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0374 - Der Inka-Henker

0374 - Der Inka-Henker

Titel: 0374 - Der Inka-Henker
Autoren: Jason Dark
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des Pfarrers knatterte. Auf meiner Zunge lag ein Geschmack von salziger Meerluft und dem nassen Staub der Hügel, der während des Gewitters fallende Platzregen hatte die Erde aufgeweicht.
    Wir gingen durch den zerstörten Eingang und passierten die ersten Grabsteine, die in ihrer gesamten Fülle vor uns hochwuchsen und Monumente einer längst vergangenen Zeit waren.
    Ich sah den Stein eines Toreros. Ein Stier war darin eingemeißelt.
    Darüber stand ein lateinischer Spruch.
    Ich konnte diesem Sport der Spanier nichts abgewinnen. Für mich waren Stierkämpfe Tierquälerei, aber darüber mit fanatischen Spaniern zu diskutieren, hatte keinen Sinn.
    Pater Doria blieb stehen und streckte einen Arm aus. »Dahinten ist das Grab.«
    Er wies auf einen relativ spitzen Stein, der aus dem Boden stach und mich fast an eine Nadel erinnerte. Als wir näher kamen, erkannte ich, daß der Grabstein doch breiter war, als es den Anschein gehabt hatte. Zudem hatte man ihn beschriftet. Wahrscheinlich waren die unrühmlichen Heldentaten des Juan Lazarro aufgeführt worden, die mich weniger interessierten, denn ich wollte herausfinden, ob dieser Tote tatsächlich das Grab verlassen hatte.
    Leider hatte sich der Himmel wieder bewölkt. Vom Meer her wurden die dicken Schwaden herangetrieben. Dementsprechend schlecht war die Sicht geworden.
    Als ich zwei Schritte vom Ziel entfernt war, sah ich die Bescherung. Ich blieb sofort stehen.
    »Was ist?« fragte der Pfarrer flüsternd.
    Ich deutete schräg zu Boden. »Sehen Sie sich die Bescherung an, Padre!«
    Er ging näher, passierte mich, senkte den Kopf und schüttelte ihn, während die Worte tonlos über seine Lippen drangen. »Das… das darf doch nicht wahr sein …«
    So dachte ich auch, aber es war eine Tatsache, und ich mußte mir eingestehen, daß Ernesto Lazarro nicht gelogen hatte. Seinem Vorfahren war es tatsächlich gelungen, das Grab zu verlassen.
    Anders konnte ich mir die aufgewühlte Erde nicht erklären.
    Man sah sofort, daß die Erde von innen gelockert und weggeschaufelt worden war. Die feuchten Brocken und Krumen lagen zu beiden Seiten des Grabs und waren noch weitergerollt, bevor hohes Gras sie gestoppt hatte.
    Ich schaute den Pfarrer an. Er schwieg, stand mit bleichem Gesicht neben mir und schüttelte den Kopf. Sein rundes Gesicht wirkte kleiner als normal, die Wangen zeigten sogar Falten, und er flüsterte: »Ich kann es einfach nicht begreifen…« Er drehte sich.
    »Señor Sinclair, wie ist es möglich, daß jemand, der seit einigen Jahrhunderten gestorben ist, wieder auferstehen kann?«
    »Vielleicht liegt er noch unten«, sagte ich.
    »Wieso?«
    Ich ging um das Grab herum. »Haben Sie irgendwelche Fußspuren gesehen, Padre? Es hat geregnet, der Boden ist aufgeweicht. Wir hätten etwas erkennen müssen.«
    Der Geistliche blickte sich ebenfalls um. Nach einer Weile schüttelte der Mann den Kopf. »Nein, keine Spuren.«
    »Sehen Sie.«
    »Aber die aufgewühlte Erde!« hielt mir der Pfarrer vor. »Da muß doch etwas geschehen sein.«
    Ich gab ihm recht. Gleichzeitig schränkte ich meine Antwort noch ein. »Es kann auch so gewesen sein, daß die Leiche es beim ersten Versuch nicht geschafft hat und bald schon einen erneuten Anlauf nehmen wird. Deshalb werden wir zuschauen.«
    Der Padre erschrak. Er bekreuzigte sich hastig und fragte:
    »Meinen Sie wirklich?«
    »Ja, das meine ich.«
    Padre Dorio fühlte sich nicht wohl. Er wischte über sein lichtes Haar, schaute sich um, blickte auch zum Dorf, und ich fragte ihn:
    »Wollen Sie lieber gehen?«
    »Nein!« Sehr entschieden klang die Antwort. »Wenn so etwas passiert, will ich es sehen.«
    Ich nickte. »Es freut mich, daß Sie so denken. Dann wollen wir uns mal einen Platz aussuchen.« Ich hatte locker gesprochen, tatsächlich war mir auch nicht wohl zumute. Ich kenne Zombies. Sie sind unberechenbar. Eine unheimliche, nicht erklärbare Kraft leitet sie, treibt sie an und ihrem Ziel entgegen.
    Nicht weit entfernt befand sich ein Grabstein, der uns beiden genügend Platz und Deckung bot. Ich schob den Padre darauf zu, und wir hockten uns dahinter.
    Jetzt hieß es warten…
    Beide waren wir nervös, aber ich hatte mich besser unter Kontrolle als der Pfarrer, der permanent an seinen Händen spielte, die Finger zog, sie zupfte und öfter in die Runde schaute, während ich das Grab im Auge behielt.
    Über uns wanderten die Wolken weiter. Oft gewaltige Gebilde.
    Manchmal auch skurril aussehend. Sie trieben über einen Himmel, der
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