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0373 - Das Schiff der Bestien

0373 - Das Schiff der Bestien

Titel: 0373 - Das Schiff der Bestien
Autoren: Jason Dark
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der Nähe ein Stellwerk, ob das allerdings besetzt war, wußte keiner der beiden Lokführer. Wahrscheinlich nicht, und wenn doch, dann von einem Mann des Geheimdienstes. Der würde kaum mißtrauisch werden, wenn er die Ankunft des Zuges mitbekam. Es lief ja alles normal…
    Immer öfter rollte die Lok mit den beiden Wagen über Weichen und wurde jedesmal kurz durchgeschüttelt. Schienen zweigten ab, liefen wieder zusammen, ein Wirrwarr zeigte sich den Lokführern.
    Die fanden sich trotzdem in dem ausgeklügelten System zurecht.
    Auf den Stirnen der Männer lag Schweiß. Sie beide wußten, daß sich innerhalb der nächsten Minuten ihr weiteres Schicksal entscheiden würde, und jetzt kam die Angst zurück.
    Keiner wollte es zugeben, aber wenn sich ihre Blicke trafen, las es der eine in den Augen des anderen.
    Wie lange konnten sie dem nervlichen Druck noch standhalten?
    Der Zug rollte weiter. Mit der Geschwindigkeit waren die Lokführer heruntergegangen. Sie wollten nicht gegen einen Prellkörper in der Halle fahren. Wären die Entführer Menschen gewesen, hätten sie auf diese Art und Weise vielleicht eine Chance gehabt, aber die Werwölfe überlebten so eine Aktion immer.
    Deshalb richteten sich die beiden genau nach den entsprechenden Vorschriften.
    Das große Tor rückte näher. Es stand weit und einladend offen.
    Die Schienen führten hinein wie lange Lineale und waren zum Teil auch von abgestellten Zügen besetzt.
    Das Gleis, über das die Lok mit den beiden Wagen rollte, führte bis zu einem an der Rückseite der Halle aufgestellten Prellbock, wo der Zug auch stoppen sollte.
    Die beiden Lokführer waren lange nicht mehr in eine solche Halle hineingefahren. Das Tor wirkte auf sie wie ein gieriges Maul, das alles verschlingen wollte.
    Vorbei huschten die letzten, draußen abgestellten Züge, Loks und Wagen. Nur mehr wenige Sekunden, und der anfahrende Zug tauchte in die Halle hinein.
    Die Außengeräusche veränderten sich. Beide Männer hörten die Echos, die von den Innenwänden zurückschwangen.
    Auch die letzten Yards legten sie zurück. Der Bremsvorgang wurde eingeleitet. Slick Espe hatte es übernommen. Sein Gesicht glich einer Maske aus Wachs. Schon längst malten die auslaufenden Scheinwerfer große, runde Kreise an die Innenwand der Halle. Die Kreise wurden kleiner, je näher die Lok dem Ziel kam, und auf einmal leicht gegen die Puffer des alten Prellbocks stieß und stand.
    Aus…
    Über die Lippen des Lokführers Espe drang ein erlösender Atemzug. Für einen Moment fühlte er sich erlöst, wie von einem Druck befreit, während sich sein Kollege umdrehte und den Blick auf den dritten Fahrgast gerichtet hielt.
    Auch der Werwolf hatte mitbekommen, wo sie sich befanden. Er nickte sogar, dabei floß Geifer aus seinem Maul und klatschte auf den Boden des Führerstands.
    Dann öffnete er mit einem Ruck die Tür. Die hereinströmende Luft stank nach Öl, Lack und Schmiere. Sie war so typisch für diese Halle. Die Lokführer waren daran gewöhnt.
    Und sie fragten sich, was die Bestien nun mit ihnen alles vorhatten.
    Die Diplomaten mußten aussteigen, während sich der Werwolf in ihrem Rücken aufhielt. »Sollen wir fliehen?« Espe hatte die Frage gestellt. Sie war nur mehr ein Hauch und für den Werwolf wohl nicht zu verstehen, aber Morton Gamber schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Verdammt, ich habe Familie…«
    Slick Espe wollte ihn unterbrechen, als er hinter sich das grollende Geräusch vernahm. Beide verstanden die Drohung und schufen Platz, damit der Werwolf aus der Lok springen konnte.
    Er schaffte es mit einem geschmeidigen Satz, blieb neben ihnen stehen und schaute sie starr an. Dann bewegte er seine rechte Pranke und deutete auf die beiden Wagen.
    Die Männer verstanden die Geste. Sie sollten einsteigen. Mit müden Schritten gingen sie zwischen zwei Gleisen entlang. Es war Platz genug, der nächste abgestellte Zug stand zwei Gleise weiter.
    Morton Gamber hatte die Führung übernommen. Er wollte in den ersten Wagen einsteigen, als der Werwolf mit einem Sprung bei ihm war und ihn zurückriß.
    Morton schrie überrascht auf. Er hörte, wie sein Kollege sagte:
    »Steig in den zweiten.«
    Gamber nickte. Plötzlich hatte er wieder Angst bekommen. Er schlich vor, erreichte sein Ziel und öffnete die Tür.
    Da standen sie vor ihm.
    Zu dritt hatten sie sich dahinter aufgebaut. Sie kamen ihm vor wie eine Wand aus Fell und gingen auch nicht zurück, sondern schauten über die Köpfe der beiden Männer
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