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0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing

Titel: 0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
Autoren: Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
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Ankerkette begann gegen die Reling zu schlagen.
    Der Kahn wollte ablegen. Zu meinem Pech hatte ich den falschen angeschwommen.
    Ich sah die dunklen Umrisse knapp zehn Yards vor mir. Durch ein Wolkenloch fiel ein schwacher Schein auf das Wasser.
    Verzweifelt pustete ich meine Lungen voll. Dann stieß ich mich mit aller Kraft von der Kette ab und versuchte, den ablegenden Kutter zu erreichen.
    Er begann bereits Fahrt aufzunehmen, obwohl der Anker noch nicht voll eingeholt war. Ganz sachte entfernte sich das Schiff in Richtung Meer.
    So sehr ich mich auch anstrengte, die Entfernung wurde nicht geringer. Im Gegenteil; ich merkte, wie ich zurückblieb.
    Meine Kräfte waren bereits so erschöpft, dass ich das Boot nicht mehr einholen konnte. Die Schaumwelle vor meinem Gesicht wurde breiter, die Schraube drehte sich schneller.
    Etwas Kaltes streifte mein Bein. Ob es hier Haie gab?, schoss es mir durch den Kopf.
    Ich zuckte zusammen, als etwas sehr Scharfes mein Bein ritzte. Die Waffe!, war mein nächster Gedanke. Hoffentlich ließen sich diese gefährlichen Tiere damit vertreiben.
    Ich zog die Beine an und streckte eine Hand ins Wasser. Blut macht sie gierig, dachte ich und fühlte die Wunde am Bein.
    Aus!, war mein Gedanke, als ich den Schlag verspürte.
    ***
    Phil hatte das Bewusstsein erst wiedererlangt, als man ihm eine halbe Flasche Gin in den Mund sprudelte. Hustend spuckte er das scharfe Zeug wieder aus, dann schlug er die Augen auf.
    Vor seiner Nase hatte er das breite und brutale Gesicht eines Seemannes. Der dunkelblaue Rollkragenpullover und die Ballonmütze passten zu dem harten Gesicht wie die Faust aufs Auge.
    »Na endlich, da wären wir ja«, grinste er zynisch und setzte die Flasche selber an den Mund.
    Phil warf einen forschenden Blick um sich. Er war wie ein Rollschinken mit einem langen Seil verschnürt worden und konnte nur den Kopf bewegen. Dem anderen war der suchende Blick nicht entgangen.
    »Wenn du deinen Freund suchst, so hast du Pech. Den haben wir zur Hölle geschickt«, grinste er boshaft und beobachtete Phil genau.
    Phil zuckte zusammen. Dem Seemann war das nicht entgangen.
    Der Bluff hatte gewirkt. Er wusste jetzt, dass Phil nicht allein gewesen war.
    Hastig verließ er die Kabine, in der Phil hilflos auf dem schmutzigen Boden lag. Draußen stapfte der Seemann zum Ruder.
    Er wechselte ein paar Worte mit dem Rudergänger, dann stellten sie das Steuer fest. Zusammen verschwanden sie unter Deck, wo der Boss mit Jose, dem Angestellten des Outside war.
    Über einen klobigen Tisch mit einer Landkarte gebeugt stand ihr Boss, dessen Züge sich verfärbten, als er erfuhr, was Phil unwissentlich verraten hatte.
    »Verdammt, das ändert unsere Pläne«, knurrte der Boss. »Wenn der zweite Schnüffler uns beobachtet hat, hetzt er die gesamte Wasserpolizei der Ostküste auf uns. Bevor wir die Dreimeilenzone verlassen haben, haben die uns zehnmal umstellt.«
    »Dann schießen wir uns eben den Weg frei«, knurrte ein anderer.
    »Selbst mit einer Kanone kämen wir nicht durch. Und ein Maschinengewehr gegen ein Dutzend ist zu wenig. No, wir müssen umkehren.«
    Verkniffen studierten sie zu viert die Karte. Der Boss fuhr mit dem Zeigefinger die Küstenlinie entlang.
    »Hier drüben ist abgesperrtes militärisches Gelände. Da suchen uns die Cops zuletzt. Und wie wir der Marine entgehen, das weiß ich.«
    »Und der Schnüffler da unten?«, fragte der Seemann. Er hatte bis jetzt geschwiegen.
    »Dem bereiten wir ein Feuerwerk, wie er es noch nicht erlebt hat. Vorläufig lasst ihn in Ruhe. Jose, du nimmst das Ruder. Ihr anderen beiden peilt die Gegend an. Keine Lampen setzen. Wenn sich jemand nähert, sofort ausweichen, klar?«
    Sie nickten stumm und gingen an die Arbeit. Der Boss selbst verschwand in dem angrenzenden Laderaum.
    Mit mächtigen Stricken festgezurrt, stapelten sich Dutzende von Kisten. Fast alle trugen die Aufschriften einer Lebensmittelfirma.
    Achtlos schob der Boss den ersten Stapel zur Seite. Dann holte er ein Springmesser aus der Tasche und schlitzte einen Pappkarton auf.
    Die flachen, rechteckigen Pappschachteln, die zum Vorschein kamen, waren randvoll mit Munition gefüllt. Beste Armeeware für Maschinengewehre.
    Mit Kneifzange und Springmesser öffnete der Boss zwei Dutzend Patronen. Das Pulver sammelte er in einer entleerten Schachtel.
    In die Seitenwand der Schachtel bohrte er ein Loch. Dann holte er eine Zigarette aus der Tasche, brach den Filter ab und zwängte den Stängel zur Hälfte
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