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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker
Autoren: Marion Chesney
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schlanker, hochnäsiger Diener schaute ihn verächtlich an. »Du lässt
dir Zeit, Bursche, hah?« bemerkte er mit ausgesuchter Unverschämtheit. Er trat
zur Seite und gab den Blick auf die beiden Herren frei, die die Treppe
heraufkamen.
    »Nun,
es sieht nicht schlecht aus«, sagte Lord Guy, als er mit Mr. Tommy Roger die
Eingangshalle betreten hatte. »Ganz und gar nicht schlecht«, sagte er, und
seine frechen blauen Augen richteten sich auf Alice.
    Rainbird
begann, die Diener der Reihe nach vorzustellen. Unter der Mütze des Kochs
quollen zarte Rauchfahnen von der brennenden Zigarre hervor. Rainbird, schlug
MacGregor auf den Kopf, als er sich unbeobachtet fühlte, in der Hoffnung, sie
zu löschen. Als Lord Guy bei den Frauen angelangt war, bezauberte er Mrs.
Middleton mit einem hinreißenden Lächeln; Jenny grinste er an, Lizzie blinzelte
er zu, und Alice packte er um die Taille, zog sie an sich und gab ihr einen
zärtlichen Kuss mitten auf den Mund.
    Alice
schaute völlig fassungslos zu ihm auf.
    »Mylord«,
sagte Rainbird, der an sich halten musste, »Sie werden Ihre Gemächer sehen
wollen.«
    Mrs.
Middleton nahm Alice, die immer noch mit offenem Mund dastand, fest an die Hand
und führte sie nach unten. Dabei machte sie den anderen Frauen ein Zeichen, ihr
zu folgen.
    »Bereiten
Sie mir ein Bad, ja?« sagte Lord Guy. »Rainbird, das war doch Ihr Name, wenn ich
richtig gehört habe. Das ist mein Diener, Manuel. Sorgen Sie gut für ihn. Er
ist ein famoser Bursche.«
    Es gab
einen lauten Knall, als Mr. Tommy Roger auf den Fliesenboden hinschlug und zu
schnarchen begann.
    »Und
kochen Sie schwarzen Kaffee«, sagte Lord Guy. »Ich habe nicht vor, meinen
ersten Abend in der Hauptstadt allein zu feiern. Sorgen Sie bitte dafür, dass
Mr. Roger wieder nüchtern wird, nachdem Sie mein Bad bereitet haben.«
    »Ja,
Mylord«, sagte Rainbird hölzern.
    »Und
schicken Sie mir die blonde Schönheit hinauf, damit sie mir den Rücken
schrubbt.«
    »Selbstverständlich,
Mylord«, sagte Rainbird, sich
entschieden hatte, ihm zunächst seinen Willen zu lassen. Er war davon
überzeugt, dass Lord Guy ebenso betrunken wie sein Freund war und wahrscheinlich
in der Badewanne einschlafen würde. Er führte ihn nach oben.
    Das
Erdgeschoß des Hauses bestand aus dem vorderen und dem hinteren Salon, der
erste Stock aus dem Speisezimmer und dem Schlafzimmer. Im Stockwerk darüber
waren noch einmal zwei Schlafzimmer, und ganz oben befanden sich Dachstuben.
    Mit
Ausnahme der kleinen Lizzie, die sich regelmäßig unter der Pumpe wusch,
runzelten die Diener über die Unsitte des Waschens die Stirn, da sie sie für
eine gefährliche Angelegenheit hielten. Baden war gesundheitsschädlich. Das war
schließlich allgemein bekannt.
    Es
dauerte deshalb auch geraume Zeit, bis man Mylords Bad bereitet hatte, da sich
besagtes Bad im Keller befand und zur Aufbewahrung des Feuerholzes diente.
    Schließlich
trugen Joseph und Rainbird den sargartigen Zuber die Treppe hinauf. Rainbird
befahl Angus und Dave, die Kannen mit heißem Wasser hinaufzuschleppen, da er
nicht wollte, dass eines der Mädchen allein mit Lord Guy war, der
offensichtlich - das hatte Rainbird schnell erkannt - ein Wüstling
und Weiberheld war.
    In der
Zwischenzeit hatte sich Lord Guy eine Flasche Champagner zu Gemüte geführt. Sie
hatte bewirkt, dass seine blauen Augen noch verruchter blickten und dass er
munterer denn je war.
    Mit
Unterstützung von Manuel, seinem spanischen Diener, entkleidete er sich und
sank in die Badewanne. »He, Manuel«, sagte er, »bring mir das wunderbare
Geschöpf herauf.«
    Manuel verbeugte
sich, da er in dem »wunderbaren Geschöpf« auf Anhieb Alice erkannte.
    Er ging
die Treppen hinunter und in den Aufenthaltsraum der Diener, -wo sich
gerade alle angeregt über den neuen Mieter unterhielten. Ihre Stimmen
verstummten, und sie musterten ihn schweigend. Manuel war klein von Statur, er
trug eine schwarze Samtlivree, die mit pinkfarbenen Seidentressen verziert war.
Sein Haar war glatt und schwarz wie glänzendes Leder und seine Haut olivfarben.
Mit seinen feuchten dunklen Augen, der schmalen kleinen Nase und den leicht
hervorstehenden Zähnen in seinem kleinen Mund erinnerte er an ein Kaninchen.
    Er
machte vor Alice einen Diener. »Mylord wünscht dich«, sagte er.
    Alice
errötete, wollte aber mitgehen.
    »Nein«,
sagte Rainbird. »Wenn Mylord etwas wünscht, dann bringe ich es ihm oder
Joseph.«
    Der
Diener zuckte die Achseln. Dann ging er auf Alice zu, ergriff die
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