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0395 - Luzifers Paradies

0395 - Luzifers Paradies

Titel: 0395 - Luzifers Paradies
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Einfluß.
    Und doch…
    Irgend etwas steckte dahinter. So zufällig konnte es gar nicht sein, daß hier Raben flogen, die außer Teri und Sibylle niemand sah, und daß sie von Laurin träumte. Aber dem hatten doch zeitlebens keine Raben gedient…?
    Also doch nur Unheilboten?
    Aber Teri konnte sich nicht vorstellen, welches Unheil ihr hier angekündigt wurde. Sie hatte schon so oft in haarsträubend gefährlichen Situationen gesteckt und dem Tod gegenübergestanden, und war nie von irgend welchen Omen vorgewarnt worden. Warum also jetzt?
    Da glaubte sie oben im Gestein eine Bewegung zu sehen!
    Bewegte sich da jemand?
    Rund sechs Kilometer von ihrem Standort entfernt? Wenn da ein Mensch in der Felswand war, konnte sie ihn über diese Distanz doch gar nicht bemerken!
    Aber noch ehe sie begriff, was sie da tat, hatte sie sich schon im zeitlosen Sprung über die Sechs-Kilometer-Distanz bewegt, um dorthin zu kommen, wo sie die Bewegung zu sehen geglaubt hatte.
    Überrascht sah sie sich um.
    Sie war in einer blühenden Landschaft aus dem Sprung gekommen und nicht in einer Felsformation!
    »Hier stimmt doch was nicht!« sagte sie halblaut. Von rechts kam ein Geräusch wie von einem schweren Körper, der sich durch Zweige drängt, und sie nahm Raubtiergeruch wahr. Alarmiert fuhr sie herum und sah einen schwarzen Panther, der zwischen Sträuchern hervor ins Freie trat.
    Der Panther griff nicht an.
    Er hockte sich auf die Hinterläufe, nahm eine Pfote und begann sich ungeniert zu putzen wie eine zu groß geratene Hauskatze!
    »Ich träume«, flüsterte sie. »Das kann’s doch gar nicht geben! Ich bin am hellen Tag mitten auf der Straße eingeschlafen und träume jetzt…«
    Der Panther saß immer noch da und putzte sich. Hin und wieder sah er Teri an und fuhr dann in seiner Tätigkeit fort. Plötzlich sah sie in seinem dichten schwarzen Fell ein dünnes goldenes Halsband, das von den Haaren fast verdeckt wurde.
    Sie schluckte.
    Wer hielt sich denn einen schwarzen Panther als Haustier?
    Und überhaupt - wo war sie hier gelandet?
    Doch nicht im Felsmassiv. Dabei hatte sie es klar vor Augen gehabt und sich nur darauf konzentrieren müssen, dorthin zu kommen, wo sie eine Bewegung zu sehen geglaubt hatte. Diese Konzentration, die exakte bildhafte Vorstellung ihres Ziels, reichte völlig aus, es zu erreichen. Eine Bewegung war dann nötig, un den zeitlosen Sprung auch durchzuführen, der durch die geistige Willensanstrengung ausgelöst wurde und die Druidin ohne Zeitverlust an ihr Ziel brachte.
    Diesmal hatte sie es nicht erreicht.
    Fehl sprünge kamen schon mal vor. Bei großer Erschöpfung, oder bei Unkonzentriertheit. Beides lag bei ihr aber nicht vor. Und von dem vorübergehenden Verlust ihres Parakönnens, nachdem sie in der magisch manipulierten Abschirmung um Château Montagne hängengeblieben war, hatte sie sich doch längst wieder erholt. Sie war wieder fit.
    Trotzdem hatte es nicht geklappt.
    Da konzentrierte sie sich auf den Alfasud am Straßenrand, tat den entscheidenden Schritt und sprang.
    Unmittelbar neben dem geliehenen Wagen kam sie wieder an.
    Das klappte also.
    Sie machte einen weiteren Testsprung. Er führte sie zweihundert Meter weit, dorthin, wo die nächste Kurve begann. Auch das funktionierte einwandfrei, und dann leistete sie sich noch eine weitere erhebliche Kraftvergeudung, indem sie bis nach Bozen hinein sprang. Sie hatte sich den Platz vorgestellt, an dem sie gestern Munro begegnet war, und genau da kam sie auch an.
    Zurück zum Wagen…
    Sie fühlte noch keine Erschöpfung ihrer Fähigkeit. Dazu hatte sie sich noch zu wenig angestrengt. Aber wenn sie so weiter machte, würde es nicht mehr lange dauern, bis sie Wirkung spürte.
    Wieder sah sie zu den Felsen empor, die so unglaublich hoch vor ihr aufragten. Sollte sie noch einmal versuchen, dorthin zu gelangen, wo sie vorhin gewesen war.
    Sie sprang.
    Und stand auf einem Vorsprung, einer kleinen Plattform, roh und unbehauen, wie die Natur sie aus dem Fels getrieben hatte. Ihre Schuhe rutschten über den etwas lockeren Geröllgrund, und ehe sie abstürzte, entfernte sie sich mit dem nächsten Sprung wieder, zurück zum Wagen.
    Abermals sah sie hinauf und schüttelte den Kopf.
    Es war unmöglich, daß sie da oben eine Bewegung hatte sehen können. Auf diesem Vorsprung konnte sich kein Mensch halten, abgesehen davon, daß sie schon ein kleines Teleskop gebraucht hätte, um etwas zu erkennen. Sie war einer Täuschung erlegen.
    Aber bei ihrem ersten Sprung…
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