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04 - Lebe lieber untot

04 - Lebe lieber untot

Titel: 04 - Lebe lieber untot
Autoren: Kimberly Raye
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Tun fort. Nach einigen weiteren Gebeten machte sie über Evie das Zeichen des Kreuzes und sagte gebieterisch: „Wer bist du, Dämon? Gib dich zu erkennen.“
    Nach jeder Menge Fauchen und Spucken gab der Dämon schließlich die Wahrheit zu: Er war der Geist des verstorbenen Serienmörders aus den Sechzigern. Eins zu null für Ash.
    „Ein Anfänger in der Welt der Dämonen“, sagte Mama zu mir. „Das sollte nicht allzu lange dauern.“ Sie wischte Evies Wangen, die mit Erbrochenem beschmiert waren, mit den in Weihwasser getränkten Taschentüchern ab und befahl dem Dämon, ihren Körper zu verlassen.
    „Verlasse diese Frau“, brüllte sie. Immer wieder. Bis Evie den Mund öffnete und schrie.
    Zuerst war es eine männliche Stimme, aber je lauter die Schreie wurden, umso höher wurde ihre Tonlage, bis hinter dem Altar plötzlich Flammen aufloderten. Evie bäumte sich auf und röchelte noch ein letztes Mal, und dann zog ein abscheulich stinkender grüner Nebel spiralförmig aus ihrem Mund.
    Der Nebel ballte sich zu einer Gestalt zusammen, bis der Schatten einer bösartig aussehenden Kreatur über uns schwebte. Sie sah wie eine Mischung aus einem Drachen und einer Eidechse aus. Ihre Fänge schimmerten im Halbdunkel, und ein gespaltener Schwanz peitschte durch die Luft.
    Mama hörte nicht auf zu beten und drängte den Dämon immer weiter von Evie fort, bis er über Mrs.
    Weisenbaum schwebte. Dann beugte Mama sich vor und riss ihrer Nachbarin das Klebeband vom Mund.
    Mrs. Weisenbaum stieß sogleich eine ganze Salve von Schimpf-Wörtern aus, bevor sie den Mund weit öffnete, als wollte sie zu dem Dämon „mi casa es su casa“ sagen.
    Aber anstatt ihr Angebot anzunehmen und in sie hineinzutauchen, wich der Dämon zurück. In der nächsten Sekunde wurde mir auch klar, weshalb.
    Aus dem Mund der alten Frau stieg ein nahezu identischer Nebel empor und schwebte gleich über ihrem Gesicht. Ich hörte ein Zischen und ein „Such dir gefälligst deinen eigenen scheiß Körper“, bevor Mrs.
    Weisenbaum den Nebel wieder in sich einsog und die Lippen aufeinanderpresste. Ihre Augen blitzten kurz leuchtend gelb auf, dann nahmen sie wieder ihre normale Färbung an.
    Tja. Das erklärte so einiges.
    „War ja klar“, murmelte Mama. Sie packte ihr Kruzifix und hielt es in die Höhe. „Und jetzt kann der Dämon nirgendwo mehr hin.“
    Wer hätte auch ahnen können, dass Dämonen etwas gegen Wohngemeinschaften hatten?
    Eine Welle der Panik stieg in mir auf, und meine Gedanken überschlugen sich. „Und was machen wir dann? Jetzt?“
    Ihr Blick wanderte von dem Dämon zu Mrs.
    Weisenbaum und dann zu mir. „Wir rennen.“
    Ich hatte schon die Hälfte des Raumes durchquert (dank meiner übernatürlichen Füße), ehe ich das gequälte Heulen hörte. Es bohrte sich tief in meine Ohren und gab der Panik neues Futter. Ich beschleunigte meine Schritte und war schon so kurz vor der Tür, als ich fühlte, wie sich ein eisiger Griff um meinen Hals wand.
    Irgendetwas riss meinen Kopf zurück, und mit einem Mal lag ich rücklings platt auf dem harten Fußboden.
    Ich starrte hoch und sah sofort den Dämon über mir schweben, das Maul so weit aufgerissen, dass ich direkt auf seine glitzernden Fänge starrte.

27

    „Du bist so was von im Arsch“, fauchte er.
    „Meinst du?“ Kaum hatte ich das gesagt, da spürte ich, dass mich irgendetwas Glühendheißes mitten in die Magengrube traf. Ich keuchte auf, und mein Mund öffnete sich. Der Dämon verwandelte sich mit einem Puff! wieder in Nebel und bewegte sich in kleinen kreisförmigen Bewegungen auf mich zu.
    Eine Hitzewelle erfasste mich, glitt über meine Zunge, meine Kehle hinunter, in meine Brust, meinen Unterleib und bis hinunter in meine Zehen.
    Dann überkam mich eine grauenhafte Gewissheit: Ich - der Dämon, der Dämon - ich. Nein!
    Ich war ein Vampir. Ich trug das Kruzifix und das Amulett. Meine Hände tasteten über meine Kehle, aber ich spürte nichts als juckende, entzündete Haut. Aus den Augenwinkeln erspähte ich etwas golden Schimmerndes auf dem Boden. Entweder hatte ich sie verloren, oder jemand hatte sie abgerissen. So oder so, jedenfalls waren sie weg. Weg.
    Ich konnte doch nicht...
    Ich würde nicht ...
    Neeeeiiiin!
    Ich rappelte mich mühsam hoch und versuchte einen Schritt zu machen, aber das Feuer, das in mir loderte, wurde noch heißer ... alles verzehrend. Meine Beine zitterten, und der ganze Boden bebte. Ich hörte Mamas Stimme irgendwo rechts von mir, aber ich konnte sie
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