Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0374 - Die Macht des Sepulveda

Titel: 0374 - Die Macht des Sepulveda
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
trocken.
    „Also Anpassungsschwierigkeiten. Na schön. Dann dürfen Sie jetzt lachen, Wolframsdorff:"
    „Haha!" machte der Oberstleutnant.
    Oberst Yulsman Kirkpatrick, der schon einige Zeit um seine Beherrschung gekämpft hatte, konnte nicht mehr an sich halten. Er warf sich in seinen Kontursessel und lachte schallend.
    Oberstleutnant von Wolframsdorff bemerkte Chiarinis entrüstete Miene, beugte sich zu dem Staatsminister herab und flüsterte: „Als Kommandant darf er das, Sir."
    Da platzte auch Kantor Chiarini heraus.
     
    *
     
    Der Rest des Tages verlief in der Routine von Konferenzen mit dem Stab der diplomatischen Delegation den mitfliegenden Offizieren der Galaktischen Abwehr und - in engstem Kreis - mit der Mutantin Betty Toufry. Die Telepathin und Telekinetin war dem Staatsminister von Perry Rhodan persönlich zu seiner Unterstützung beigegeben worden.
    Der Start wurde auf den nächsten Morgen, den 23. Oktober 2436 - Erdzeit - festgesetzt. Gegen Mitternacht begab Chiarini sich in seine Kabine, ein luxuriös eingerichtetes Appartement auf dem sogenannten Chefdeck. Dort ließ er sich mit Hilfe einer Flasche alten Portweins systematisch vollaufen und anschließend von seinem Dienstroboter zu Bett bringen.
    Den Start der RUBICON verschlief er. Donald brauchte anderthalb Stunden, um seinen Herrn mittels Massage, Zellaktivierungsbestrahlung und Injektionen in Form zu bringen. Die verschiedenen biopositronischen Ersatzorgane vermochten die normalen Alterungserscheinungen des Ministers nicht gänzlich zu kompensieren. Kantor Chiarini war mit seinen 112 Jahren naturgemäß auf dem absteigenden Ast des Lebens. Die durchschnittliche Lebenserwartung Terrageborener lag zwar bei 135 Jahren, aber die Jahrzehnte aufreibenden Dienstes in der Galaktischen Abwehr und später in der Solaren Administratur hatten den natürlichen körperlichen Verschleiß beschleunigt. Chiarini machte sich keine Illusionen über seine restliche Lebenserwartung. Er gab sich insgeheim noch drei Jahre.
    Dabei vergaß er allerdings, daß er das bereits seit seinem neunzigsten Lebensjahr tat.
    Als er endlich die Hauptzentrale betrat, befand sich die RUBICON schon in der ersten Linearraumetappe. Die Panoramaschirme zeigten das diffuse Muster unbekannter Energieemissionen, und auf dem Reliefschirm schimmerte ein blasser Lichtfleck: die Andromeda-Galaxis.
    Schweigend ließ Kantor Chiarini sich in den für ihn reservierten Kontursessel nieder. Er nickte nur, als Kommandant Kirkpatrick ihm über die Schulter zurief, der Großadministrator hätte vor einer Stunde Grüße an ihn übermitteln lassen.
    Ebenso schweigend schlürfte er den koffeinfreien Kaffee, den Donald ihm reichte. Seine unter Fettpolstern halb verdeckten Augen ließen sich jedoch nichts entgehen, was innerhalb der Zentrale geschah. Der Erste Offizier bekam es als erster zu hören, als Chiarini ihn zynisch fragte, ob er mit offenen Augen schliefe. Oberstleutnant Graf Burckhart von Wolframsdorff zuckte zusammen, errötete und beugte sich über sein Schaltpult.
    Chiarini kicherte, rieb sich die Hände und wandte seine Aufmerksamkeit dem Navigator zu. Aber der kannte die Angewohnheiten des Ministers bereits von früheren Flügen her und widmete sich mit einem Feuereifer seiner Arbeit, als lägen nicht alle Kursdaten längst in der kosmonautischen Positronik verankert und brauchten nur im Bedarfsfall abgerufen zu werden.
    Gegen Mittag glich die Stimmung der Zentralebesatzung einer entsicherten Kernbombe, die durch die geringste Erschütterung gezündet werden konnte. Kantor Chiarini schien nichts davon zu bemerken. Er hockte wie ein hoffnungslos verfetteter Buddha in seinem Sessel, sah alles, hörte alles, schwieg mürrisch und putzte sich seine triefenden Augen. Die Offiziere vermieden es, ihn anzusehen. Wenn einer auf dem Weg zum Kommandanten an ihm vorüber mußte, machte er einen möglichst großen Bogen und verschwand anschließend, so schnell er konnte.
    Kurz nach ein Uhr ließ Chiarini sich von seinem Roboter einen ganzen Reispulverpudding holen. Die Süßspeise schwamm förmlich in knallrotem Fruchtsaftkonzentrat, und der Minister konzentrierte sich für zehn Minuten ausschließlich auf diesen leiblichen Genuß.
    Ein Kosmonautiker-Anwärter, der den Navigator für den Rest der Linearraumetappe ablösen sollte, stolperte in dem Bemühen, möglichst leise aufzutreten, und schlug neben Chiarinis Sessel lang hin.
    Ein vielstimmiger Seufzer hallte durch die Zentrale.
    Kantor Chiarini
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher