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0398 - Herr der blauen Stadt

0398 - Herr der blauen Stadt

Titel: 0398 - Herr der blauen Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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quer über den Dschungelpfad. Von dort aus konnte die Anakonda sich auf ihre Opfer fallen lassen, wie es ihrer Art entsprach.
    Trevor hatte die Schlange noch nicht bemerkt. Er keuchte und ächzte und übertönte damit die leisen Geräusche, die die Schlange nicht vermeiden konnte.
    Trevor erhob sich jetzt und streifte die letzten Schlingen ab. »Endlich«, stieß er hervor. »Dann will ich mal sehen, daß ich dich auch freibekomme.«
    Er kauerte sich neben die Studentin.
    »Du könntest vielleicht versuchen, mich ein paar Meter seitwärts zu schleppen«, schlug sie vor.
    »Warum?«
    »Schau mal nach oben«, empfahl sie. Trevor legte den Kopf in den Nacken.
    In diesem Moment besaß die Riesenschlange die Unfreundlichkeit, sich fallen zu lassen.
    ***
    Unwillkürlich machte Rob Tendyke ein paar Schritte zurück. Er konnte sich nicht so schnell bewegen, wie er es gewohnt war, da der Schlamm an seinen Stiefeln saugte. Die Schlangen dagegen waren leicht und glitten über den Morast, fast ohne einzusinken.
    Das Licht der Feuerzeugflamme reichte nicht aus, zu erkennen, welcher Unterart diese kleinen Biester angehörten. Aber es war absolut sicher, daß sie zu einer hochgiftigen Sorte gehörten. Etwas anderes wäre sinnlos gewesen… Es brachte nichts, Schlangen in diesen schmalen, niedrigen Gang zu setzen, wenn diese nicht tödlich zupacken konnten.
    Das war natürlich eine Hübsche Absicherung…
    Tendyke nickte anerkennend. Die Erbauer dieses Tempels hatten auch eiskalt einkalkuliert, daß jemand den geheimen Zugang dieses Verlieses finden würde. Deshalb gab es hier diese Schlangen. Wenn die Indios kamen, um ihren Gefangenen abzuholen, würden sie mit ziemlicher Sicherheit die Giftschlangen vorher entfernen.
    Der Abenteurer schmunzelte. Die Indios hatten wirklich an alles gedacht – nein, an fast alles. Sie hatten übersehen, daß es einen Gefangenen geben könnte, der reichlich ungewöhnliches Schuhwerk trug. In dieser Zeit gab es allenfalls offene Riemensandalen, sofern man nicht gleich barfuß ging. Da waren kleine, flinke Giftschlangen wie die, die sich jetzt um Tendykes Stiefelschäfte ringelten, geradezu ideal. Sobald ein ungeschützter Fuß in ihrer Nähe auftauchte, konnten sie zubeißen.
    Das taten sie auch hier, bloß waren die Füße nicht ungeschützt. Das Stiefelleder war hart, und die Schlangenzähne schrammten nur wirkungslos daran entlang. Kleine Gifttröpfchen glitten an der Oberfläche abwärts, ohne Schaden anzurichten.
    Eine der Schlangen versuchte jetzt am Schaft des linken Stiefels hochzuklettern, um das Hosenbein zu erreichen. Das Leder der Hose war etwas weniger stabil, und es bestand die Möglichkeit, daß die Zähne dort durchdrangen.
    Damit war Tendyke nicht einverstanden. Er näherte die Hand mit dem brennenden Feuerzeug der kecken Giftschlange, die vor der Flamme zurückwich und ihr Vorhaben aufgab. Tendyke schmunzelte. Er schritt jetzt wieder vorwärts und betrat den Gang. Er mußte sich bücken, um sich darin bewegen zu können, aber das machte ihm nicht viel aus. Er schritt zwischen den Giftschlangen vorwärts, die ihm nichts anhaben konnten.
    Er durfte nur nicht stolpern und auf Händen und Knien landen.
    Allmählich ging’s vorwärts. Der Gang machte eine Biegung und endete vor einer weiteren Steintür.
    »Jetzt wird’s interessant«, murmelte der Abenteurer. Er hoffte, daß er den Mechanismus zum Öffnen dieser Tür schnell fand. Ansonsten bestand die Gefahr, daß die Schlangen doch in größeren Mengen an seinen Stiefeln emporkrochen, während er nach dem Mechanismus suchte und sich nicht mehr so intensiv um die Reptile kümmern konnte.
    Aber der Hebel befand sich in absolut erreichbarer Höhe. Offenbar ging es darum, die Tür von innen möglichst schnell öffnen zu können, falls man doch eine Schlange beim Ausräumen vergessen haben sollte…
    Und barfüßige Gefangene oder Sandalenträger kamen ohnehin nicht lebend bis hierher.
    Ein paar der Reptile schickten sich wieder an, an Tendykes schlammverschmierten Stiefeln emporzukriechen. Er streifte sie ab. »He, stellt euch hinten an. Macht mal ’ne schöne lange Schlange auf. Wie in New York City zur rush-hour oder an der Kasse im Supermarkt.«
    Er betätigte den Hebel.
    Die Steinplatte versank fast völlig im Boden. Ein Rest von etwa zwanzig Zentimetern Höhe blieb stehen; eine Schutzbarriere, die die Giftschlangen nicht so schnell überwinden konnten.
    Wie die Indios die Reptile aus dem Gang bekamen, wenn sie ihn selbst benutzen
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