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0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

Titel: 0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
Autoren: Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
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Phil hatte sich stumm ans Steuer gesetzt, ich starrte neben ihm in die Lichtkegel, die die Scheinwerfer aus der Nacht schnitten.
    Unser Weg führte über Elizabeth und den New Jersey Turnpike nach Perth Amboy.
    Perth Amboy gehört zum Stadtgebiet New Yorks und liegt an der Südspitze von Staaten Island, direkt am Atlantik.
    Nach zehn Meilen bogen wir auf die Bundesstraße 9 ab, an der Perth Amboy liegt.
    Der Ort ist so unbedeutend wie fast jedes der verschlafenen Städtchen an der Küste. Hochseefischer wohnen meist dort, denn der Arthur Kill bildete einen natürlichen Hafen.
    Kutter in allen Größen schaukelten am Wasser, als wir den Entladekai erreicht hatten. Silbrig glänzte das Wasser im schwachen Mondlicht.
    Mit abgeblendeten Lichtern fuhren wir die paar hundert Meter gepflasterte Straße entlang. Dann mussten wir den Wagen stehen lassen.
    Zu Fuß schleuderten wir zum Strand hinunter. Die Häuser lagen dunkel und verlassen da, die Einwohner waren schon längst in den Betten.
    In sanftem Bogen zog sich der nach Teer und Salz riechende Strand am Arthur Kill entlang. Jenseits des Wassers sahen wir Lichter von Tottenville auf Staten Island.
    Es gab weder Hausnummern noch einen Straßennamen in dieser verlassenen Gegend. Wir waren ganz auf unser Gefühl angewiesen.
    Die vereinzelten Bretterbuden konnten ebenso gut Lagerschuppen wie Wohngebäude sein. Sie alle waren in dem gleichen verkommenen Zustand.
    Licht war nirgends in den Buden. Wir umkreisten sie, konnten aber nichts Auffälliges entdecken.
    Dann standen die Bretterbuden dichter, nicht mehr so unregelmäßig, sondern schön geordnet in zwei Reihen.
    Phil nahm die obere Reihe, ich die andere, die dem Wasser am nächsten lag. Den Kragen hatte ich hochgeschlagen, denn der frische Seewind hatte kräftig zugenommen.
    Als ich das zweimalige Miauen einer Katze hörte, verhielt ich mitten im Schritt. Ich ging dann in die Richtung, aus der ich das Miauen gehört hatte.
    Nach fünfzig Schritten sah ich einen Schatten. Phil kam näher geschlichen. Flüsternd machte er mich auf seinen Fund aufmerksam.
    Unter einer Segeltuchplane verborgen stand ein Wagen. Zwar nichts Ungewöhnliches, aber Phil hatte das hintere Ende der Abdeckung angehoben und mit der Taschenlampe das Nummernschild beleuchtet.
    Es handelte sich um einen in Newark zugelassenen Station Car.
    Wie zwei Indianer auf dem Kriegspfad schlichen wir uns an. Dichte Verschlage an den Fensteröffnungen ließen keinen Blick in das Innere zu. Wir konnten nicht einmal erkennen, ob Licht dahinter brannte.
    Der Schuppen war stabil, aber nicht groß. Es gab weder ein Namensschild noch sonst einen Hinweis auf die Bewohner.
    Um festzustellen, ob überhaupt jemand zu Hause war, stellte sich Phil dicht an die Holzwand. Er verschränkte die Hände, und ich stellte meine Füße darauf.
    Phil ruckte an, und ich hatte den Dachrand gefasst. Mit einem Klimmzug zog ich mich hoch.
    Bevor ich auf trat, untersuchte ich mit den Händen die Festigkeit des Daches. Es war eben wie eine Terrasse, mit Holz und Dachpappe gedeckt.
    Mitten auf dem Dach ragte ein schwarzes Rohr in die Höhe. Es war der obere Kaminstutzen, auf den ich es abgesehen hatte.
    Auf allen vieren kroch ich näher. Schon bevor ich das eiserne Rohr erreicht hatte, wusste ich Bescheid. Es strahlte nicht nur Wärme aus, sondern auch den unverwechselbaren Geruch von verbranntem Holz. Es war also jemand da, der den Ofen heizte, sogar recht kräftig.
    Für eine Minute, verharrte ich regungslos, dann presste ich mich dicht ans Dach.
    »Hände hoch«, brüllte eine tiefe Stimme unten. Gleichzeitig wurde nun der Platz, wo Phil zurückgeblieben war, taghell erleuchtet.
    Ein paar schnelle Schritte, dann hörte ich ein trockenes Geräusch. Es klang, als ziehe jemand mit dem Gummiknüppel einen Scheitel gerade.
    Meine Finger griffen bereits nach der Waffe, da wurde das Licht ausgedreht.
    An dem schleifenden Geräusch erkannte ich, dass Phil überwältigt worden wär und dass man ihn in die Hütte brachte.
    »Bring’ den Schnüffler ‘rein«, bellte eine zweite Stimme.
    Der Spuk dauerte nur Minuten. Dann war wieder dieselbe, tiefe Stille ringsum.
    ***
    In keinem der anderen Häuser rührte sich etwas. Vielleicht waren die Bewohner solche Szenen gewohnt und wollten nicht gestört werden.
    Ich wartete noch zwei Minuten, dann presste ich mein Ohr an das Dach. Unter mir hörte ich das Geräusch eines Stuhls, der umgeworfen wurde. Die dunkle Stimme bellte wieder auf.
    Ich entnahm den
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