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0381 - In der Schlangengruft

0381 - In der Schlangengruft

Titel: 0381 - In der Schlangengruft
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wissen, wohin die beiden Frevler mit der Göttin geflohen sind? Was geschieht, wenn ich es euch verrate?«
    »Du kannst unbehelligt deiner Wege gehen. Nur die Kutte und den Ring gibst du mir zurück.«
    Ted schüttelte den Kopf. »Ich behalte Kutte und Ring. Vielleicht gebe ich sie euch zurück, wenn ich diese Welt wieder verlasse.«
    »Sie sind nicht dein! Du frevelst, wenn du die Kutte trägst, und mit dem Stein kannst du nichts anfangen.«
    »O doch. Vielleicht besser als ihr«, sagte Ted. »Die beiden - Frevler, wie du sie nennst - sind durch ein Weltentor gegangen. Sie befinden sich jetzt in einer anderen Dimension. Es gibt keinen Weg mehr dorthin. Das Tor ist geschlossen.«
    »Vielleicht können die Blauen Steine es öffnen…«
    Ted schüttelte den Kopf.
    »Dazu sind sie zu schwach, mein Freund«, sagte er. »Da bedarf es schon eines stärkeren Kristalls.«
    Das Gesicht des Bruders zeigte deutliches Erschrecken. Offenbar begriff er jetzt durch Teds Andeutungen, daß dieser tatsächlich erheblich mehr wußte, als der Bruder zunächst geglaubt hatte. Ted war ein Wissender, Der Reporter hatte nicht die Absicht, sich länger als nötig mit dem Bruder abzugeben. Der andere war noch nicht wieder aufgetaucht. Entschlossen wandte Ted wieder den Betäubungsgriff an und ließ den Mann hier zurück. Er würde in absehbarer Zeit wieder erwachen und sich still davonschleichen, um seinen Oberbrüdern Bericht zu erstatten. Vielleicht würden sie Ted dann jagen, vielleicht auch nicht. Bis dahin aber konnte er schon einiges erreicht haben.
    Er betrat wieder das verfallene Haus. Aber der andere Kuttenträger war inzwischen erwacht und hatte sich davongemacht, ohne sich um Ted und seinen Gegner zu kümmern.
    Feige sind sie also auch, diese Brüder, dachte Ted spöttisch.
    In seiner erbeuteten Kleidung, die Kapuze über den Kopf gezogen, machte er sich auf den Weg zurück, den er gekommen war.
    ***
    Indien…
    In den bewaldeten Ausläufern des Vindhja-Gebirges, nicht sonderlich weit von der Stadt Saugor in der Mittel-Provinz entfernt, erhob sich ein vergessener Tempel. Welcher Gottheit er einst geweiht war, vermochte heute niemand mehr zu sagen. Die damaligen, kunstvoll gestalteten Skulpturen waren längst zerstört und zertrümmert und ließen keine Rückschlüsse mehr darauf zu, welche Figuren der indischen Götterwelt sie einst dargestellt hatten.
    Kein richtiger Weg führte zu diesem Tempel, denn niemand suchte ihn mehr auf.
    Niemand?
    Ganz stimmte es nicht. Denn der Ssacah-Kult hatte von dieser vergessenen Stätte Besitz ergriffen. Die Anhänger des toten Schlangendämons errichteten hier einen ihrer vielen verstreuten Stützpunkte. Sie bauten keine eigenen Tempel. Sie übernahmen verlassene Kultstätten und richteten sich darin ein. So konnten sie sicher sein, daß niemand auf sie aufmerksam wurde. Es war unauffälliger, alte Tempel zu übernehmen, als neue zu errichten. Die Ssacah-Diener selbst wußten, wo sie ihresgleichen zu finden hatten.
    Ssacah, der Kobra-Dämon, hatte einst auf seine Weise Indien beherrscht. Als er dann versuchte, seinen Machtbereich über die Grenzen Indiens hinaus auf die ganze Welt auszudehnen, war er nicht nur auf den Unwillen anderer mächtiger Dämonen gestoßen, die die Konkurrenz fürchteten, sondern auch auf Professor Zamorra. Das war sein Verhängnis geworden. In einer anderen Dimension war der Kobra-Dämon vernichtet worden.
    Aber sein Erbe, sein Kult, existierte noch.
    Mansur Panshurab, Ssacahs treuester Diener, versuchte den Kult zu neuer Größe zu bringen.
    Ganz tot war Ssacah nicht. Er besaß zahlreiche winzige Ableger, unterarmlange Kobras, die aus Messing zu bestehen schienen und im passiven Zustand wundervoll gearbeiteten Skulpturen glichen. Aber wehe, wenn sie erwachten… dann saugten sie Menschen die Lebenskraft aus und versenkten zugleich den Keim der Schlange in ihnen. Wer von ihnen gebissen wurde, wurde zum Untoten, der in der Lage war, sich in eine Art Kobra zu verwandeln und seinerseits zu beißen. In jenem Falle wurde dér Keim zwar nicht weitergegeben, aber die aufgesaugte Lebenskraft floß dennoch den Ssacah-Ablegern zu.
    Panshurab selbst war auch einer jener Untoten, aber er ragte über die anderen hinaus. Denn er hatte vom Herrn der Hölle selbst die Genehmigung erhalten, als neuer Führer des Ssacah-Kultes Indien zu beherrschen.
    Aber nicht mehr…
    Alles, was sich außerhalb der Grenzen befand, war für den Ssacah-Kult tabu.
    Doch wie einst Ssacah, wollte sich auch
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