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0388 - Satans Ungeheuer

0388 - Satans Ungeheuer

Titel: 0388 - Satans Ungeheuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht. Sollte jemand gegen Umweltschutzbestimmungen verstoßen wollen - was ging es ihn an? Er trug doch keine Verantwortung. Die hatten die großen Bosse in der Kunststoffirma. Er, Alphonse Laupier, tat doch nur seine Arbeit und bekam Geld dafür.
    So dachte er.
    Vielleicht war es zum größten Teil auch dieses Oberflächliche, dieses Bedenkenlose, das ihn eigentlich zu dem gemacht hatte, was er jetzt war. Aber es berührte ihn nicht. Er suchte die Schuld bei den anderen, die ihm keine richtige Chance mehr geben wollten.
    Er war ausgewichen auf diese Nebenstrecke, auf die Uferstraße am Fluß, weil er der Verkehrskontrolle entgehen wollte. Er durfte sich nicht kontrollieren lassen. Ein zweites Mal wolle er nicht mit »heißer Fracht« auffallen. Dann war er endgültig erledigt. So war er eine Strecke gefahren, die er nicht kannte.
    Und das wäre fast schief gegangen!
    Und nun die defekte Bordwand! Das durfte doch alles nicht wahr sein!
    Er turnte auf die offene Pritsche und zählte nach. Zwei Fässer fehlten! Die anderen waren nicht mehr fest verkeilt, sie konnten hin und her rollen! Das Schaukeln und die extreme Schräglage des Berliet, die nicht eingeplant gewesen war, hatte die Fracht ins Rollen gebracht.
    »O nein«, murmelte er. Zwei Fässer weniger! Wie sollte er das am Zielort erklären?
    Und vor allem: wo waren sie geblieben?
    Aber das, entschied er dann, war zweitrangig. Mochten sie liegen, wo sie wollten - allein bekam er sie ja doch nicht wieder auf die Pritsche. Dazu brauchte er einen Ladekran, und den hatte er nicht. Er konnte nur die Fässer wieder richtig verkeilen und die Bordwand mit Draht festzurren. Und dann mußte er weiterfahren.
    Wenn er die Dinger wenigstens hätte senkrecht stellen können. Aber das ging nicht. Dann drohten sie erst recht zu kippen. Er mußte die Fässer liegend transportieren.
    Er nahm sich vor, den Rest der Tour langsamer zu fahren. Er war ja nicht im Termindruck. Er war nur schnell gefahren, weil er diese illegale Fracht so schnell wie möglich wieder loswerden wollte.
    Zwei der Fässer war er nun los geworden, sogar schneller als erwartet…
    Er sprang wieder auf die Straße und ging zurück zur Kurve. Er sah die Spur, die die Zwillingsreifen der Doppel-Hinterachse in den weichen Boden neben der Straße gefressen hatte. Es war ein Wunder, daß er da weder steckengeblieben noch umgekippt war. Alles war aufgewühlt.
    Und da sah er auch eines der Fässer.
    Es lag zerschmettert unten am schmalen Uferstreifen. Der Inhalt, ein graubraunes Pulver, war über das Gras der Böschung verteilt, bedeckte Sträucher und reichte bis zum Wasser der Loire. Von dem zweiten Faß war nichts zu sehen; nur die Spur deutete darauf hin, daß es im Wasser gelandet war. Laupier kletterte die Böschung hinunter und ging zum Wasser. Aber er konnte das Faß nirgends erkennen.
    » Merde «, murmelte er. Da war nichts zu machen. Er mußte sich eine Ausrede einfallen lassen dafür, daß er die beiden Fässer verloren hatte. Mit einem seltsam flauen Gefühl in der Magengegend kletterte er wieder zur Straße hinauf.
    Verdammt! Ein Auto kam! Ausgerechnet jetzt!
    Laupier rannte zu seinem Lkw. Er bemühte sich, das Nummernschild mit seinem Körper zu verdecken und der Straße den Rücken zuzuwenden. Hoffentlich war der Autofahrer nicht von der hilfsbereiten Sorte, sondern fuhr weiter, und hoffentlich würde er Laupier und seinen lädierten Laster später nicht wiedererkennen können…
    Der maisgelbe Renault 5 zog vorbei und verschwand in der Ferne.
    Laupier atmete auf.
    Er holte den großen Hammer aus der Werkzeugkiste und kletterte wieder auf die Pritsche. Fluchend und schwitzend schob und drehte er die Fässer wieder in ihre ursprüngliche Position zurück und schlug die Holzkeile wieder fest. Dann band er die Ladeklappe wieder provisorisch fest.
    Wolken zogen heran. Es wurde kühler. Laupier verstaute den Hammer, die Schneidezange und die Drahtrolle wieder, kletterte ins Fahrerhaus und startete den Motor. Der Berliet ruckte an und fuhr los.
    Wenig später begann es zu regnen. Laupier schaltete den Scheibenwischer ein - und verwünschte die Technik. Der Wischermotor setzte aus. Die Regentropfen blieben auf der verschmierten Frontscheibe haften. Er war gezwungen, noch langsamer zu fahren, weil er mittlerweile kaum noch etwas sah.
    Zum Teufel damit! Ihm blieb aber auch wirklich nichts erspart…
    Er erreichte das kleine Dorf, vor dem auf der Fernstraße die Verkehrskontrolle stattfand, die er so unelegant
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