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0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

Titel: 0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren
Autoren: Der Henker kam nach 20 Jahren
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Jahre alte Beute auf den Tisch legt. Wissen Sie, Herbies zuckende Visage ließ sich wunderbar nachmachen.«
    »Sein Gesicht zuckt nicht mehr, nie mehr…« sagte ich. Brommy duckte sich wie unter einem Peitschenschlag.
    »Nennen Sie die Namen der Leute, denen Sie von Stock erzählt haben!«
    Er dachte nach.
    »In der Tin-Bar waren es Dissey und sein Girl. Im Desert-Night-Club saß Kilroy mit seinem ganzen Verein. Ich glaube, ihnen gab ich auch ’ne Vorstellung. Dann brachte ich in der Rocky-Inn die Girls an der Bar damit zum Lachen. Die Bargirls sind wichtig für mich, weil sie…«
    Er merkte, daß er zum zweitenmal nahe daran war, seine Geschäftsgeheimnisse preiszugeben. Hastig setzte er die Aufzählung fort. Phil notierte. Schließlich hatte er eine Liste mit elf Adressen, an denen Brommy von Stock und dessen sagenhaften Schatz erzählt hatte.
    »Ich denke, das igt alles«, sagte der Bauernfänger erschöpft und stärkte sich mit einem Schluck. »Ich versichere Ihnen, G.-man, niemand hat die Story ernst genommen. Sie lachten alle darüber. Ich habe sie auch nur erzählt, um Spaß zu machen.«
    Wir verließen George Brommy. In der Halle kauften wir uns noch einmal den Besitzer, der wieder in seinem Korbsessel saß.
    »Ist von irgendwem mal nach Stock gefragt worden?«
    »Nein. Er bekam nie Besuch. Er erhielt auch keine Briefe.«
    »Telefongespräche?«
    »O ja, einmal wurde er angerufen.« Der Mann stockte. »Mir fällt etwas ein«, fuhr er langsam fort. »Kurz nach dem Anruf verließ er das Haus, und danach kam er nicht mehr zurück.«
    »Haben Sie das Gespräch angenommen?«
    »Ja. Der Anrufer — es war ein Mann — sagte nur: ›Kann ich Stock sprechen?‹ Ich ging hinauf und rief ihn herunter. Er kam und ging an den Apparat.«
    »Haben Sie nichts von dem Gespräch gehört?«
    »Stock nannte seinen Namen. Dann sagte er nur zwei- oder dreimal ja. Dann sagte er noch: ,Gut, ich komme/ Damit war das Gespräch zu Ende. Er verließ gleich darauf das Haus.«
    »Zeigen Sie uns jetzt sein Zimmer!« Das Zimmer, das Herbert Stock bewohnt hatte, mußte das mieseste des Hotels sein. Es lag unter dem Dach. Eine Wand war abgeschrägt, und die Einrichtung schien aus einem Altwarenladen zusammengestoppelt zu sein.
    Stocks Hinterlassenschaft bestand aus einem Koffer, der einige Wäschestücke enthielt, einem verschlissenen Anzug im Schrank und einem Rasierapparat auf dem Nachttisch.
    Phil durchsuchte den Koffer. Er fand ein aus grobem Packpapier zurechtgeschnittenes und mit einer dünnen Kordel gebundenes Heft, eine Art selbstverfertigtes Notizbuch.
    »Sieht aus wie ein Souvenir aus dem Gefängnis.«
    Er durchblätterte es.
    »Stock hat offenbar eine Zeitlang Tagebuch geführt. Hier stehen die Daten, aber für den Text benutzte er Stenographie. Wir müssen sie erst entziffern lassen.«
    »Okay, das dürfte einem Fachmann keine Schwierigkeiten machen.«
    Phil steckte das Notizbuch ein. Ich sagte dem Hotelbesitzer, Stocks Sachen würden wir abholen lassen. Dann verließen wir das schäbige Zimmer, in dem ein Mensch die letzte Woche seines Lebens zwischen Gefängnis und Tod verbracht hatte.
    ***
    »Wohin?« fragte Phil. Er drehte das Papier, auf dem er Brommys Angaben notiert hatte, zwischen den Fingern. »Wir müssen eine ganze Anzahl von Leuten interviewen.«
    »Die Interviews machen wir später. Laß uns jetzt zum Staatsgefängnis nach Suffolk fahren.«
    Dort angekommen, ließen wir uns beim Direktor des Gefängnisses melden. Sobald wir in seinem Büro Platz genommen hatten, baten wir ihn, sich Stocks Akte kommen zu lassen.
    Er telefonierte danach. Während wir auf die Unterlagen wartete, fragte er: »Suchen Sie ihn schon wieder? Ich erinnere mich, daß ich erst vor wenigen Tagen seinen Entlassungsschein Unterzeichnete.«
    »Wir suchen seinen Mörder. Er wurde umgebracht.«
    Die Mitteilung erschütterte den Mann. »Schade um den Jungen. Er war noch so jung. Und es war kein hoffnungsloser Fall.«
    Ein Beamter brachte einen Aktenordner. Ich setzte dem Direktor auseinander, daß wir herausfinden wollten, von welchem Gefangenen Stock sein angebliches Wissen haben konnte.
    »Es muß sich um einen Manp handeln, der mindestens zwanzig Jahre auf dem Rücken hat, der an einem schweren Raubüberfall beteiligt war und der etwa zur gleichen Zeit wie Stock aus der Haft entlassen worden ist. Ich nehme an, daß er mit Stock zeitweise eine Zelle teilte.«
    Der Direktor stand auf und studierte den Belegungsplan der Zellen, der an der Stirnwand
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