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0374 - Der Inka-Henker

0374 - Der Inka-Henker

Titel: 0374 - Der Inka-Henker
Autoren: Jason Dark
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schon, da machen Sie sich mal keine Sorgen. Wichtig ist dieser angebliche Tote, von dem Sie geredet haben und der nicht verwest sein soll…«
    »Er will kommen!« flüsterte Ernesto.
    »Und wir werden dabei sein.«
    Der Spanier erschrak. »Wir?« hauchte er. »Nein, Señor Sinclair, ohne mich. Ich kann doch nicht zusehen, wie jemand aus dem Grab steigt. Ich gehe nicht mit.«
    Ich hob die Schultern. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.
    Zwingen konnte ich ihn nicht, aber ich warf dem Pfarrer einen schrägen Blick zu.
    Der Padre verstand und nickte. »Keine Sorge, Señor, ich werde Sie begleiten.«
    »Und Sie haben keine Furcht?«
    Er lachte leise. »Was heißt Furcht? Ich bin der Ansicht, daß man den Dingen auf den Grund gehen muß, und das hat mit meinem Beruf wirklich nichts zu tun.«
    Ich war froh darüber, daß der Padre so redete. Nicht immer traf ich auf so viel Verständnis.
    Padre Dorio schaute auf seine Uhr. »Wann geschieht so etwas zumeist?« fragte er. »Um Mitternacht?«
    Ich lächelte schief. »Da sind zumeist Vampire unterwegs. Wir haben bis zur Tageswende noch Zeit und müssen uns wohl auf eine lange Nacht gefaßt machen.«
    »Das befürchte ich auch«, gab der Geistliche zu.
    Ich stand auf und schlug ihm auf die Schulter. »Kommen Sie, Padre. Lassen Sie uns nicht zu lange hier herumsitzen. Wir werden die Sache schon schaukeln.« Einen letzten fragenden Blick warf ich noch auf den jungen Spanier. »Sie wollen wirklich nicht mit?«
    Er zögerte. »Ich… ich weiß nicht.«
    Noch hatte ich meinen Humor behalten. »Es wäre zumindest interessant, einmal seinem Ahnherrn zu begegnen, falls die Dinge, die wir annehmen, tatsächlich eintreffen.«
    »Darauf kann ich verzichten.«
    Es klang so endgültig, daß ich nicht weiter versuchte, ihn zu überreden.
    Der Pfarrer ging zur Garderobe, nahm einen Mantel vom Haken und zog ihn an.
    »Wir können, Señor.«
    Ich war auch fertig. Meine Waffen hatte ich mitgenommen. Jetzt wartete ich nur noch auf einen lebenden Toten…
    ***
    Der Donner war verstummt, kein Blitz spaltete mehr den Himmel, der Regen fiel nicht mehr, und nur der steife Seewind wehte uns ins Gesicht.
    Es war eine herrliche Nacht. So frisch, so klar, frühlingshaft. Auch nicht zu dunkel. Ein seltsames Grau bedeckte das weite Firmament.
    Die Sterne sahen aus wie winzige Nadelköpfe. Ihr gelber Schimmer erinnerte mich an das Funkeln kostbarer Diamanten.
    Die südlichen Berggrate und langen Hänge der Pyrenäen waren mehr zu ahnen, als zu sehen. Ich mußte daran denken, daß ich hoch oben in einem Pyrenäenkloster vor Jahren einmal ein gefährliches Abenteuer erlebt hatte, als es gegen die Horror-Reiter und einen verbrecherischen und vom Teufel beeinflußten Pater ging.
    Der Mann, der neben mir herschritt, diente nicht dem Bösen. Auf ihn konnte ich mich verlassen, das wußte ich genau.
    Der Weg war nicht einfach. Auch der kleine Ort Porros lag noch in den Ausläufern der Berge. Dementsprechend gestaltete sich auch das Gelände. Es führte einmal bergauf, dann wieder bergab, und die Wege waren eigentlich nur Pfade.
    Ruhe herrschte im Dorf. Wir entdeckten kaum ein Licht hinter den Fenstern der kleinen Häuser, die wie geduckt an den Hängen standen.
    Hier ging man früh schlafen, denn der Tag begann ebenfalls sehr zeitig. Die Menschen lebten vom Weinanbau, aber auch von der Fischerei, und einige der jüngeren Dorfbewohner hatten ihren Heimatort verlassen und arbeiteten im nahen Barcelona.
    Das alles hatte mir der Pater auf dem Weg zum Friedhof berichtet.
    Schon wieder ein Friedhof in Spanien. Damals, als es gegen Okastra ging, hatte der Fall auch auf einem Friedhof seinen Anfang genommen. Ich hoffte, daß es diesmal glatter laufen würde und ich nicht wieder in den Strudel der Vergangenheit geriet.
    »Werden heute noch Menschen auf dem Friedhof begraben?« fragte ich, als wir einen serpentinenartigen Pfad hochstiegen.
    »Nein, nicht mehr. Die Anlage war eigentlich als Seefahrer- und Heldenfriedhof gedacht.«
    Ich lachte. »Helden ist ein weiter Begriff. Juan Lazarro ist für mich kein Held!«
    »Für mich ebenfalls nicht«, unterstrich der Padre.
    Der Friedhof war bereits zu sehen. Wenigstens seine äußere Erscheinungsweise. Die halbzerstörte Mauer umgab das Gräberfeld mit den hohen Steinen und Sockeln, wo diejenigen ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten, die man als Helden verehrt hatte.
    Wir befanden uns auf der Höhe. Der Wind machte uns dort zu schaffen. Die Haare wirbelten hoch, der Mantel
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