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038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

Titel: 038 - Bis die Ratten dich zerfetzen
Autoren: Larry Brent
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legte er auch vor Thare an. Dieses
winzige Eiland schien nur aus Wind und Sand zu bestehen. Ein öder Platz, wo man
sich als Mensch kaum wohlfühlte . Dennoch war auch
dieser Fleck Erde bewohnt, und die Eingeborenen hier schienen auf ihre eigene
Weise glücklich zu sein. Das war es, was Warner von Anfang fasziniert und
verzaubert hatte: Die unnachahmliche Freundlichkeit, die diesen Eingeborenen
eigen war. Trotz des Massentourismus, der auch Neukaledonien und die Fidschis
nicht verschont hatte, gab es doch noch einige abgelegene Vulkaninseln, die
noch kaum eines Europäers Fuß betreten hatte.
    Thare gehörte
dazu. Hierher kam nur, wer einmal völlige Einsamkeit erleben wollte. Es gab
kein Hotel, kein elektrisches Licht, kein Telefon und kein Fernsehen.
    Daß die Sweet
Home in diesem Augenblick vor Thare auftauchte, war
ein Zufall. Es geschah außerhalb der Reihe. Die Eingeborenen wußten das. Das
Frachtschiff war erst in sieben Wochen wieder fällig. Doch besondere Umstände
erforderten besondere Maßnahmen.
    Warner war
darum gebeten worden, heute zu kommen. Von einem Australier namens Ted Burton,
den er vor vier Wochen hier abgesetzt hatte und der die Insel nach dieser Zeit
wieder verlassen wollte.
    Armeschwenkend
erhob sich Warner in dem bedrohlich schaukelnden Ruderboot, das der schnaufende
Matrose, ein schwitzender Mischling, nun allein voranzubringen hatte.
    »Hallo, meine
Freunde!«
    Warner strahlte
wie ein Honigkuchenpferd. Er war ein fröhlicher, immer zu einem Scherz
aufgelegter Bursche, der keiner Fliege etwas zuleide tat.
    Die drei am
Strand stehenden Eingeborenen winkten mit freudigen Gesichtern zurück.
    »Hallo,
Sweet-Home-Freund«, rief einer von ihnen in gebrochenem Englisch über die
Wellen, und die Worte wurden von dem starken Wind förmlich von seinen Lippen
gerissen.
    Hilfreiche
Hände streckten sich dem Zweieinhalb-Zentner-Mann entgegen, als das Ruderboot
endlich gegen die Mole schlug.
    Warner
blickte sich im Kreis um, als vermisse er jemanden. »Wo ist der Australier ?« fragte er verwundert.
    Der
Eingeborene Maiko wies mit der ausgestreckten Hand
über die ruhige Meeresfläche.
    »Weg mit
Touristenboot, das vor vier Tagen hier anlegte.«
    Warner kniff
die Augen zusammen. Er wollte etwas darauf erwidern, doch Maiko fuhr fort: »Sagte, er hätte eine wichtige Nachricht aufzugeben. Wollte nach Noumea ...«
    »Das verstehe
ich nicht .« Der Dicke wischte sich mit der Hand über
sein fleischiges Gesicht, in dem die kleinen Augen wie feuchte Perlen
glitzerten. »Wir hatten doch abgesprochen, daß ich ihn heute hier abhole .« Er musterte die drei Eingeborenen. Sie lächelten ihn an. Sie sahen alle drei beinahe gleich aus und hätten Brüder
sein können. Warner kannte viele Bewohner der Insel.
    Der Wind
zerzauste die Haare des blonden Kapitäns. Er machte sich nicht die Mühe, sie zu
ordnen.
    Dann
schüttelte er den Kopf. »Da macht man extra einen Umweg...«
    Warner kam
die ganze Situation recht merkwürdig vor. »Das ist schon das zweite Mal in den
letzten drei Monaten«, fügte er etwas lauter hinzu.
    »Das zweite
Mal, ja...« Maiko lächelte. Er schien nicht zu
begreifen, was der dicke Kapitän eigentlich mit seiner Bemerkung bezweckte.
    »Sieht
beinahe so aus, als ob ihr jeden Fremden hier mit Gewalt festhaltet«, konnte
Warner sich nicht verkneifen zu sagen. »Immer, wenn ich meine Leute abholen
will, sind sie verschwunden .«
    »Sind sie
abgereist, ja. Wollte niemand warten .« Diesen feinen
Unterschied schien der Eingeborene zu begreifen, und er berichtigte den
Amerikaner dementsprechend.
    »Das wäre
noch zu verstehen. Mancher nimmt sich etwas vor, das er nachher nicht durchsteht. Burton jedoch machte mir nicht den Eindruck .« Der Kapitän ließ immer wieder den Blick in die Ferne
schweifen.
    »Wir haben
andere Passagiere für Sie, Freund«, fuhr Maiko fort.
»Wollen mitfahren. Das geht ?«
    Warner kam
nicht mehr dazu, etwas zu erwidern. In der Luft lag plötzlich außer dem
knatternden Wind ein anderes Geräusch, das von einem uralten, asthmatischen
Motor herrührte. Ein klappriger Jeep, grellbunt bemalt, tauchte im Hintergrund
auf. Es war das einzige Fahrzeug auf der Insel. Die Eingeborenen pflegten es
mit einer beinahe ehrfürchtigen Hingabe. Jeden Besucher, der auf die Insel kam,
holten sie damit ab und brachten ihn ins Dorf. Mit dem Jeep wurden gelegentlich
auch kleinere Frachtgüter von der Mole her transportiert.
    Diesmal
wurden zwei Eingeborene zur Mole gefahren, die eine aus
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