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0395 - Luzifers Paradies

0395 - Luzifers Paradies

Titel: 0395 - Luzifers Paradies
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zwei Raben kamen vom Norden her, flogen krächzend über Teri hinweg, drehten ein paar Schleifen und kehrten wieder dorthin zurück, von wo sie gekommen waren. Nach ein paar Dutzend Sekunden konnte Teri sie nicht einmal mehr als winzige Punkte in der Ferne erkennen.
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, blieb. Aber sie konnte sich nicht erklären, woher es kam.
    »Soil’s doch der Teufel holen«, sagte sie verärgert, weil dieses Gefühl ihr die Freude daran nahm, die Bergformation in all ihrer Pracht richtig zu genießen. Vor ihr mußten schon Hunderttausende von Menschen dieselbe Freude verspürt haben beim Anblick dieser Naturschönheit, aber die waren bestimmt nicht dabei von dem Gefühl, selbst beobachtet zu werden, befallen gewesen.
    Teri aktivierte ihre Para-Sinne. Schockgrün leuchteten die Druiden-Augen auf, als sie mit unsichtbaren Fühlern um sich tastete und versuchte, die Gedanken des Beobachters zu erfassen. Sie wollte wissen, wo sich dieser unbekannte Voyeur verbarg.
    Ein paar Sekunden später riß dieses Gefühl abrupt ab, aber sie hatte noch den Hauch eines Gedankens gespürt.
    Da war jemand.
    Gewesen! Jetzt war er fort! Er mußte sich zurückgezogen haben, denn sonst hätte sie sich immer noch beobachtet gefühlt. Aber im Zurückziehen mußte er dabei seine Gedanken abgeschirmt haben, so daß Teri sie nicht mehr erfassen konnte. Und nicht nur seine Gedanken, sondern auch seine gesamte Bewußtseinsaura. Er hatte wohl ihren Tastversuch bemerkt und entsprechend reagiert.
    Es mußte also jemand sein, der ausgeprägte Para-Fähigkeiten besaß und diese auch einsetzte.
    Sintram! durchzuckte sie der Gedanke an den unbekannten Auftraggeber des verjagten Nachtmahrs. Sollte dieser ominöse Sintraum hier in der Nähe stecken und sie beobachtet haben? Aber warum dann erst jetzt, erst heùte? Daß sie hier war, mußte er doch schon seit dem Moment wissen, in welchem der Nachtmahr die Flucht ergriffen hatte.
    Telepathisch rief sie nach diesem Sintram, der sich abgeschirmt hatte, und versuchte ihn aus der Reserve zu locken. Aber er machte sich nicht mehr bemerkbar. Auch kein anderer, der vielleicht an seiner Stelle hinter dem Versuch steckte, Teri zu beobachten.
    Das Alpenglühen wurde schwächer, und mit ihm schwand auch die deutliche Ausprägung des Rosengartens. Je dunkler es wurde, desto weniger war von der Blütenpracht zu sehen und um so mehr wurde alles wieder zu Stein.
    Laurins Fluch ließ den Rosengarten versteinern…
    Und dann war alles vorbei, und Teri stieg in den Wagen, startete den Motor und fuhr weiter, das Serpentinengefälle hinab nach Vigo. Hier war nur noch die Rückseite des Bergmassivs zu sehen, und die war reichlich uninteressant für jemanden, der den Rosengarten gesehen hatte.
    Teri gab den Wagen zurück. Den Rest des Abends durfte Anton Grundl ihn selbst benutzen, um mit seiner Sibylle einen Ausflug zu machen. Das war der Grund, weshalb Teri zuück nach Vigo gefahren war, statt die Gesellschaft ihrer neuen Bekanntschaft weiter zu genießen.
    Aber der Gedanke an den unsichtbaren Beobachter ließ sie den ganzen Abend nicht mehr los.
    Wer hatte sie da oben am Karer Paß belauert?
    ***
    An diesem Abend hatte die Druidin keine Lust, sich auf ein Geplänkel mit der Dorfjugend in Vigo einzulassen. Sie wollte in Ruhe nachdenken, verarbeiten, was sie erzählt bekommen hatte und in der Erinnerung an den Anblick des Felsmassivs schwelgen. Sie machte einen Abendspaziergang durch die Dunkelheit, blieb dabei in der Nähe der Leitner-Hofstätte und betrat gerade wieder das Haus, als sie einen Raben schreien hörte. Ein zweiter antwortete, und dieser zweite mußte sich ganz in der Nähe befinden.
    Raben, die nachts flogen und lärmten?
    Sie fragte Lukas Leitner danach, der gerade zu Bett gehen wollte, weil der Tag morgen wieder früh begann. Der sah sie erstaunt und kopschüttelnd an.
    »Nein… hier gibt es Raben weder bei Nacht noch bei Tage. Seit bald zwanzig Jahren habe ich keinen von diesen schwarzen Vögeln mehr in der Gegend gesehen. Früher gab es sie mal hier und da, aber jetzt scheinen sie bei uns völlig ausgestorben zu sein. Krähen habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen…«
    »Aber gerade hat einer hier am Haus geschrien…«
    Leitner schüttelte den Kopf. »Das hätte ich doch hören müssen, weil das Fenster offen war… Sie müssen sich getäuscht haben, Teri.«
    Der Ansicht war sie nun ganz und gar nicht, widersprach dem Bauern aber nicht mehr. Sie suchte ihre Dachkammer auf.
    Zwei
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