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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker
Autoren: Marion Chesney
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an, den vor zwei Jahren
eine hoffnungslose Leidenschaft für die Kammerzofe der Mieter erfasst hatte und
der immer noch nicht darüber hinweg war.
    Uneingeschüchtert
zupfte sich Joseph ein Fußelchen von seinem Samtärmel und fuhr fort: »Außerdem
bin ich der Ansicht, dass es nicht ganz richtig ist, dass wir ihn alle
begrüßen.« Er schaute verächtlich auf Lizzie und Dave, die ihren Platz am Ende
der Empfangsreihe eingenommen hatten.
    »Du
widerst mich an, du Waschlappen«, fuhr ihn Angus MacGregor, der heißblütige
Koch vom schottischen Hochland, knurrend an. »Lizzie hat mehr von einer Lady an
sich, als du je von einem Gentleman an dir haben wirst.«
    Lizzie,
das Spülmädchen, sah bekümmert aus. Sie hatte sich am Tage ihrer Ankunft in den
Lakaien verliebt, und sie liebte ihn immer noch, auch wenn sie seine
Unzulänglichkeiten inzwischen recht gut erkannte.
    »Vielleicht
ist sein Diener ein großer, grausamer Soldat«, meinte Dave fröhlich, »der
nichts gegen eine kleine Rauferei mit einem Lakaien einzuwenden hat.«
    »Bitte
nicht«, sagte Lizzie voller Kummer. »Wir haben den ganzen Winter fast nie miteinander
gestritten. Wir wollen nicht jetzt damit anfangen.«
    »Dumme
Lizzie«, sagte die flinke, dunkelhaarige Jenny, das Stubenmädchen. »Wir sind
doch alle so aufgeregt. Und das war der erste Winter, in dem wir genug zu essen
hatten und genug Kohlen, um uns zu wärmen. Ich weiß, dass wir eine wunderbare
Saison vor uns haben. Was ist jetzt wieder los, Liz?« fragte sie ärgerlich, als
sie sah, dass ein Schatten über das Gesicht des Spülmädchens flog. »Du wirst
doch nicht eine deiner Vorahnungen haben.«
    »Ich habe
nur das Gefühl«, sagte Lizzie vorsichtig, »dass ein Gentleman, der seine ganze
Jugend auf dem Schlachtfeld verbracht hat, kein ruhiges Leben führen will.«
    »Man
hätte ihr nicht Lesen und Schreiben beibringen sollen«, spottete Joseph.
»Erziehung verwirrt den Kopf.« Er fand in letzter Zeit wieder Gefallen daran,
auf Lizzie herumzuhacken, eine hässliche Angewohnheit, von der alle geglaubt
hatten, er hätte sie abgelegt.
    »Also«,
sagte Angus MacGregor, »der größte Wirrkopf hier bist du, und du bist kaum imstande,
ein Buch zu lesen.«
    »Pschscht!«
machte Rainbird. »Ich höre eine Kutsche kommen!«
    Er riss
die Haustür auf. Aber die Kutsche fuhr vorbei.
    »Noch
nicht«, sagte er enttäuscht. »Ich frage mich, was Seine Lordschaft aufhält!«

    »Ich glaube, wir
sollten uns allmählich auf den Weg machen«, sagte Lord Guy Carlton mit Bedauern
und stellte sein leeres Glas auf den Tisch. Er und sein Freund, Mr. Tommy Roger
mit Spitznamen Jolly Roger - hatten unterwegs eine Pause eingelegt, um
etwas zu sich zu nehmen.
    »Nur
keine Eile«, meinte Mr. Roger. »Lass uns noch ein Fläschchen -trinken. Du
siehst gesund und munter wie ein Fisch im Wasser aus. Wenn. dich der Colonel
jetzt sehen könnte, würde er dich mit dem nächsten Schiff zurück auf deinen
Posten schicken.«
    »Ich
gehe zurück, wenn ich bereit dazu bin«, sagte Lord Guy gedehnt. »Noch eine
Flasche, das ist die Idee. Dieses Fieber war das Beste, was uns seit einer
Ewigkeit zugestoßen ist. ich weiß nicht, wie's dir ergeht, aber mir ist seitdem
klar, was ich will.«
    »Und
ich hätte gedacht, du würdest nie auf das Schlachtfeld verzichten, du altes
Streitroß«, meinte Mr. Roger liebevoll. »Du hast geschworen, weiterzukämpfen,
bis Napoleon am Ende ist. Ich weiß nicht, wie du es all die Jahre durchstehen
konntest.«
    »Das
weiß ich auch nicht«, stimmte Lord Guy freundlich zu. Er zog ein hübsches
Serviermädchen auf seinen Schoß, küsste es auf den Mund und trug ihm auf, noch
eine Flasche vom besten Wein zu bringen. Das Mädchen ging kichernd ins Haus.
    »Verschwende
deine Energie nicht auf Serviermädchen«, sagte Mr. Roger. »Ich habe vor, mich
in London mit der Allerschönsten zu verwöhnen.«
    »Nur
mit einer?«, spottete Lord Guy. »Ich will sie dutzendweise.«
    Die
beiden Männer, die etwa im selben Alter waren, waren ein seltsam
gegensätzliches Paar. Mr. Roger war untersetzt und dunkelhäutig, er hatte
kräftiges schwarzes Haar. Er steckte, immer noch in seiner scharlachroten
Regimentsuniform, und ohne sein Pferd sah er so merkwürdig aus wie ein auf dem
trockenen Land schwankender Seemann ohne sein Schiff, denn er hatte ausgeprägte
0-Beine.
    Lord
Guy war hochgewachsen, schlank und blond. Sein unternehmungslustiges Gesicht
mit der schmalen geraden Nase war leicht von der Sonne gebräunt, und
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