf. »Es sind Nosferatu! Es sind Kreaturen der Hölle! Ihr könnt nichts gegen sie ausrichten !«
    »Awas!« Jagger winkte ab. »Kennse de Loads nich. Hasse keine Ahnung, waswa alles auswichten könne, wenn wa wolle…«
    ***
    Knoxville, 2517 n.Chr. (505 n.CF.)
    »Glaubt an den HERRN und ihr werdet gerettet!«
    Die Familie, die den Laden mit den Marienstatuen betrieb, hatte sämtliche Regale leergeräumt und die Abbilder der Heiligen Jungfrau auf den Platz vor der Basilika geschleppt.
    »Glaubt an die Muttergottes und die Drakullen können euch nichts anhaben!«
    Jedem halbwegs waffenfähigen Mann in Godswill wurde eine Statue in die Hand gedrückt oder um den Hals gehängt. Sechsundachtzig Männer waren es insgesamt. Und Rev'rend Rage thronte auf seiner Maschine und rüstete sie mit Zuversicht und Glauben aus. Jedenfalls versuchte er es. Aus Saint Therese's Last Rest wurden drei Fässer mit Weihwasser gerollt. Der Rev'rend überwachte die Abfüllung in kleine Glaskanülen. Man konnte sie mit den Bolzenpistolen verschießen, die Rage und sämtliche männlichen Einwohner von Godswill in den Gürtelholstern trugen. Davon gab es mehr als genug; Godswill hatte eine regelrechte Manufaktur für diese Waffe entwickelt. Zusätzlich trugen sie jetzt Degen, lange Messer und bajonettähnliche Stangen,
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