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0372 - Monster in Marrakesch

0372 - Monster in Marrakesch

Titel: 0372 - Monster in Marrakesch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in Frankreich.«
    »Ja, natürlich. Ich danke Ihnen.«
    »Was soll das heißen, Nicole?« fragte Zamorra scharf. »Willst du Marokko verlassen?«
    »Ich weiß es noch nicht. Kommt darauf an, wie lange das hier dauert. Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß du ein Mörder bist.«
    »Setz dich mit dem Konsulat in Rabat in Verbindung«, sagte Zamorra. »Ich brauche einen Anwalt.«
    »Natürlich wirst du ihn brauchen«, sagte sie und verließ den Raum.
    »Ich möchte wissen, warum sie gelogen hat«, sagte Zamorra leise.
    »Halten Sie mich nicht länger zum Narren«, sagte al Shadra. »Bey, bringen Sie ihn in seine Zelle zurück. Und passen Sie auf. Er könnte einen Fluchtversuch unternehmen.«
    »Nicht bei mir«, sagte der Muskelmann. »Kommen Sie, Zamorra. Wir haben nicht das ganze Jahrtausend Zeit, auf Sie zu warten.«
    »Ihren Zynismus können Sie sich sparen, Bey«, sagte Zamorra. Er schätzte seine Chancen ab. Bey vertraute auf seine körperliche Kraft. Er ahnte nicht, daß Zamorra ihn mit einem einzigen blitzschnellen Griff betäuben konnte. Aber was hatte er von einer solchen Aktion? Eine Flucht wäre nichts anderes als ein Eingeständnis seiner Schuld! Er mußte seine Unschuld anders beweisen.
    Auf Nicoles Hilfe konnte er sich nicht verlassen. Ihre Falschaussage sprach Bände. Entweder hatte man sie unter Hypnose gesetzt, oder sie war eine Doppelgängerin, so wie der Mörder selbst ein Doppelgänger sein mußte. Einer, der sogar die Fingerabdrücke nachahmte…?
    Aber so wie das unmöglich war, war es nicht möglich, daß Nicole eine Doppelgängerin war. Die Kußprobe bewies es ihm. Es gibt bestimmte Feinheiten im zwischenmenschlichen Bereich, die sich niemals kopieren lassen, ganz gleich, wie perfekt der Schauspieler ist. Also doch Hypnose…?
    Dämonische Kraft schied aus. Das Amulett, das man ihm neben Uhr und Kleidung bisher gelassen hatte, hätte sonst entsprechend reagiert. Aber wie war Nicole manipuliert worden, und vor allem: von wem?
    Und da war noch etwas, fiel ihm ein. Er wandte sich zu Bey um, der hinter ihm her stapfte.
    »Das Hotelzimmer - ist es noch versiegelt?«
    »Natürlich«, sagte Bey.
    Zamorra atmete tief durch. Nicole hatte nichts davon gesagt. Wo sollte sie Unterkommen? Wie sollte sie an ihre persönlichen Dinge kommen, wenn das Zimmer versiegelt blieb? Oder staffierte sie sich völlig neu aus und mietete ein anderes Zimmer an? So, wie sie sich den neuen Hosenanzug beschafft haben mußte?
    Die Ungereimtheiten wurden immer größer. Aber warum sah sie niemand außer Zamorra selbst?
    Die Zellentür schloß sich hinter ihm.
    ***
    Ganz so nachlässig behandelte al Shadra den Fall allerdings doch nicht. Auch ihm waren die Ungereimtheiten hier und da durchaus aufgefallen.
    Ihm war sogar noch etwas mehr aufgefallen, als Zamorra selbst. Nicole Duval hatte ihn nur stets »Chef« genannt, obgleich sie sich den Kuß gern gefallen ließ, während Zamorra sie mit Kose-Kurznamen anredete. Da stimmte etwas nicht. Shadra war ein guter Beobachter, und diese Diskrepanz war ebenso auffällig wie die Tatsache, daß Nicole Duval, die doch mit Zamorra gemeinsam das versiegelte Zimmer bewohnte, diese Versiegelung nicht ein einziges Mal zur Sprache gebracht hatte. Dabei mußte sie davon wissen. Wenn sie nicht schon selbst vor der Tür gestanden hatte, so hatte al Shadra ihr es doch persönlich mitgeteilt, bevor sie ihre Aussage machte. Aber sie war mit keinem Wort darauf eingegangen.
    Kaum hatte Bey mit Zamorra das Büro verlassen, als al Shadra die Anordnung traf, Nicole Duval zu beschatten.
    Kriminalassistent Kereb nahm die Verfolgung auf.
    Nicole Duval ließ kein Taxi rufen, als sie die Präfektur verließ. Sie überquerte die Straße, bog in eine Seitengasse ein und erreichte gut hundert Meter weiter einen kleinen Platz. Dort stieg sie in eine schwarze Limousine, die gemächlich davonrollte. Kereb preßte die Lippen zusammen. Er sah sich hastig nach einem Taxi um, aber es war wie immer, wenn man eines braucht. Kein freies Taxi in der Nähe. Kereb konnte die Verfolgung nicht fortsetzen. Aber er hatte sich das Kennzeichen des Wagens gemerkt.
    Und ein schwarzer Ford Galaxie war nicht nur in Marrekesch ein äußerst auffälliger Wagen.
    ***
    Als es draußen dunkel wurde, befand sich Zamorra immer noch in seiner Untersuchungshaft-Zelle. Das Abendessen war kaum zu genießen. Er fragte erneut nach dem Konsulat.
    »Die Telefonverbindung ist immer noch gestört«, sagte der Mann, den er gefragt hatte, als er
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