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0390 - Lockvogel 1 spielt falsch

0390 - Lockvogel 1 spielt falsch

Titel: 0390 - Lockvogel 1 spielt falsch
Autoren: Lockvogel 1 spielt falsch
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das Haus.
    Fünf Minuten später war ich unten am Hafen.
    Der Vollmond hatte seine Wanderung fast beendet. Wie ein großer Lampion hing er über dem Horizont und warf eine Silberspur über das Wasser. Die Aufbauten der Phoebus leuchteten gespenstisch in dem fahlen Licht.
    Ich überquerte den freien Platz vor dem Kai. Ein plötzlicher Windstoß ließ mich frösteln. Immer noch hatte ich den durchnässten Anzug an. Es war langsam Zeit, dass ich Schluss machte. Noch nie hatten sich bei einem Fall die Ereignisse so gejagt wie bei diesem hier. Aber das Ziel lag greifbar nahe, und die Müdigkeit, die ich in allen Knochen spürte, machte mir nicht viel aus.
    Ich schwang mich über die Reling der Phoebus und stand an Deck des Schiffes. Jetzt, im Mondlicht, konnte man den alten Kasten fast schön nennen.
    Hier, an Bord dieses Schiffes, befand sich der Ursprung aller Ereignisse der letzten achtundvierzig Stunden - dessen war ich jetzt gewiss. Ich brauchte nur noch abzuwarten.
    Ich setzte mich auf die unterste Stufe der Treppe, die zur Brücke emporführte, und holte die Zigaretten aus der Tasche. Phil hatte mir sein Päckchen gegeben, nachdem meine eigenen sich bei dem unfreiwilligen Bad aufgelöst hatten.
    Ich verbarg die Glut sorgsam in der hohlen Hand.
    Mole und Einfahrt zum Hafenbecken hatte ich genau im Blickfeld.
    Es gab zwei Möglichkeiten für ihn zu kommen, und beide hatte ich einkalkuliert.
    ***
    Die Stunden vergingen. Mir fielen fast die Augen zu. Ich steckte mir eine Zigarette nach der anderen an und riss mich immer wieder gewaltsam zusammen.
    Der Mond hatte seine Wanderung fast beendet. Im Osten lag ein heller Schein über dem Ufer. Noch eine halbe Stunde, und es würde hell sein.
    Plötzlich richtete ich mich auf. Vom Wasser her drang das leise Tuckern eines Bootsmotors zu mir herüber. Das Geräusch erstarb kurz darauf.
    Fünf Minuten vergingen. Dann schob sich ein Schatten in die Einfahrt. Ein Boot. Ein Mann saß darin und ruderte.
    Langsam schob sich das Boot heran. Der Mann war bemüht, möglichst kein Geräusch zu machen. Nur das leise Gluckern war zu hören, wenn die Riemen ins Wasser eintauchten.
    Ich drückte meine Zigarette aus, erhob mich und drückte mich in den Schatten der Aufbauten.
    Es gab einen leisen Stoß, als das Boot die Phoebus erreichte. Ich konnte hören, wie der Mann sich durch das Bullauge zwängte, das mir vorher zur Flucht gedient hatte.
    Ich kletterte lautlos durch den Niedergang hinunter und zwängte mich durch die offene Tür in den Maschinenraum. Immer noch lag der beißende Geruch des Tränengases in der Luft, mit dem die Brüder mich hatten ausräuchern wollen.
    Vor mir ragte der unförmige Block der Maschine empor. Durch das Bullauge drang das fahle Licht des beginnenden Morgens. Ich konnte den Mann deutlich sehen. Er wandte mir den Rücken zu und kletterte eben über das Geländer des schmalen Ganges, der rings um die Maschine führte.
    Der Raum zwischen Gang und Maschine war so eng, dass man gerade dort stehen konnte. Der Mann rutschte in einer Öllache aus und zerdrückte einen Fluch. Dann bückte er sich. Angestrengt arbeitete er an den Bodenplatten herum.
    Ich ging lautlos näher heran.
    Der Mann arbeitete mit verbissener Hast. Er bemerkte mich nicht, obwohl ich unmittelbar hinter ihm stand. Ich sah, wie er mit einem Schraubenschlüssel mehrere Muttern einer der eisernen Bodenplatten löste. Dann schob er ein Brecheisen dazwischen und hebelte die Platte hoch.
    Es entstand ein Hohlraum, ungefähr sechs Fuß lang, halb so breit und ziemlich tief. Er lag unmittelbar neben dem Kiel des Schiffes. Ungefähr ein Dutzend eisenbeschlagener Kisten kam zum Vorschein. Sie hatten das Format von Munitionskisten.
    Der Mann beugte sich darüber. Mit fliegenden Fingern öffnete er den Schnappverschluss der ersten Kiste. Der Deckel schwang hoch.
    Nichts. Leere gähnte ihn an.
    Einen Moment stand er wie gelähmt, dann stürzte er sich auf die nächste Kiste, riss sie heraus.
    Dasselbe Ergebnis. Auch diese Kiste war leer. Wie rasend machte der Mann sich über die anderen Kisten her, und alle waren leer.
    Schwer keuchend stand der Mann da. Seine Schultern fielen vornüber.
    In diesem Augenblick tippte ich ihn an.
    »Na, Newport? Haben wir geschäftlichen Ärger?«
    Er fuhr herum. Es dauerte eine ganze Weile, bis er zu begreifen schien, wen er vor sich hatte.
    »Es ist weg«, stöhnte er. »Alles weg!«
    »Du wirst darüber hinwegkommen«, sagte ich. »Da, wo du jetzt landen wirst, brauchst du
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