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0397 - Der Fluch des Inka

0397 - Der Fluch des Inka

Titel: 0397 - Der Fluch des Inka
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß diese Festung um die Jahrtausendwende oder früher errichtet worden sein mußte, also noch vor der Blütezeit des Inkareiches. Damals hatte es noch autonome Indiovölker gegeben und Vorläufer der späteren Hochkultur. Seit etwa 500 nach Christi Geburt gab es im Hochland von Peru und Bolivien die Tiahuanaco-Kultur der Aymarä, weiter nördlich das Imperium von Huari – aber dann ließ es auch schon nach. Aus den Quechua war viel später das Inka-Reich entstanden, aber die Waldindianer im östlichen Tiefland waren immer Nomaden geblieben, Wildbeuter, die heute hier und morgen da waren. Niemals wären sie auf die Idee gekommen, eine Festung in den Amazonas-Dschungel zu bauen. Viracocha, der abtrünnige Halbgott, der von seinem Volk verbannt wurde und später mit den »Menschen, die auf dem Wasser wohnen«, ein neues Reich gründete, sollte zwar bis zum Amazonas vorgedrungen sein, aber dafür war diese Festung nicht alt genug.
    Sie mochte gut 500 Kriegern Platz geboten haben. In ihrem Innern befand sich ein Tempel, der den Sonnentempeln der Inka glich, und in der Nähe des Tempels wurde dann die Grabstätte gefunden, die die Archäologen in helle Begeisterung versetzte. Hier mußte ein Fürst beigesetzt worden sein, der unglaublich reich war – die Grabbeigaben, die man ihm mitgegeben hatte, redeten eine deutliche Sprache. Aber nichts gab einen Hinweis darauf, wer dieser Fürst gewesen war, auch nicht, warum man ihn hier in der Festung, weitab von der Zivilisation, beigesetzt hatte.
    Der Fund war so weit wie möglich geheimgehalten worden. Trotzdem mußten Grabräuber Wind von der Sache bekommen haben. Und wenn sie schon im Hochland und an der Küste jede Kulturstätte plünderten, hatten sie hier in der Wildnis noch leichteres Spiel. Es war zu mehreren Überfällen gekommen. Die Huaqueros schlichen sich im Schutz der Dunkelheit an und nahmen mit, was sie finden konnten. Da die Archäologen inzwischen alle Fundstücke sofort sicherten und verbargen, gruben die Plünderer eben selbst und richteten dabei Zerstörungen an, die nicht wieder gutzumachen waren. Wurden sie entdeckt, wandten sie Gewalt an, um ihren Rückzug zu decken. Es mußte eine professionell arbeitende Bande sein. Die Huaqueros, die im Hochland und im Westen plünderten, wohnten dort und versuchten mit dem Verkauf der Schätze ihr unzureichendes Einkommen so weit aufzubessern, daß sie nicht darben mußten.
    Aber ihnen wäre nie eingefallen, sich in das tiefe Waldland hinab zu begeben.
    Hier steckte eine Art Organisation hinter.
    Die Archäologen hatten die Polizei um Unterstützung gebeten. Doch die hatten sich die Ausgrabungsstätte nur angesehen und dann abgewinkt.
    Es sei nicht zumutbar, Beamte für längere Zeit hier in der Wildnis zu stationieren. Professor Kalmauc hatte nicht begriffen oder nicht begreifen wollen, daß er hier in einer Gegend war, in der das Aufrechterhalten von Recht und Ordnung weniger eine Sache der Uniform und der Dienstmarke, sondern mehr eines steuerfreien Zuschusses, etwas profaner Bestechung genannt war. Bei weitem nicht jeder der in Iquitos tätigen Beamten war bestechlich, und die Polizei versuchte selbst die schwarzen Schafe aus ihren Reihen zu entfernen, aber die für diese Aktion zuständigen höheren Dienstgrade waren ärgerlicherweise vom Stamme Nimm. Da waren ein paar von Kalmaucs Leuten darauf gekommen, daß es doch diesen Abenteurer aus Florida gab, den sie schon in Tunesien mit dabei hatten, und hatten Kalmauc überredet, »Sheriff Tendyke« anzuheuern. Damit verfolgte ihn sein Spitzname von damals auch hier wieder.
    Er hatte zugesagt.
    Und er hatte einige der Huaqueros unter der Führung eines gewissen Jacáo nach dem jüngsten Raub verfolgt bis hin nach Iquitos, wo der Quechua-Indio einen Hehler treffen wollte.
    Aber Jacáo und einer seiner beiden Begleiter war spurlos verschwunden.
    Nur den dritten und den Hehler Batiano hatte man festnehmen können.
    Für wie lange, war ebenso fraglich, wie, ob die Angeklagepunkte hieb- und stichfest genug waren, die beiden vor ein Gericht zu bringen.
    »Aber das ist doch bestimmt nicht alles«, wandte Zamorra ein. »Du hast uns doch nicht hergebeten, nur weil zwei Huaqueros sich in Wohlgefallen aufgelöst haben. So etwas kommt vor – sie werden einen Fluchtweg gefunden haben, den du nicht kennst, weil dir die Örtlichkeiten fremd sind…«
    Tendyke schüttelte den Kopf.
    »Nicht nur deshalb«, sagte er. »Auch zwei Leute aus unserem Team sind ebenso spurlos
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