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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker
Autoren: Marion Chesney
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Hand des
Mädchens und wollte sie hinter sich herzerren. Rainbird sprang herzu, zog Alice
weg und gab Manuel einen heftigen Stoß.
    Manuel
griff in seine Tasche und zog ein langes Messer hervor, das er Rainbird an die
Kehle setzte. »Du«, sagte er zu Alice über die Schulter des Butlers hinweg,
»gehst nach oben, oder ich schlitze ihm die Kehle auf.«
    Eine
unnatürliche Stille breitete sich unter den Dienern aus. Dann rollte Angus
MacGregor einen Ärmel hoch, griff mit seinem behaarten Arm um Rainbird herum u
nd packte den spanischen Diener an seinem Halstuch. Manuel versuchte, Rainbird
einen Messerstich zu versetzen, aber Jenny, das Stubenmädchen, grub ihre
starken Zähne in sein Handgelenk, und er ließ das Messer klappernd fallen.
MacGregor stemmte den erschrockenen Spanier hoch und schüttelte ihn kräftig;
Manuel schrie wie ein verwundetes Tier.
    »Was,
zum Teufel, geht hier vor?« fragte eine kalte Stimme von der Tür her.
    Die
Frauen brachen in ebenso lautes Geschrei wie Manuel aus und schlugen die Hände
vor die Augen; Mrs. Middleton linste allerdings zwischen den Fingern hindurch.
Es war ein Anblick, den sie noch nie gesehen hatte und wahrscheinlich auch nie
wieder sehen würde.
    Lord
Guy stand da, tropfnass und splitterfasernackt.
    »Ich
möchte wissen«, fragte er noch einmal, »was Sie da mit meinem Diener machen?«
    »Er hat
versucht, Alice mit Gewalt nach oben zu zerren«, sagte Rainbird. »Und dann hat
er ein Messer gezogen.«
    »Oh«,
machte Lord Guy verblüfft. »Willst du mir nicht den Rücken schrubben, Alice?«
    »Nein«,
murmelte Alice.
    Er
zuckte mit den Schultern. »Na, dann eben nicht«, meinte er fröhlich. »Manuel,
komm mit mir. Dein Messer darfst du nie wieder benutzen. Ach, Rainbird, und Sie
versuchen, Mr. Reger den Kaffee einzuflößen. Der Abend ist gerade erst angebrochen,
und ich habe Lust, mich, zu amüsieren.«
    Er
schlenderte hinaus und präsentierte dabei den peinlich berührten Dienern sein
unverschämtes muskulöses Hinterteil. Sein spanischer Schatten folgte ihm auf
dem Fuß.
    »Ach du
liebe Zeit«, klagte Rainbird. »Was wird das für eine Saison werden! Joseph, du musst
mir mit Mr. Reger helfen. Und Angus, du bringst uns reichlich Kaffee.«
    Sie
führten Mr. Reger etwa eine Stunde auf und ab und gossen ihm von Zeit zu Zeit
heißen schwarzen Kaffee die Kehle hinab; schließlich gelang es ihnen, ihn nach
oben in sein Schlafzimmer zu bringen. Lord Guy hatte das große Schlafzimmer
hinter dem Speisezimmer gewählt, so dass sie Mr. Reger in das vordere Schlafzimmer
ein Stockwerk darüber schafften.
    Rainbird
gab Joseph ein Zeichen, er solle Mr. Roger die Stiefel ausziehen.
    »Was
macht ihr da?« fragte Mr. Reger heftig.
    »Wir
wollen Ihnen beim Ankleiden helfen«, erklärte Rainbird.
    »Ich
brauche mich nicht anzuziehen. Ich bin schon angezogen. Oh, mein Kopf!« Mr.
Reger torkelte durch das Zimmer und erbrach sich in den Kamin. Joseph wurde
grün und legte eine Hand auf seinen rebellierenden Magen.
    »Bist
du fertig, Jolly Reger?« ertönte, Lord Guys fröhliche Stimme von unten.
    Mr.
Reger erholte sich erstaunlich schnell. »Ich komme«, brüllte er.
    »Na,
geht's dir besser?« rief Seine Lordschaft.
    »Viel
besser. Ich habe gerade in den Kamin gekotzt.«
    »Das
war genau das, was du gebraucht hast. Komm herunter.«
    Rainbird
und Joseph folgten Mr. Reger hinaus. Auf dem ersten Treppenabsatz wartete Lord
Guy, und in seinen Augen stand ein belustigtes Lächeln. Er sah makellos aus in
seinem Abendanzug schwarzer Überrock, rehbraune Seidenhosen und Pumps -
und unter dem Arm trug er einen flachen Zweispitz.
    Er hob
sein Monokel ans Auge und musterte Mr. Reger.
    »Verdammt
noch mal«, sagte er, »da kommt die Jammergestalt des
    Regiments.«
    »Wollen
Sie später zu Abend essen, Mylord?« fragte Rainbird.
    »Ich
denke, wir werden außer Haus essen«, antwortete Lord Guy. Er hakte sich bei Mr.
Reger ein, und die beiden gingen die Treppe hinunter und auf die Straße hinaus.
    Jenny
brauchte, obwohl Alice ihr half, eine ganze Stunde, um Lord Guys Schlafzimmer,
in dem die Kleider achtlos zusammen mit den nassen Handtüchern auf dem Boden
lagen und lauter leere Gläser herumstanden, in Ordnung zu bringen, während
Rainbird und Joseph das Badewasser in Kannen füllten und die Wanne wieder nach
unten trugen. Rainbird bemerkte mit düsterer Miene, dass das Wasser so sauber
wie zuvor war, was nur bewies, dass Mylord zu denen gehörte, die es mit dem
Waschen übertrieben.
    »In der
Zeitung
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