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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker
Autoren: Marion Chesney
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wanderten seine Lippen zu ihrer Brust. Clarges
Street, Rainbird, Lizzie und alle anderen lösten sich in genüsslicher warmer
Schwärze auf, als sich der Wüstling und die Reformerin von neuem daran machten,
einander zu erforschen.

Elftes Kapitel

    Rainbird war auf
dem Weg zurück in die Clarges Street, nachdem er wieder einmal vergeblich am Berkeley
Square vorgesprochen hatte. Graves, der Butler, der misstrauisch und
eifersüchtig auf Rainbird war, weigerte sich, ihm irgendwelche Nachrichten von
seiner Herrin zu übermitteln, und dieses Mal hatte er ihm sogar die Tür vor der
Nase zugeschlagen.
    Was ist
aus all den einträglichen Einladungen geworden, die wir uns von Lord Guy
erhofft hatten? dachte Rainbird. Diese Orgie mit den Freudenmädchen konnte man
ja wohl kaum als gesellschaftliches Ereignis werten.
    Er war
heftig versucht gewesen, Esthers Angebot anzunehmen, und sei es nur, um Graves
auf seinen Platz zu verweisen. Aber, dachte Rainbird, der sich entschloss, fair
zu sein, er selbst würde es auch schwernehmen wenn ihm ein anderer Butler seine
Stellung in der Clarges Street streitig machen wollte.
    Joseph
begrüßte ihn, als er den Aufenthaltsraum der Diener betrat.
    »Sieht
aus wie ein Päckchen von Mylord«, sagte Joseph. »Es ist mit der
Morgenpost gekommen.«
    »Bemerkenswert
ruhig da unten«, sagte Rainbird und deutete auf den Fußboden. Manuel hatte die
ganze Woche, seitdem er eingesperrt war, geschimpft und geschrien.
    Rainbird
erbrach das Siegel. Sein Gesicht nahm einen enttäuschten Ausdruck an, als er
den Brief las. Die anderen drängten sich um ihn.
    »Mylord«,
begann Rainbird ernst, »hat Miß Jones in Brighton geheiratet. Aber«, fuhr er
fort, »er kommt nicht nach London zurück. Er schickt mir einen Wechsel für
unsere Löhne bis zum Ende der Saison; die Summe reicht außerdem aus, dass zwei
von uns Manuel zur Küste und auf ein Schiff bringen können. Mir scheint, der
verdammte Kerl soll auch noch dadurch belohnt werden, dass er nach Portugal
zurückgeschickt wird, um dort weiter schreiben zu können. Wir wollen hoffen,
dass er sich als guter Journalist erweist, denn er war ein schlechter Diener.«
    »Das
sind sehr gute Neuigkeiten, Mr. Rainbird«, meinte Lizzie, der Manuel insgeheim
leid tat. »Und ich halte es für sehr anständig, dass Lord Guy unsere Löhne
weiterzahlt. Vielleicht findet Mr. Palmer noch einen anderen Mieter. Die Saison
hat ja
    gerade
erst begonnen.«
    »Ich
hatte auf Einladungen gehofft«, erwiderte Rainbird. »Auf gute Trinkgelder
während der Saison. Auf der anderen Seite ist der ungünstige Stern, unter dem
das Haus stand, jetzt wohl gewichen. In letzter Zeit ist hier niemand mehr
ermordet oder zugrunde gerichtet worden. - Da ist ja auch ein Brief von
Lady Guy. Sie schreibt ... lasst sehen ... Wenn ich immer noch eine Stelle in
ihrem Haushalt wünsche, dann soll ich ihr schreiben. Sie gibt die Adresse des
Earl of Cramworth in Yorkshire an.«
    »Sie
haben doch nicht etwa daran gedacht, uns zu verlassen!« rief Lizzie voller
Angst aus.
    »Nein«,
sagte Rainbird ärgerlich, »aber du schon.«
    »Das
war etwas anderes«, sagte Lizzie und ließ den Kopf hängen. »Ich habe damals
nicht recht gewusst, was ich tat.«
    »Was
schreibt sie noch?« fragte Dave.
    »Sie
schreibt, sie sei mir für alles dankbar, und das einzige, was sie bereue, sei,
dass sie ihren Ruf ruiniert habe. Nun, der ist gerettet, dank Mylord.«
    Bevor
Lord Guy London verlassen hatte, um nach Brighton zu fahren, hatte er Rainbird
einen kurzen Brief ausgehändigt, den dieser vervielfältigen und allen Zeitungen
zustellen sollte. Dem Brief beigelegt war ein mitreißender Bericht über
Charlottes Errettung durch Est er. Die Zeitungen, die froh waren, etwas
Erfreuliches berichten zu können, hatten den Bericht veröffentlicht. Im Anschluss
daran waren in den Schaufenstern der Buchhändler Stiche aufgetaucht, die Esther
als strenge Britannia zeigten, die Charlotte mit festem Griff umklammerte und
der dekadenten Gesellschaft eine Strafpredigt über ihr verwerfliches Tun hielt.
    »Ich
geb' dem da unten lieber mal was zu essen«, sagte Angus. »Soll ich ihm die gute
Nachricht auch gleich überbringen - dass er nach Portugal gehen kann?«
    »Ich
komme mit dir«, sagte Rainbird. »Manuel ist verdächtig still. Er wartet
womöglich hinter der Kellertür, um uns zu überfallen. Ich bin immer noch der
Ansicht, dass du ihn hättest fesseln sollen, Angus.«
    »Er
kann es doch mit einem wie mir nicht aufnehmen«, meinte der
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