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0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

Titel: 0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder
Autoren: Wir suchten Jerry Cottons Mörder (2 of 3)
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sitzt dir bis zum Heft im Bauch.«
    »Du bist mir zu dumm«, sagte Lincester und versetzt dem Mann mit der Linken plötzlich einen so gewaltigen Stoß vor die Brust, daß er rückwärts auf den Hof hinausgewirbelt wurde wie ein welkes Blatt im Sturm. »Mit einem Messer!« schnaufte Lincester verächtlich. »Ein Messer braucht man, um Vieh zu schlachten. Mit einem Messer geht man nicht auf Menschen los!«
    Er ging durch das Scheunentor, das nur halb geöffnet war, hinaus auf den Höf. Der Fremde hatte sich ein paarmal überschlagen, weil er rückwärts über die Deichsel eines Fuhrwerks gestürzt war. Jetzt rappelte er sich mühsam wieder hoch. Sein Anzug war in der linken Schultemaht aufgeplatzt, und am linken Knie gab es einen langen Riß. Wütend riß der Fremde das Messer wieder an sich, das ihm bei seinem Sturz entfallen war.
    Lincester ging ruhig auf ihn zu. Er hatte keine andere Waffe zur Verfügung als seine beiden Fäuste, aber sie genügten ihm durchaus. Als er nur noch ein paar Schritte von dem Fremden entfernt war, rief er plötzlich laut und gellend:
    »Alfredo!«
    Drüben quietschte eine Tür zu den Stallungen. Lincester wandte den Kopf. Ein schwarzhaariger Bursche mit dem Teint des Südländers kam eilig über den Hof.
    »Ich komme, Bernhard!« rief er schon von weitem.
    Bill Lincester blieb stehen und stemmte die Fäuste in die Hüften. Was ging hier eigentlich vor? Einer tauchte in seiner Scheune auf, und ein anderer kam aus dem Stall. Dazu die fremden Wagen vor dem Hauptgebäude. Was sollte das alles? Was suchten diese Männer?
    Inzwischen war der zweite herangekommen. Seine Haut hatte eine schmutzig-bräunliche Tönung. Atemlos blieb er neben seinem Gefährten stehen.
    »Ist er’s?« keuchte er.
    »Ja.«
    »Warum hast du dich mit ihm angelegt?«
    »Ach, ich wollte eben sehen, ob so ein Riese auch was im Gerhin hat.«
    »Anscheinend hat er mehr im Gehirn als du.«
    Der Farmer hatte dem kurzen Zwiegespräch schweigend zugehört. Seine Stirn war gerunzelt. Er verstand nicht, was hiervorging. Der Mann, der Alfredo hieß, ließ in einem jähen Grinsen kleine, gelbe Stummelzähne sehen.
    »Bernhard ist manchmal ein bißchen rauh, Sir«, erklärte er. »Nehmen Sie’s nicht tragisch, Sir.«
    »Was wollt ihr hier?«
    »Wir haben auf Sie gewartet, da wir Sie nirgends finden konnten.«
    »Warum haben Sie nicht meine Frau gefragt, wo ich wäre?«
    »Oh, Ihre Frau wußte es nicht, Sir.«
    Lincester schwieg. Irgend etwas war hier faul. Natürlich hatte seine Frau gewußt, wo man ihn finden konnte. Nach dem Mittagessen hatte er ihr gesagt, daß er ins Blue Valley hinabfahren würde, um den Weidezaun zu ziehen.
    Das hatte er seiner Frau gesagt, und er war sicher, daß sie es auch verstanden hatte. Wenn sie den Männern gegenüber behauptet hatte, sie wüßte nicht, wo Bill Lincester zu finden wäre, dann gab es eigentlich nur eine Erklärung: Sie wollte nicht, daß die Männer Bill fänden. Vielleicht glaubte sie, daß ihm von den Fremden eine Gefahr drohe. Aber von zwei solchen Burschen konnte ihm doch keine ernstliche Gefahr drohen? Die nahm er doch in der Luft auseinander, wenn’s drauf ankam.
    »Na schön, jetzt habt ihr mich gefunden. Was wollt ihr?«
    »Kommen Sie mit in Ihre Wohnung, Sir«, sagte der Südländer, der seiner Aussprache nach aus dem Italienerviertel New Yorks stammen konnte. »Dort werden Sie es erfahren.«
    Lincester nickte. Gut, ja, in seine Wohnung wollte er sowieso. Er wollte wissen, was während seiner Abwesenheit losgewesen war. Und seine Frau würde es ihm erklären können. Sie war ja die ganze Zeit auf dem Hof gewesen.
    »Okay«, sagte der Farmer. »Aber wenn ihr Kumpan da noch einmal ein Messer zieht, breche ich ihm die Knochen. Ich kann es nicht ausstehen, wenn man mit einem Messer auf Menschen losgeht.«
    »Bernhard wird vernünftig sein, Sir«, versprach Alfredo und fuhr, mit hörbar mahnendem Tonfall, fort: »Nicht wahr, Bernhard? Du wirst dein Messer in der Tasche lassen. Der Sir mag Messer nicht! Denk daran!«
    »Und ob ich dran denken werde«, knurrte der Angesprochene.
    Unterdessen war Lincester schon mit weit ausgreifenden Schritten quer über den Hof gegangen. Vor dem Hauptgebäude führte eine Freitreppe mit sechs Stufen hinauf zum Eingang. Lincester nahm die Stufen mit zwei Schritten.
    Das erste, was ihm auffiel, war die unheimliche Stille, die im Hause herrschte. Sonst war es erfüllt vom Lärmen der Kinder, aber jetzt rührte sich überhaupt nichts. Lincester atmete
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