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0370 - Gestrandet im Jenseits

0370 - Gestrandet im Jenseits

Titel: 0370 - Gestrandet im Jenseits
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unverfolgt bleiben würde. Die Kinder hatten gesehen, in welche Richtung sie sich wandte. Zunächst hatte sie beabsichtigt, im Menschengewühl der Innenstadt unterzutauchen, dann aber war ihr der Gedanke gekommen, den kleinen Bäckerladen aufzusuchen.
    Hier drinnen konnte man sie nicht sehen, aber sie konnte beobachten, ob Verfolger ihr auf der Spur geblieben waren.
    Sie gedachte, etwa eine Stunde hier zu bleiben und sich dann weiter umzusehen. Rom war groß und bot allerlei Möglichkeiten, zu verschwinden.
    In ihrer Wohnung konnte sie sich die nächsten Tage nicht wieder sehen lassen. Sie mußte damit rechnen, daß ihre Gegner sie überwachten.
    Sie mußte alsbald eine Lösung finden, sich dieser Gegner zu entledigen.
    Ob sie Gryf erwischt hatte mit ihrem Voodoo-Zauber, wußte sie nicht.
    Im entscheidenden Moment hatte sich der niedergeschlagene und gefesselte Eternale befreien können und sie angegriffen. Aber sie hoffte, daß sie den Silbermond-Druiden zumindest schwer angeschlagen hatte.
    Die Hölle hatte sie verraten. Der Dämon, dem sie das Zauberschwert überreicht hatte, hatte feige die Flucht ergriffen, anstatt sie zu beschützen.
    Das gab ihr zu denken. Aber was sollte sie tun? Sie war gezwungen worden, Gryf und Eternale einen Hinweis zu geben, ihre Magie für sie einzusetzen. Waren Hölle und Hexe damit wieder quitt, oder würden die Dämonen sie fallenlassen? Würden sie es ihr übel ankreiden, daß sie dem Zwang nachgegeben hatte?
    Sie wußte es nicht. Sie wußte nur, daß sie vor einer Entscheidung stand, die ihr künftiges Leben beeinflussen mußte. Sollte sie ihren Weg weitergehen, oder sollte sie der Magie abschwören? Aber würde die Hölle sie überhaupt wirklich freigeben?
    Sie wußte es nicht.
    Sie überlegte noch, als ein neuer Kunde den Laden betrat. Ein kahlköpfiger Mann im grauen Westenanzug. Er sah sich prüfend um, dann schritt er zielsicher auf Anica zu. Sie erschrak. Wer war dieser Mann?
    »Sie gestatten?« Noch ehe sie etwas erwidern konnte, saß er bereits ihr gegenüber an dem kleinen Tischchen.
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir? Ich möchte allein sein«, protestierte sie.
    »Das wird leider nicht gehen«, erwiderte er. An seinem Finger blitzte ein schwerer Siegelring. Er hielt ihn ihr entgegen. »Du kennst dieses Zeichen?«
    Sie erschrak. Es war dasselbe, das der Dämon in den Fußboden ihres Wohnzimmers gebrannt hatte. Das Siegel seines Auftraggebers, des Herrn der Hölle.
    »Ich bin der, der dieses Zeichen führt«, sagte der Kahlköpfige. »Ich erwarte deine Unterstützung.«
    Die Entscheidung mußte jetzt fallen, in diesem Augenblick. Sie konnte sich weigern, konnte ihm klarmachen, daß alles vorbei war und sie einen anderen, ruhigen Weg gehen wollte. Sie konnte sich aber auch bereit erklären, mitzumachen.
    »Wie kann ich dir dienen, Herr?« fragte sie.
    »Ich will das Schwert«, sagte er. »Ich muß erfahren, wo es sich befindet. Du hast es berührt. Du kannst eine Beziehung zu ihm aufbauen. Du wirst den Spiegel des Vassago befragen.«
    »Aber – das kann ich doch nicht hier tun«, stieß sie hervor.
    »Ich weiß. Wir werden an einen Ort gehen, wo niemand uns beobachten kann«, sagte er.
    In die Hölle? durchzuckte es sie. Aber zu ihrer Erleichterung schien er nichts dergleichen zu beabsichtigen.
    »Begleite mich«, sagt er. »Wir suchen das Forum Romanum auf. Es gibt dort unterirdische Gänge unter den Ruinen der Kaiserpaläste. Dort wirst du den Spiegel befragen.«
    Sie nahm den letzten Bissen zu sich und erhob sich. »Ich bin bereit«, sagte sie leise.
    Warum wehre ich mich nicht? fragte sie sich. Warum sage ich ihm nicht, er solle mich in Ruhe lassen? Ich will nicht noch einmal zwischen die Fronten geraten…
    Sie wußte nicht, warum sie es nicht tat. Sie wußte aber auch nicht, warum sie ihm nicht verriet, daß sie mit einer Verfolgung durch Eternale und die Französin rechnete. Sie verließ mit ihm den Laden, und sie setzten ihren Weg fort.
    Die Augen, die sie beobachteten, nahmen beide nicht wahr.
    ***
    »Sie gehen weiter in die Innenstadt hinein«, sagte Nicole. »Die ist doch für Autos gesperrt…«
    Ted lachte leise. »Die Sperrung nimmt kaum ein Römer wirklich ernst, und die Polizei kann nicht überall sein. Wer wirklich in die Innenstadt hinein fahren will, der schafft es auch irgendwie. Ich bin auch meistens mit dem Wagen am Kolosseum, wenn ich im ›Gladiator‹ essen will.«
    »Das ist dein Problem«, sagte Nicole. »Meines ist, daß ich nichts
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