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0396 - Leonardos Zauberbuch

0396 - Leonardos Zauberbuch

Titel: 0396 - Leonardos Zauberbuch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mußte er überzeugt sein. Denn es gab keine natürlich erklärliche Möglichkeit, das auf dem Altar unter der verhüllenden Decke liegende Opfer so spurlos verschwinden zu lassen. Gambino kannte den Ritualraum; er wußte, welche Tricks möglich waren und welche nicht.
    Und der Schatten, den er gesehen hatte… und die Angst, die von Terzotti, dem Priester, ausging! Das war echt. Das war keine Schauspielerei, unterstützt durch Laserbilder von einem glühenden Dämon.
    Gambino stoppte seinen GTO auf dem »Sektenparkplatz«. Von hier war es nicht weit bis zu der geheimen Tür, die in die Halle und sofort in die Tiefe hinunter führte. Ein seltsames Gefühl des Bedrohtseins oeschlich ihn, als er allein hinabstieg, aber mehr und mehr wich dieses Gefühl vor seiner Entschlossenheit zurück.
    Er war zum ersten Mal allein hier unten. Gelegenheit dazu hätte er schon oft gehabt. Doch er hatte sich gefragt, was es ihm bringen würde, hier Stunden zu verbringen. Er betrat den Raum, in dem das schwere Buch lag, und schaltete das Licht ein.
    Da lag der ledergebundene große Wälzer. Das Papier war zwar nicht sehr dünn, aber wenigstens tausend Seiten mochte das Buch haben, wahrscheinlich mehr. Es war uralt. Wer es einst geschrieben hatte, mußte Jahre, Jahrzehnte damit beschäftigt gewesen sein, die vielen Seiten mit Beschwörungen, Beschreibungen, Formeln und Abbildungen zu füllen. Dieses Zauberbuch mußte allein deshalb einen ungeheuren Wert besitzen.
    Gambinos Hand legte sich auf den Einband.
    Das Zauberbuch, nach dem Terzotti die Rituale der Sekte bestimmte, nach dem er seiner heutigen Behauptung nach die Zukunft teilweise berechnen konnte! Wenn das stimmte, war das Buch über seinen materiellen Wert hinaus auch auf dieser Basis unbezahlbar. Dann stand dem, der es richtig anzuwenden wußte die ganze Welt offen, vielleicht das Universum.
    Macht und Einfluß…
    Was wollte die Sekte wirklich?
    Gambino fragte sich zum ersten Mal, was er überhaupt davon wußte. Terzotti hatte sie vor Jahren gegründet und seine Anhänger um sich geschart. Terzotti war ein Mann, der große Kenntnisse auf dem Gebiet der Schwarzen Magie besaß. Das behauptete er nicht nur, sondern er war jederzeit in der Lage, es unter Beweis zu stellen. Nicht zuletzt heute hatte es mit der Beschwörung des Fürsten der Finsternis einen solchen Beweis gegeben. Auch, wenn die Beschwörung nicht hundertprozentig so verlaufen war, wie manch einer sie sich vorgestellt haben mußte; immerhin hatte der Dämon sich ein Opfer aus den Reihen der Sektenpriester geholt.
    Mangelnde Absicherung…? Gambino wunderte sich immer wieder, weshalb Terzotti darauf verzichtete, Zauberkreise mit magisch behandelter Kreide zu zeichnen. Er behauptete, der Doppelkreis, den die Sektenmitglieder bildeten, sei einem Kreideschutzkreis gleichwertig. Und bislang hatte das auch funktioniert. Heute hatte der Dämon erstmals bewiesen, daß er diesen Schutzkreis-Ersatz mühelos aufsprengen konnte.
    Der Schatten, der sich außerhalb des Kreises bewegte…
    Gambino hatte sich der Sekte angeschlossen. Die Zielsetzung reizte ihn. Macht und Einfluß - dafür hatte er schon immer eine Schwäche gehabt. Und Terzotti hatte bewiesen, daß die Mitgliedschaft in der Sekte Vorteile brachte. Die Mitglieder waren allesamt innerhalb kurzer Zeit in hohe Positionen aufgestiegen, manche aus dem tiefsten Abgrund heraus. Sie gehörten jetzt zur Oberschicht der örtlichen Politik, der Gesellschaft, der Wirtschaft. Auch Gambino war aufgestiegen. Er, der Weltenbummler, der keinen ordentlichen Beruf besaß, war plötzlich Privatdozent einer Universität geworden und konnte sein Wissen, das er sich auf seinen Reisen angeeignet hatte, seinen Studenten übermitteln. Und… er konnte sie unmerklich von seinen Ansichten überzeugen, sie zu der Meinung bekehren, die er in ihnen wecken wollte. Er besaß Macht und Einfluß, nachdem er Mitglied dieser Sekte geworden war…
    Und das Geld floß auch. Früher hatte er manchmal nicht gewußt, wie er von einem Ort zum anderen kommen sollte, woraus seine nächste Mahlzeit bestand. Heute kostete es ihn ein Fingerschnipsen, und man schob ihm ein Flugticket hin und beschaffte ihm selbst im überfülltesten Lokal einen freien Tisch beliebiger Größe.
    Ihm war klar, daß das nicht von ungefähr kam. Terzotti nannte es die Macht des Fürsten der Finsternis, die hier steuernd eingriff und Menschen so manipulierte, daß sie den Mitgliedern der Sekte bereitwillig ihre Privilegien
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