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0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0388 - Der Tote mit meinem Gesicht
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (1 of 2)
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Whiskydunst schwebte über der Theke und zeigte an, daß ein Tennis-Club nicht in allen Fällen der Gesundheit förderlich ist.
    Wir blieben eine knappe Stunde. Dann hatte ich die beiden — scheinbar beiläufig — davon überzeugt, daß es in meinem Bungalow für eine Pokerpartie am bequemsten sei.
    »Okay«, knurrte Massa und hieb Hinauf die Schulter, daß ich fast vom Schemel kippte, »nisten wir uns in deiner Bude ein. Langt dein Whisky-Vorrat?«
    »Du könntest drin baden.«
    Das beruhigte ihn. Nicht, daß Massa ein Trinker war, aber wenn er pokerte, schlug er gewaltig auf die Pauke und trank mehr Whisky als ein schottischer Seemann.
    Ich bezahlte unsere Zeche, gab Johnny ein üppiges Trinkgeld und rutschte als erster vom Hocker. Ich hatte sehr wenig getrunken und war noch absolut fahrtüchtig.
    Wir verließen das Club-Haus, quetschten uns in meinen Sportwagen und kurvten los. Wir erreichten meinen Bungalow, verstauten den Wagen und machten es uns im Kaminzimmer bequem.
    Es war dunkel geworden. Im Garten zogen Leuchtkäfer ihre phosphoreszierenden Bahnen. Die Himmelsglocke war wie mit blauschwarzem Samt ausgeschlagen, und darauf glitzerten unzählige Diamanten. Fern ab — hinter den Villen-Kolonien — rauschte der Pazific.
    Es versprach, eine herrliche Sommernacht zu werden. Sie war geeignet für meinen Mord.
    ***
    Wir saßen in tiefen Sesseln an einem kleinen, runden Tisch. Keiner trug mehr Krawatte oder Jackett. Ich drehte der geöffneten Terrassentür den Rücken zu. Massa thronte mir gegenüber. Er qualmte eine dicke, schwarze Zigarre. Netti rauchte Pfeife und starrte andächtig in seine Karten.
    Ein halb ersticktes Grunzen ließ mich aufblicken.
    Massa hatte den Kopf gehoben und sah an mir vorbei in Richtung Terrassentür. Sein Mund war geöffnet, und die Zigarre kippelte bedrohlich zwischen den fleischigen Lippen.
    »Dort!« Massa streckte die Hand mit den Karten aus. Er tat es so ungeschickt, daß ich genau sehen konnte, was für ein Blatt er hatte. »Dort! Eben war jemand an der Terrassentür. Ich hab's genau gesehen. Ein großer Kerl. Er ist nach links verschwunden.« Massa nahm die Brasil aus dem Mund und leckte sich aufgeregt über die Lippen.
    »Du hast dich getäuscht«, sagte ich, aber ich sagte es ohne Überzeugung und stand auf.
    Auch die beiden erhoben sich.
    »Wer mag das gewesen sein?« fragte Netti. Er war etwas ängstlich. »Vielleicht ein Einbrecher… Hast du deine Waffe griffbereit, Bob?«
    Ich nickte und langte zum Jackett, das auf der Couch lag. Bevor wir uns am Tisch niedergelassen hatten, hatte ich die Pistole in die Innentasche geschoben.
    »Licht aus!« zischte Massa. »Wenn der Kerl Böses im Schilde führt, sind wir benachteiligt. Er steht im Dunkeln und kann uns…« Er hatte den Schalter erreicht, betätigte ihn und tauchte das Zimmer in Finsternis. — Von seinem Standpunkt aus hatte Massa recht. Ich grinste vor mich hin.
    »Schauen wir nach!« brummte Massa und war bereits an der Tür. Ich folgte ihm auf dem Fuße. Netti hatte es nicht ganz so eilig.
    Die Luft war warm und so weich wie Öl.
    Wir blieben einen Moment auf der Terrasse stehep, um unsere Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann packte mich Massa am Arm.
    »Dort!« flüsterte er aufgeregt und zeigte auf einen großen Rhododendron-Strauch. »Dahinter hat sich was bewegt!«
    Er spurtete los. Wenn ein Elefanten-Bulle durch die Steppe jagt, muß es so ähnlich aussehen. Massa walzte den schönen Strauch mit seinem Gewicht einfach nieder. Dann ertönte ein dumpfes Geräusch, als seien zwei Körper gegeneinandergeprallt. Ein Stöhnen folgte. Ein klatschendes Geräusch bildete den Abschluß. Ich hatte mich nicht vom Fleck gerührt. Aber jetzt stupste mich Netti von hinten an, und im gleichen Augenblick ließ sich Massa mit dröhnender Stimme vernehmen: »Ich habe den Kerl, Bob.«
    Im Interesse des Kerls setzte ich mich in Bewegung, umrundete den niedergeknickten Strauch und erblickte Massa in Sieger-Pose. Er kniete auf einer großen Gestalt und schwang drohend die rechte Faust.
    »Stop!« sagte ich rasch. »Wir wollen uns den Vogel doch erst mal ansehen, Harry.«
    Massa war damit einverstanden, erhob sich und trat zur Seite.
    Mühsam richtete sich der Mann auf, den Massas Ansturm glatt auf den Rücken geworfen hatte.
    Der Bursche war sehr groß, schlank und schmal. Von seinem Gesicht konnte man in der Dunkelheit nichts erkennen.
    »Los! Zum Bungalow!« kommandierte ich und begleitete die Aufforderung mit einem Wink
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