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0396 - Leonardos Zauberbuch

0396 - Leonardos Zauberbuch

Titel: 0396 - Leonardos Zauberbuch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einräumten.
    Einen Preis hatte der Satan bislang nicht gefordert. Zumindest hatte Terzotti nie davon gesprochen. Ein Pakt, der aber auch den Nutznießer zu einer Leistung verpflichtete, hat keine Gültigkeit, wenn er einseitig geschlossen wird. Entweder zahlte Terzotti allein für alles, oder die Leistungen der Hölle waren gratis.
    Das eine wie das andere erschien Gambino unglaubwürdig, nach allem, was er in seinen Abenteuerjahren erlebt und gelernt hatte.
    Deshalb war er sich nicht sicher, was wirklich hinter dieser Sekte steckte. Während andere nur hinnahmen, dachte er zusätzlich nach - manchmal. So wie heute, wenn besonders einschneidende Dinge geschahen.
    Durch sein Wissen um die Magie war Gambino fast sofort zum zweiten Mann in der Sekte geworden. Mehr als einmal hatte Terzotti ihm gesagt, wie froh er sei, endlich jemanden in der Organisation zu haben, der magische Zusammenhänge durchschaute und Rituale beherrschte. Er brauchte einen Stellvertreter und Helfer. So wie heute…
    Aber über das, was dahinter stand, wußte er nichts. Irgendwie hatte er es auch nie vermocht, Terzotti zu fragen. Jedesmal, wenn er es sich vorgenommen hatte, war blitzschnell eine Sperre in ihm entstanden, die ihn sein Vorhaben im entscheidenden Moment vergessen ließ. Und er hatte sich darüber nie gewundert.
    Doch jetzt war in ihm etwas anders geworden. Der Schrecken des heutigen Rituals… und dann das Abbild dieser Zauberscheibe aus dem Orient.
    Beides paßte nicht zusammen.
    Seit der furchtbare Höllendämon auf dem jetzt zerbröckelten Marmorstein gehockt hatte und sein Schatten im Raum umherschlich, zweifelte Gambino plötzlich auch daran, daß das Opfer tatsächlich »nur« ein Menschenaffe gewesen war. Niemand hatte die Gestalt unter dem Tuch wirklich gesehen. Terzotti hatte sie herbeigeschafft. Keiner außer ihm wußte, um wen oder was es sich wirklich handelte. Die Mitglieder der Sekte, auch Gambino, hatten kritiklos zu glauben, was ihr Diktator ihnen mitteilte. Das war der einzige wirkliche Zwang in der Sekte - jedes Wort des Priesters Terzotti war Gesetz, jeder Anordnung mußte widerspruchslos gefolgt werden.
    Nun war dort vielleicht tatsächlich ein Mensch ermordet worden, während den Angehörigen der Sekte Sand in die Augen gestreut wurde.
    Wer einen Satan rief, der bedenkenlos einen aus der Sekte tötete und seine Seele in den Höllenschlund entführte, der schreckte auch vor einem Ritualmord nicht zurück!
    Aber Gambino war nicht sicher, ob er das billigen konnte.
    Durch seine langjährigen Studien hatte er ein anderes Verhältnis zur Magie entwickelt als die meisten anderen Menschen, und auch ein anderes Verhältnis zur Wertstellung des menschlichen Lebens innerhalb magischer Systeme. Wenn Opfer gebracht werden mußten, weil das schwarzmagische Ritual es erforderte, dann mußte man entweder den Zwängen gehorchen oder auf das Ritual verzichten.
    Den anderen Sektenangehörigen war diese Konsequenz wahrscheinlich nicht bewußt. Sie achteten nur darauf, daß sie von den Vorteilen profitierten, die die Sekte ihnen bot. Macht und Einfluß!
    Gambino wollte jetzt wissen, woran er war.
    Hier die Schwarze Magie und die Beschwörung des Fürsten der Finsternis - dort die Abbildung eines Instrumentes, das ein Weißer Magier geschaffen hatte. Und beides vereint in einem Buch.
    Gambino konzentrierte sich. Er murmelte eine leichte Beschwörungsformel, für die es keine besondere Kraft brauchte. »Öffne dich«, sagte er dann und stellte sich die Seite vor, die er aufgeschlagen sehen wollte. Die mit der Abbildung der Zauberscheibe! Er hatte sich weder vorhin die Seite gemerkt noch wollte er jetzt Zeit damit verlieren, umständlich zu blättern und zu suchen. Die Zauberformel half ihm dabei.
    Er schlug das dicke, schwere Buch auf - auf Anhieb an der richtigen Stelle.
    Er sah die Zeichnung wieder vor sich.
    »Du solltest auch ein wenig Zeit opfern, es zu studieren«, hatte Terzotti gesagt, aber sicher nicht geahnt, wie wörtlich Gambino diese Aufforderung nehmen würde.
    Gambino begann zu lesen.
    Er vertiefte sich in die Beschreibungen. Er verglich sie mit dem, was er damals gelesen und erfahren hatte. Erstaunlicherweise gab es keine Unstimmigkeit. Winzige Details wichen wohl voneinander ab, aber ansonsten stimmte alles überein. Das hier war die Scheibe, die Merlin schuf, als er einen Stern vom Himmel holte.
    Und jener, der dieses Buch geschrieben hatte, hatte die Silberscheibe an sich genommen.
    Leonardo deMontagne aus dem
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