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0390 - Lockvogel 1 spielt falsch

0390 - Lockvogel 1 spielt falsch

Titel: 0390 - Lockvogel 1 spielt falsch
Autoren: Lockvogel 1 spielt falsch
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Er schleifte mit singenden Reifen durch das hohe Gras. Der Wagen schaukelte wie verrückt. Mehrmals setzte die Karosserie hart auf, aber er blieb nicht stecken.
    Ich passierte die Hütte und drückte jetzt das Gaspedal voll durch. Mit heulender Maschine machte der schwere Wagen einen Satz vorwärts.
    Jetzt hatten sie kapiert; was los war. Das MG schwenkte herum. Eine Garbe prasselte los. Mit harten Schlägen lagen die Schüsse auf der Frontpartie des Wagens. Die Windschutzscheibe wurde mehrfach getroffen und überzog sich mit einem Netz feiner Sprünge, die wie Spinnweben von den Einschussstellen aus liefen.
    Ich hielt die Tür geöffnet, und als das Gebäude unmittelbar vor mir lag, ließ ich mich herausfallen. Der Schwung wirbelte mich durch das Gras, bis ich schmerzhaft gegen die Hauswand knallte.
    Das Fahrtmoment trug den Wagen weiter. Die Geschwindigkeit war niedrig, aber sie genügte, um das unentwegt feuernde MG verstummen und den Mann dahinter flüchten zu lassen. Es gab ein Chaos von splitterndem Holz, als das Fahrzeug durch die Hauswand brach.
    Der Rest war eine Sache von zwei Minuten. Phil stürmte heran, und wir drangen in das Gebäude ein.
    Hymnie Wyatt lag bewusstlos neben dem MG. Ehe er wieder zu sich kam, schnappten Stahlfesseln um seine Handgelenke.
    Neben Wyatt lag Houston. Er war tot. Eine Kugel hatte ihn in den Rücken getroffen.
    Wo aber war Newport?
    Die Antwort bekamen wir Sekunden später. Unten am Bootssteg sprang mit hellem Singen das leichte Bootsaggregat an.
    Wir stürmten hinunter, aber wir kamen zu spät. Im eleganten Bogen zog das Rettungsboot davon, steuerte auf das offene Wasser hinaus.
    »Verdammt«, brach es aus Phil heraus. »Wir müssen sehen, ob das Funkgerät die Sache überstanden hat. Newport darf einfach nicht entkommen.«
    Ich bremste ihn.
    »Keine Sorge, Phil! Ich glaube, ich weiß, wo wir ihn finden werden…«
    ***
    Ich ging zu Felice. Das Mädchen hatte seine Fassung inzwischen wiedergefunden. Wenn man bedachte, was sie in den letzten zwölf Stunden alles mitgemacht hatte, war es erstaunlich, wie sie damit fertig wurde.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich wieder.
    Sie nickte und zwang sich zu einem tapferen Lächeln.
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen für alles danken kann, Jerry…«
    »Schon gut, das ist schließlich mein Beruf. Wir hätten uns einiges ersparen können, wenn Sie mir in New York gleich die Wahrheit gesagt hätten!«
    »Ich konnte es nicht!«
    »Jetzt erzählen Sie mal, was passiert ist. Warum sind Sie gestern Nacht nach Chicago geflogen?«
    »Ich wollte zu Bellison!«
    »Das habe ich inzwischen auch kapiert. Sie wollten ihn warnen. Vor wem? Vor uns?«
    »Nein — vor Newport!«
    »Sie lieben ihn?«
    Sie schaute auf den Boden. »Ja.«
    Ich steckte mir eine Zigarette an.
    »Felice — wenigstens jetzt sollten Sie bei der Wahrheit bleiben. Wenn Sie ihn liebten, hätten Sie eben seinen Vornamen genannt und nicht von Bellison gesprochen!«
    Sie schwieg.
    »Na schön«, brummte ich. »Ich will nicht indiskret sein. Aber erzählen Sie wenigstens, was dann weiter passiert ist?«
    »Es war schrecklich. Als ich in sein Hotelzimmer kam, war dieser Mann da!«
    »Houston?«
    »Ja! Er zwang mich dazubleiben, und was weiter geschah, wissen Sie ja!«
    »Wissen Sie, warum Houston dort war?«
    »Er hat nichts gesagt. Aber ich glaube, er wartete auf Bellison.«
    »Um ihn zu ermorden?«
    »Ja, ich glaube…«
    »Was geschah, nachdem Houston aus dem Hotel entkommen war?«
    »Er stellte den Wagen an einer Brücke ab. Dann liefen wir zu Fuß weiter. Kurz darauf erreichten wir das Ufer des Michigan. Dort verband er mir die Augen.«
    »Und weiter?«
    »Nach ein paar Minuten kam ein Boot. Wir stiegen ein und fuhren los. Wieder ein paar Minuten später stoppten wir und gingen an Bord eines Schiffes.«
    »Wissen Sie, welches Schiff das war?«
    Sie nickte.
    »Die Phoebus. Ich kenne das Schiff. Es gehört Bellison. Dort wurde ich eingesperrt.«
    »Wer war noch an Bord?«
    »Ich konnte es nicht feststellen. Houston hatte mir die Augen verbunden. Und von diesem Schiff aus ist auch der G-man erschossen worden«, fügte sie hinzu.
    »Das dachte ich mir schon. Und dann?«
    »Gegen Mittag erreichten wir einen Hafen. Ich hörte, wie Houston mit jemandem sprach. Dabei sagte er, er würde mich nach Marble Flat bringen. Kurz darauf wurde das Rettungsboot zu Wasser gebrächt. Ich musste einsteigen. Dabei gelang es mir, den Namen, Marble Flat mit Lippenstift an die Bordwand zu schreiben. Niemand
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