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0397 - Ein Duft von Tod und Grauen

0397 - Ein Duft von Tod und Grauen

Titel: 0397 - Ein Duft von Tod und Grauen
Autoren: Jason Dark
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Gefühl, als hätte das verdammte Parfüm etwas damit zu tun.«
    »Du träumst, John…«
    »Hoffentlich.« Nachdenklich schaute ich Ellen Winter nach, die sich noch nicht weit von uns entfernt hatte. Sie ging längst nicht mehr so geschmeidig und gelenkig wie bei ihrer Ankunft, wo sie den Weg praktisch zu einem Laufsteg gemacht hat.
    Ellen blieb sogar stehen.
    Auch Sheila schaute in ihre Richtung. »Ob sie etwas vergessen hat?« fragte sie.
    »Möglich…«
    »Ich werde sie mal…« Was Sheila wollte, sprach sie nicht mehr aus, denn Ellen Winter drehte sich um. Mit einer sehr langsamen Bewegung tat sie das, und ebenso bedächtig hob sie auch den rechten Arm. Und dann riß sie sich in langen, blutigen Streifen die Haut aus dem Gesicht.
    ***
    Das war Horror hoch drei!
    Auch ich hatte meine Schrecksekunde, während Sheila einen spitzen Laut ausstieß. Ebenso wie ich starrte sie auf das Mannequin Ellen Winter. In fünf Streifen hatte sie sich die Haut abgezogen und das Fleisch freigelegt.
    Ich jagte hoch.
    Vielleicht zwei, drei Sekunden hatte ich gesessen, jetzt hielt mich nichts mehr, und ich schleuderte mit einer wilden Bewegung einen im Weg stehenden Stuhl zur Seite, der mir leider vor die Füße kippte, so daß ich mich gezwungen sah, mit einem Satz über das Sitzmöbel hinwegzuspringen. Danach bekam ich freie Bahn.
    Der Kies spritzte unter meinen Sohlen weg, als ich auf die Frau zurannte. Ich erreichte sie und sah zu, wie sie abermals ihre verschmierte Hand aufs Gesicht legte.
    Ich stoppte, griff nach meinem Kreuz, als sie die Hand wieder senkte und mich anlächelte.
    Ja, es war ein Lächeln und kein Grinsen irgendeines Dämons. Eine völlig normale Ellen Winter schaute mich an. Es gab keinerlei Spuren in ihrem Gesicht.
    Ich verstand die Welt nicht mehr und mußte sie wohl so dumm und gleichzeitig erstaunt angesehen haben, daß sie mir laut ins Gesicht lachte. »Was haben Sie denn, Mr. Sinclair?«
    Ja, was hatte ich?
    Ich stand da, schluckte, dachte an das fürchterliche Bild, räusperte mich und hob die Schultern. »Nichts, gar nichts.«
    »Das merke ich jetzt. Aber weshalb denn dieser Sprint?«
    Ich konnte ihr schlecht erklären, was ich gesehen hatte und fand eine miese Ausrede. »Ich wollte Sie nur vor der Treppe warnen. Sie gingen mir einfach so schnell darauf zu, daß ich schon dachte, Sie wären gestolpert und gefallen.«
    »O danke. Wie aufmerksam. Kann ich denn jetzt gehen?«
    »Natürlich.«
    »Dann bis später, Mr. Sinclair.« Sie drehte sich um und ging völlig normal davon.
    »Ja, bis später«, murmelte ich und wischte mir über die Augen, weil ich das Gefühl hatte, irgendwie betrunken zu sein oder einen Sehfehler bekommen zu haben.
    Langsam drehte ich mich um. Die übrigen Gäste hatten wohl nichts gesehen, sonst hätten sie sich nicht so normal unterhalten.
    Nicht ein Gespräch war abgebrochen worden. Sie hatten Spaß miteinander, tranken und erzählten die tollsten Schauermärchen über ihre Erfolge.
    Sheila sprach mit dem Ober, den sie an den Tisch gewinkt hatte.
    Der Mann nickte und wieselte davon.
    Ich aber ging langsam auf Bills Frau zu, die mich mit einem Ausdruck im Gesicht anschaute, der mir sofort sagte, daß ich nicht der einzige gewesen war, der diesen Schrecken erlebt hatte. Auch Sheila mußte ihn gesehen haben.
    Neben ihr blieb ich stehen, schaute auf sie herab und legte beide Hände auf eine Stuhllehne. »Ich habe dir einen Whisky bestellt und für mich gleich einen mit«, erklärte sie.
    »Ja, das war gut.«
    »Setz dich doch.«
    Ich ließ mich nieder und kam mir vor, als wäre ich in eine Trance gefallen. Das letzte Erlebnis war einfach zu schlimm gewesen. »Du hast es also auch gesehen?« fragte ich.
    »Ja.«
    Der Ober kam mit dem Whisky. Er brachte zwei Gläser, denn auch Sheila hatte sich einen bestellt. Sie zahlte sofort, bevor ich protestieren konnte und verzichtete auf das Wechselgeld, weil sie so schnell wie möglich mit mir allein sprechen wollte.
    »Es war also ein zerstörtes Gesicht«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Nicht direkt. Sie selbst hat das Gesicht zerstört. Ellen Winter hob ihre Hand, drückte die Fingernägel in das Fleisch und zog fünf Streifen nach unten.«
    Sheila trank, ich nahm ebenfalls einen Schluck und schaute zu, wie Sheila den Kopf schüttelte. »Nur wir scheinen es gesehen zu haben, die anderen Gäste nicht.«
    »Sicher.«
    »Was steckt dahinter?«
    Ich machte mir die Antwort leicht, obwohl sie bestimmt komplizierter war. »Das Parfüm, Mädchen.
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