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0395 - Menschenschmuggel in Manhattan

0395 - Menschenschmuggel in Manhattan

Titel: 0395 - Menschenschmuggel in Manhattan
Autoren: Menschenschmuggel in Manhattan
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flach an die Mauer presste, um hinauszusehen, konnte er zuerst überhaupt nichts wahrnehmen. Die Anstrengung und die Angst hatten ihn halb verrückt gemacht, er sah nur bunte Kreise, tanzende Reflexe, rote Schlusslichter von Autos, eine unentwirrbare Masse von Menschen, die von der Arbeit nach Hause eilte.
    Aber dann kam er etwas weiter hervor, er konnte das Schaufenster erkennen, vor dem eben noch der schwarze Wagen und die beiden Männer gewartet hatten.
    Es war niemand mehr da.
    Die Erleichterung warf Chico fast um. Er wollte sich irgendwo hinsetzen, eine Pause machen, aber die beiden Männer, die ihn auf der Feuerleiter beobachtet hatten, kamen jetzt in den Hof. Er kannte sie vom Sehen, einer gehörte zu den Büros, der andere arbeitete für die Hausverwaltung. Chico wartete nicht, er lief mit langen Sätzen auf die Lexington Avenue hinaus und mischte sich unter die Menschen.
    Bei der U-Bahn-Station zögerte er kurz. Er schreckte vor der drohenden schwarzen Höhle zurück. Hier an der langen hellen Front der glitzernden Schaufenster war er sicherer, dachte er.
    Schnell ging er weiter, umgeben von den vielen Menschen, den Autos, den Geräuschen, den Lichtern.
    Dann wurde es dunkler, einsamer. Immer mehr Menschen blieben zurück oder bogen in Nebenstraßen ein. Und je weiter er nach Norden kam, desto einsamer wurde die Straße, desto kleiner und schmaler wurde der Bürgersteig.
    Er kam an den Harlem River und wandte sich nach Osten, um über die Brücke zu kommen. Er überquerte die Brücke und sah sich um. Er war jetzt ganz allein auf der Straße.
    Rechts von ihm zogen sich die langen Gebäude einer verlassenen Fabrik entlang. Auf der anderen Seite war ein leeres Schuttfeld, auf dem tagsüber die Kinder dieser Gegend Football spielten.
    Chico war in der Bronx. Noch knappe zehn Minuten, und er wäre zu Hause.
    Jetzt merkte er, wie müde er war. Aber die Aussicht, es gleich geschafft zu haben, gab ihm neue Kraft.
    Als er das Auto hinter sich hörte, wandte er sich nicht um. Erst als er merkte, dass der Wagen nicht vorbeifuhr, sondern bremste, drehte er sich um. Die Scheinwerfer blendeten ihn, und er wich langsam zurück auf den schmalen Kiesstreifen, der das Fabrikgrundstück von der Straße trennte.
    Der Wagen folgte ihm langsam.
    Chico hob die Hand vor die Augen. Er hörte noch das trockene Bellen von zwei Schüssen.
    Dann wurde es Nacht um ihn.
    ***
    Als wir den Anruf bekamen, war es zehn Minuten nach acht. Mein Freund Phil versuchte gerade, die Zentralheizung zu regulieren. Es war Oktober und schon ziemlich kalt.
    Ich nahm den Hörer ab.
    »Hier FBI, Jerry Cotton«, meldete ich mich.
    Eine Männerstimme rief heiser: »Kommen Sie schnell hierher, da ist etwas passiert, ein Mann ist tot…«
    »Wo sind Sie?«, fragte ich.
    »139. East, in der Bronx, vor der alten Fabrik. Ich bin der Nachtwächter.«
    »Warten Sie dort, wir kommen sofort«, sagte ich und hängte ein. Während wir hinunterliefen und in meinen Jaguar sprangen, erzählte ich Phil, was ich gehört hatte.
    Die Stadtpolizei, die ich alarmiert hatte, würde etwas länger brauchen als wir.
    Ich schaltete die Sirene und das Rotlicht ein und raste los. Wir kamen in genau zwölf Minuten zum Harlem River und in die Bronx.
    Vor der alten Fabrik hatte sich schon eine Menge Neugieriger angesammelt. Wir ließen den Wagen stehen und bahnten uns einen Weg durch die Menge.
    Knapp einen Schritt von der Grundstücksmauer lag eine Gestalt. Ein Mann, bekleidet mit blauer Drillichhose und schwarzem Baumwolltrikot. Er lag zusammengekrümmt auf dem Kies, seine Hände noch immer schützend vor das Gesicht gehoben.
    Erschüttert knieten wir neben dem Toten nieder. Phil wandte sich ab. Der Mann, offenbar ein Südländer, war von einer Schrotladung durchsiebt worden. In seinen Taschen fand ich nichts, was einen Hinweis auf seine Identität hätte geben können, keinen Ausweis, keinen Brief.
    Als ich die Sirene des näher kommenden Wagens hörte, mit dem der Arzt und die Mordkommission gebracht wurden, sah ich auf die Schuhe des Ermordeten.
    Es waren weiche, fest geschnürte Halbschuhe aus Boxcalf, mit profilierter Gummisohle. An der Spitze und am Absatz hatten sie kleine Stahleinlagen und Gleitklammern.
    »Sieh dir das einmal an«, sagte ich zu Phil. Er beugte sich über die Schuhe.
    »Solche Schuhe werden meistens von Fensterputzern benutzt«, sagte er, nachdem er die Sohlen genau untersucht hatte. Ich nickte und winkte dem Doc, der sich gerade an die Arbeit machte.
    Wir sahen
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