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0395 - Die Hyperseuche

Titel: 0395 - Die Hyperseuche
Autoren: Unbekannt
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anderen. Aber seine Art und die Rasse der Uleb stammten aus einer gemeinsamen Wurzel, und seine Denkart war der ihren verwandt. Zudem verfügte er über ein Gehirn, das mit der Präzision und Schnelligkeit einer Rechenmaschine arbeitete und sich auch da zurechtfand, wo eine andere Vernunft den Pfad schon längst verloren hatte.
    Die Meßinstrumente, die bisher zum Nachweis der Streustrahlung verwendet worden waren, erwiesen sich in so geringer Entfernung als völlig nutzlos.
    Ganz egal, wo sie postiert wurden - der Lichtzeiger ruckte sofort nach Einschalten bis zum Anschlag. Die Kapazität der Geräte war überfordert. Sie lieferten keinerlei Hinweis, wo im Innern des Durcheinanders sich der Bauteil befand, der unbrauchbar gemacht oder überbrückt werden mußte, um die Bombe zu entschärfen.
    Icho Tolot machte sich an die Arbeit. Wortlos prüfte er mit einer Sonde erst hier, dann da einen Stromkreis, machte eine Ablesung und wiederholte die Prozedur an einer dritten Stelle. Er schien keinem erkennbaren Schema zu folgen, aber schließlich galt dasselbe auch für den Verlauf der Leitungen in der Maschine. Der Haluter sprach, während er die Messungen ausführte, halblaut vor sich hin. Er sprach Interkosmo, und seine Worte enthielten wichtige Informationen über den Aufbau des Aggregates, nach denen Ken sich allmählich zu orientieren begann. Die beiden Physiker, Bysiphere und Beriot, hielten sich im Hintergrund - wozu Bysiphere das Sprichwort von den vielen Köchen zitierte, die den Brei verderben, und sich zu dem Geständnis hinreißen ließ, daß er von der Positronik nicht allzu viel verstehe.
    Icho Tolots Messungen konzentrierten sich nun auf eine Gegend, die knapp anderthalb Meter über der Basis der Maschine lag und in der, wie es Ken erschien, das Durcheinander besonders katastrophale Formen angenommen hatte. Der Haluter jedoch schien seiner Sache sicher. Zielbewußt nahm er eine Ablesung nach der anderen vor. Schließlich griff er entschlossen in das Gewirr der bunten Drähte und zog mit kräftigem Ruck einen Kabelstrang so weit hervor, daß er sich vom Wust der übrigen Leitungen trennte.
    „Irgendwo in diesem Strang", sagte er mit Bestimmtheit, „befindet sich das kritische Element."
    „Um was für eine Art von Element handelt es sich?" fragte Ken.
    „Einen Pulsgeber. Er strahlt mit einer vorgeschriebenen Frequenz Digitalpulse ab, die auf den Empfänger des Bombenzünders einwirken. Es handelt sich in Wirklichkeit um einen recht primitiven Vorgang - obwohl die Impulse natürlich hyperenergetischer Struktur sind. Der Empfänger summiert die Pulse. Sobald die Summe einen gewissen Grenzwert übersteigt, wird die Bombe zur Explosion gebracht."
    Ken verstand. Ähnliche Zündmechanismen wurden auch von der irdischen Technologie verwandt. Sie verbanden, da sie auf der Basis hyperenergetischer Schwingungen beruhten, Unbeeinflußbarkeit mit Einfachheit - eine Kombination von Eigenschaften, die den Techniker aller Jahrhunderte begeistert.
    Ken nahm sich die Leitungen des Kabelstranges einzeln vor. Er stach die Spitze einer Sonde durch die dünne Isolierung und las die Anzeige des Meßgerätes ab. Beim elften oder zwölften Versuch fand er den Leiter, dessen Spannung den typischen, impulsförmigen Verlauf zeigte.
    Er folgte dem Draht und fand eine Verdickung, unter der sich, nachdem er die Isolierung vorsichtig beseitigt hatte, ein Mikroschaltelement zum Vorschein kam. Er nahm das kleine, ellipsoide Gerät vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger, um es ja nicht wieder im Gewirr der Drähte zu verlieren, und wandte sich um.
    „Das hier ist der Pulsgeber", sagte er laut, und der Triumph in seiner Stimme war unverkennbar.
    Atlan warf einen vielsagenden Blick auf die Uhr.
    Ken machte sich sofort wieder an die Arbeit.
    Inzwischen hatte er festgestellt, daß die Hülle des Pulsgebers wesentlich wärmer war als die Umgebung. Das Gerät schien überbelastet. Das war verwunderlich, wenn man bedachte, daß eine Vernichtungsschaltung zu den kritischsten Einrichtungen jeder militärischen Anlage gehörte und auf jeden Fall so entworfen war, daß im Falle ihrer Aktivierung nichts fehlschlagen konnte. Nach Kens Ansicht mußte der Pulsgeber im Laufe der nächsten drei oder vier Stunden durchbrennen. Je nach Einstellung des Zünders wäre es also auch ohne fremde Einmischung fraglich gewesen, ob die Bombe überhaupt hätte zur Detonation gebracht werden können.
    Mißtrauisch geworden, prüfte Ken die Leitung unterhalb des
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