Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0380 - Ich und der Poltergeist

0380 - Ich und der Poltergeist

Titel: 0380 - Ich und der Poltergeist
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wieder spürte ich einen Hitzehauch, der über meine Haut streifte, so daß ich zurückzuckte.
    »John, kannst du ihn packen?« vernahm ich die flüsternde Stimme der Horror-Oma.
    »Ich weiß nicht.« Er schaute mir schräg von oben entgegen. Sein Blick traf mich also voll, und er mußte sich auch auf dem Kreuz festsaugen, daß ich vor der Brust und sehr offen hängen hatte.
    Wäre er ein Vampir, ein Werwolf oder Zombie gewesen, hätte ihn der geweihte Talisman sicherlich erschreckt. Nur war dieses Wesen ein Geist, es bestand aus keinem festen Körper, ich hätte sicherlich hindurchgreifen können und wurde auch das Gefühl nicht los, daß ich mit meinem Kreuz nicht viel anrichtete, weil dieser komische Klumpen aus irgendeiner anderen Mythologie stammen mußte.
    Je mehr Zeit verstrich, um so enger wurde meine Kehle. Ich hatte Mühe, überhaupt richtig Luft zu bekommen, und ich wartete weiterhin ab, bis er sich regte.
    Konnte er reden?
    Wahrscheinlich nicht. Trotzdem sprach ich ihn an. Möglicherweise verstand er mich auch. »Was willst du?«
    Seine Augen funkelten, so gab er mir Antwort, und es war ein böses Funkeln. Er öffnete auch sein breites Maul. Es kam mir vor wie das einer Kröte. Der folgende Zischlaut hörte sich verdammt gefährlich an, ich trat unwillkürlich zurück und sah auch, wie ein Zittern durch den dicken, unförmigen Körper lief.
    Plötzlich war er weg.
    So schnell, daß ich mit den Augen kaum folgen konnte. Er jagte nicht an mir vorbei, sondern drehte sich auf der Stelle, wurde zu einem Streifen und nahm den Weg durch das offene Fenster, um sich über dem schrägen Dach zu einer Kugel zusammenzuballen und dort lauernd zu warten.
    Gleichzeitig verlöschten auch die Flammen. Es erklang kein Zischen, sie fielen einfach ineinander, als hätte jemand eine Decke über die langen Feuerzungen gebreitet.
    Schluß der Vorstellung…
    Aber nicht für mich, denn nach wie vor hockte der Poltergeist so auf dem Dach, daß er durchs Fenster auf mich und in die Dachwohnung schauen konnte.
    Seine Augen erinnerten mich dabei an giftgrüne Kugeln. Der Blick war starr auf mich gerichtet, und sogar die Zehen seiner nackten Füße bewegten sich. Okay, er hatte mich mit verdammt unangenehmen Waffen angegriffen, und ich reagierte immer sauer, wenn jemand Messer auf mich schleuderte. Da spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um einen Menschen, einen Festkörper-Dämon oder einen Geist handelt.
    Das wollte ich ihm zurückzahlen.
    Diesmal zog ich bewußt die Silberkugel-Pistole. Lady Sarah hatte dies gesehen.
    »Willst du auf ihn schießen, John?«
    »Selbstverständlich.«
    »Aber du wirst nichts erreichen.«
    Ich lachte leise. »Das möchte ich ja herausfinden.« Zwei Schritte brachten mich bis dicht an das Fenster, wo ich meinen Arm anhob und mit der Waffenmündung auf den Körper des giftgrünen Poltergeistes zielte. Er tat gar nichts, hockte da und bewegte nicht einmal einen seiner dicken Finger, um einen Schuß zu verhindern.
    Fürchtete er die Kugel nicht?
    Ich drückte ab.
    Die Flugbahn des Geschosses konnte ich nicht verfolgen, die Geschwindigkeit war einfach zu hoch, aber ich sah den Einschlag, denn genau an der Stelle blitzte es auf.
    Als wäre in seinem durchsichtigen Körper eine Wunderkerze angezündet worden, so blitzte es auf. Der Sprüh verteilte sich innerhalb einer Sekunde, und ich rechnete schon damit, daß der Poltergeist zerrissen würde, aber das ganze Zeug fiel wieder zusammen, und auch der Geist selbst veränderte seine Gestalt.
    Er wurde noch mehr zu einer Kugel. Das Gesicht verschwand, der Körper besaß ebenfalls keine Umrisse mehr, ich hörte ein wütendes Zischen und vernahm auch sein wildes Heulen.
    Im nächsten Moment wurde er zu einer Rakete und jagte weg in den dunklen Himmel. Auch die Rakete veränderte sich, sie nahm ein kometenhaftes Aussehen an, und als sehr breiter Strahl jagte der geheimnisvolle Poltergeist in den Himmel hinein, wo er von der Dunkelheit aufgesaugt wurde und meinen Blicken entschwand.
    Das also war es gewesen.
    Ich holte einige Male tief Luft, schaute auf das Dach und auch nach vorn, doch dieser Geist hatte keine Gesellschaft bekommen. Er war allein gewesen.
    Ich ging wieder zurück.
    Hinter der Truhe kam Sarah Goldwyn hervor. Sie zitterte und nicht nur in den Knien. Fragend schaute sie mich an.
    Ich ging ihr entgegen. Unter meinen Sohlen knirschte das Glas der zerbrochenen Scheibe.
    »War es das?« fragte die Horror-Oma.
    Ich holte tief Luft. »Für den Anfang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher