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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker
Autoren: Marion Chesney
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Koch.
    Angus
stellte einen Teller mit ein paar Scheiben Fleisch, Brot und eingelegtem Gemüse
und einen kleinen Krug Bier auf ein Tablett.
    Rainbird
legte die Briefe auf den Tisch und folgte dem Koch zur Kellertreppe.
    »Es ist
wirklich sehr still da unten«, sagte Rainbird mit einem unguten Gefühl. »Lass
mich vorausgehen, Angus.«
    Er ging
die Kellertreppe hinunter und blieb einen Augenblick lauschend stehen. Dann
stellte er die Kerze auf den Boden neben die Tür, drehte den Schlüssel um und
stieß sie dann mit dem Fuß auf.
    Stille.
    »Manuel«,
rief Rainbird
    »Nehmen
Sie das Licht« sagte Angus.
    Rainbird
hob die Kerze hoch und ließ ihr Licht in den Keller fallen.
    Manuel
saß am Tisch sein Kopf war an die Wand gelehnt und seine Augen geschlossen.
    »Bei
allen Heiligen«, flüsterte Angus hinter ihm. »Der Mann ist tot.«
    Rainbirds
Hand, die die Kerze hielt, begann zu zittern.
    »Es ist
dieses verdammte Haus!« rief er. »Es, liegt ein Fluch darauf. Tod, nichts als
Tod und Gewalt! Es wird uns nicht loslassen, Angus. Es wird uns festhalten, bis
wir selbst tot sind.«
    Eine
klägliche leise Stimme sagte: »Ich bin nicht tot. Ich wünschte, ich wäre es.«
    »Manuel!«
rief Rainbird und wäre vor Erleichterung fast in Tränen ausgebrochen. »Du bist
frei, und wir haben gute Nachrichten für dich. Komm rauf!«
    Er und
Angus MacGregor führten Manuel aus seinem unterirdischen Gefängnis nach oben in
den Aufenthaltsraum der Diener, in dem alle versammelt waren.
    Rainbird
bot Manuel einen Platz am Tisch an und gab ihm sein Notizbuch, die
Zeitungsausschnitte und die Briefe zurück, die Lord Guy mitgeschickt hatte.
    Dann
erzählte er ihm langsam und ausführlich, dass Mylord Geld gesandt hatte, damit
er nach Portugal zurückkehren und weiter schreiben könne.
    Manuel
blickte sich völlig verblüfft um. »Ich, ich soll frei sein?« fragte er.
    »Ja«,
sagte Angus kurz angebunden. Er war schon wieder drauf und dran, seine
Erleichterung, Manuel lebend vorgefunden zu haben, zu vergessen.
    Manuels
schwarze Augen begannen zu glänzen. »Es liegt sicherlich daran, dass Mylord
mich für einen, guten Schriftsteller hält. Hier! Ich lese euch etwas vor.«
    Er
begann einen Bericht über das Leben in Portugal vorzulesen.
    Angus
verbesserte mit ätzenden Bemerkungen Manuels Englisch, aber als der Diener
keinen Anstoß daran nahm, sondern nur aufmerksam zuhörte und die Verbesserungen
anbrachte, ließ sich der Koch mitreißen. Er zog einen Stuhl neben Manuel und
lauschte mit wachsendem Interesse.
    »Ich muss
sagen«, meinte der Koch und kratzte sich den Kopf wund, als Manuel geendet
hatte, »dass du recht gut schreiben kannst. Aber das ändert meine Meinung über
dich nicht. Ich bin immer noch der Ansicht, dass du kein sehr angenehmer
Zeitgenosse bist, mit deinen Messern und den ganzen boshaften Sachen, die du in
dein Buch da über uns geschrieben hast.«
    Manuel
machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das habe ich nur geschrieben, weil ich
wußte, dass ihr misstrauisch wart und vielleicht mein Zimmer durchsuchen
würdet. Das Leben ist nicht so einfach gewesen. Die anderen englischen Diener
in den Kasernen waren grausam zu mir. Da habe ich beschlossen, dass ich die
englischen Diener nicht mag- Aber ich habe meine Meinung geändert.
Verzeiht ihr mir?«
    Die
anderen sahen einander voller Zweifel an, aber Lizzie hatte Manuels Bericht
gefallen, und sie war froh, dass er frei war. »Ja«, sagte sie. »Wenn man sich
vorstellt, dass Sie Franzose sind! Wenn Sie kein Franzose wären, könnten Sie uns
einige der spanischen
    Tänze
zeigen, von denen wir gehört haben.«
    »Ich
kann sie«, rief Manuel und sprang auf. »Ich zeige sie euch. Ich habe keine
Kastagnetten, aber vielleicht zwei Löffel …?«
    Joseph
holte seine Mandoline und Angus zwei Löffel. »Ich weiß nicht, ob es so richtig
ist«, sagte Joseph zögernd und schlug zwei Saiten zum Auftakt an.
    Bald hüpfte
Manuel leichtfüßig herum und schlug, die Löffel wie Kastagnetten aneinander.
    »Jetzt
sind die Damen dran«, sagte er und ergriff Alice an der Hand. »Und sie muss
eine Mantilla haben.«
    Lachend
zog Jenny einen Spitzenvorhang aus ihrem Nähkorb, und sie steckten ihn an
Alices goldenem Haar fest.
    Die
anderen lachten und klatschten Beifall, als Alice mit ihren üblichen langsamen
Bewegungen, aber in liebenswürdiger Unterwürfigkeit, nachahmte, was Manuel ihr
beibrachte.
    Rainbird,
der sich plötzlich ganz bedrückt fühlte, verließ heimlich den Raum und ging
nach oben,
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