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0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0388 - Der Tote mit meinem Gesicht
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (1 of 2)
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schließlich doch nur ein Haus, das als Freddvs Quartier in Frage kam.
    Es handelte sich um ein altes Gebäude. Drei Stockwerke hoben sich über das graue Band der Fahrbahn. Hinter keinem Fenster brannte Licht. Die Glasfront der Snack-Bar machte einen schäbigen Eindruck. Dennoch beschloß Phil, dort am nächsten Morgen sein Frühstück einzunehmen.
    Er fuhr zu seinem Hotel, kroch ins Bett, und schlief unruhig und von wirren Alpträumen gepeinigt bis gegen fünf Uhr. Dann hielt er‘s im Bett nicht mehr aus, erhob sich, öffnete das Fenster und atmete in tiefen Zügen die frische Morgenluft ein.
    Milchige Schwaden hingen über der Stadt, aber bald schob sich die grelle Scheibe der Morgensonne über die Bergkette der Rocky Mountains, und der Dunst zerfloß so schnell wie ein Schluck Whisky in einem, Meer von klarem Wasser.
    Die Dusche war kalt ud prasselte auf die Haut, bis Phil sich munter fühlte. Er bereitete sich eine Tasse Kaffee, nahm zwei gehäufte Löffel des braunen Pulvers, das nach Gemütlichkeit, Ruhe und Entspannung roch. Kurz vor sieben machte sich Phil auf den Weg. Er benutzte wieder den Corvette und parkte bald darauf vor der Snack-Bar. Die Eingangstür war weit geöffnet. Der Besitzer stand gegen den Rahmen gelehnt und blinzelte in den jungen Tag.
    Es war ein älterer Mann mit grauem, müdem Gesicht und den aufreizend langsamen Bewegungen des Phlegmatikers.
    »Hallo«, sagte Phil, »kann man bei Ihnen ein Frühstück bekommen?«
    Der Alte nickte und schlurfte hinter die Theke, die nicht mehr ganz neu war und schon einige Beulen aufwies. Phil bestellte Kaffee und hart gekochte Eier. Auf andere Dinge hatte er keinen Appetit, denn er mißtraute dem Reinlichkeits-Bedürfnis des Alten.
    Phil blieb der einzige Gast. Er trank drei Tassen Kaffee, kaufte eine Packung Zigaretten, blieb sitzen und begann mit dem Alten zu schwatzen. Nach einer halben Stunde hatte Phil ihn soweit, daß er über die Bewohner des Hauses zu schimpfen begann Der G-man hörte sich das Gezeter über die Besitzerin an, die eine alte Schlampe sei und viel zu hohe Mieten verlange und über einen jungen Bengel, der kürzlich vergessen habe, den Wasserhahn in seinem Zimmer zuzudrehen. Der Bengel sei weggegangen und habe das Zimmer verschlossen. Und eine halbe Stunde später habe es bereits durch die Decke in die Snack-Bar getropft.
    »Dort, Mister«, sagte der Alte und zeigte auf einen dunklen Flecken an der Decke, »dort ist es plötzlich durchgepladdert, als wäre eine zweite Sintflut fällig. Ich dachte, mich laust der Affe. Und die ersten Tropfen fielen genau in die Kaffeetasse eines Gastes, und der Kerl hatte ‘n neues, weißes Hemd an, und der Kaffee is‘ ihm draufgespritzt. Sie glauben ja gar nicht, was man für‘n Ärger hat in dieser Bude, Mister.«
    »Ich glaub‘s Ihnen aufs Wort«, erklärte Phil und zündete sich die zweite Zigarette an. »Als ich vor einigen Tagen mal hier vorbeikam, sah ich, wie sich am Hauseingang zwei Männer stritten. Der eine war ein Indianer oder so.«
    »Ach, Sie meinen Freddy. Das war aber eigentlich ein anständiger Bursche, Ist kein Indianer, kommt aus Hawaii, hat hier irgendwo in ‘nem Nachtclub als Mixer gearbeitet.«
    »Ist der Mann nicht mehr hier?«
    »No, ist nicht zurückgekommen. Vor drei Tagen hat er sein Zimmer gekündigt.« - »Er selbst?«
    »Ja, warum?«
    »Nur so.« Phil blickte gelangweilt hinaus auf die Straße. Er durfte den Alten nicht mißtrauisch machen. Der G-man schwieg eine halbe Minute. Dann sagte er: »Heißt die Alte, der das Haus hier gehört, Anita Perkings?«
    »Nein, wie kommen Sie darauf, Mister?«
    »Nun, ich habe vor Jahren mal hier in der Gegend gewohnt. Da hatte ich eine Vermieterin, die einem das Geld nur so aus der Tasche zog. War so ‘ne kleine Dicke mit einer fleischigen, roten Nase. Ich glaube, die Lady trank heimlich.«
    »Das trifft für die Gilstein nicht zu. Die ergreift die Flucht, wenn sie einen Betrunkenen von weitem sieht.«
    Gilstein, dachte Phil, mehr wollte ich gar nicht wissen. Er unterhielt sich noch eine Weile mit dem Alten, zahlte dann, verließ die Snack-Bar, stieg in den Corvette und fuhr bis zur nächsten Querstraße. Dort parkte der G-man, ging zu Fuß zurück und drückte sich schnell an der Snack-Bar vorbei. Der Alte hatte inzwischen einen neuen Gast bekommen und war an der Theke beschäftigt.
    Phil fand den Eingang des Hauses an der Schmalseite. Neben einer Klingel hing ein braunes Pappschildchen mit der tintigen Aufschrift: Gloria
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