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0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

Titel: 0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren
Autoren: Der Henker kam nach 20 Jahren
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du tun?«
    »Er zeigte mir genau, an welcher Stelle ich durch die Hecke kriechen sollte. Dann müßte ich die Rasenfläche überqueren, bis ich auf Himbeersträucher stieße. Dort müßte ich mich nach rechts wenden und zwanzig Schritt an der Hecke entlanggehen. Er sagte, ich könnte mich nicht auf die Länge meiner Schritte verlassen, sondern ich müßte die Entfernung mit dem Spaten abmessen. Er hatte am Stiel eine Kerbe angebracht, damit ich die richtige Entfernung fühlen konnte.«
    »Er gab dir einen Spaten?«
    »Ja, ich sollte graben. Er sagte, wenn ich die richtige Stelle erwischte, würde ich auf eine Kiste stoßen, aber dann sollte ich nichts unternehmen, sondern zu ihm zurückkommen.«
    »Hört sich an wie eine Schatzgräber-Story, aber es muß so gut wie unmöglich sein, in der Dunkelheit und mit solchen primitiven Meßmethoden den richtigen Fleck zu finden.«
    »Das sagte ich ihm auch, Mister, aber er antwortete, er hätte sich eine Flurkarte besorgt und alles darauf ausgemessen. Außerdem könnte ich leicht erkennen, ob ich die richtige Stelle erwischt hättg, sobald ich auf die Wurzeln eines Kastanienbaumes stieße. Der Baum selbst stünde zwar nicht mehr, aber er wäre sicher, daß die Wurzeln noch in der Erde stäken.«
    »Hast du eine Ahnung, warum er so sicher war?«
    »Er sagte es selbst. Wenn die Wurzeln vollständig herausgeholt worden wären, so sagte er, dann hätten sie auch die Kiste gefunden, und das hätte einen Wirbel gegeben, von dem auch nach zwanzig Jahren gesprochen würde.«
    »Du bist also durch die Hecke gekrochen. Gehört das Grundstück dahinter zu einem Haus?«
    Er zögerte mit der Antwort. Sehr leise sagte er schließlich: »Ja, aber das habe ich nicht gewußt, als ich die Hecke durchbrach,«
    »Trotzdem hast du versucht, deinen Auftrag zu erfüllen?«
    »Ja!«
    »Aber es kam nicht dazu, weil auf dich geschossen wurde?«
    »Ich war dabei, die Strecke abzumessen, als ich vom Haus her angerufen wurde. Erst war ich vor Schreck wie gelähmt, aber dann rannte ich zurück. Es wurde zweimal nach mir geschossen. Ich warf mich in die Hecke, zappelte mich darin ab, aber dann gelang es mir, mich zu befreien.«
    »Und der Alte?«
    »Ich habe ihn überhaupt nicht wiedergesehen, Mister. Ich war völlig übergeschnappt vor Angst. Ich bin auch nicht zum Wagen zurückgelaufen, sondern ich rannte quer über die Felder. Ich stürzte einige Male hin, und als ich endlich merkte, daß ich nicht verfolgt wurde, hatte ich mich s6 verirrt, daß ich mich erst bei Tagesanbruch zurechtfand. Ein Lieferwagen nahm mich mit zurück nach New York.«
    Ich warf einen Seitenblick auf den schwitzenden Jungen.
    »Du hast sagenhaftes Glück gehabt, Ward.«
    Er starrte mich aus aufgerissenen Augen an.
    »Du würdest nicht mehr leben, wenn du die Kiste gefunden hättest, aber du würdest auch nicht mehr leben, wenn du ohne Kiste zu dem Alten zurückgelaufen wärst, um mit ihm in seinem Wagen zu fliehen.«
    ***
    Wir erreichten das Gartengelände am Rande des Westchester Creeks.
    Ich stoppte den Jaguar.
    »Ist es die richtige Gegend?«
    Ted Ward nickte.
    »Besser, wir steigen aus. Er darf nicht zu früh merken, daß er uneingeladenen Besuch erhält. Kannst du mir das Haus zeigen?«
    »Wir müssen quer über dieses Feld. Von dieser Seite gibt es keinen direkten Weg. Nur von der, anderen Seite kann man mit einem Wagen bis an seine Hütte fahren.«
    Wir bahnten uns den Weg durch wuchernde Büsche, fußhohes Gras, vorbei an zwei zerfallenen Lauben. Ted Ward blieb hinter mir. Als wir die zweite Laube passiert hhatten, rief er mich an:
    »Mister, die Hütte, die Sie dort sehen, ist es.«
    Es war ein niedriges, sehr kleines Holzhaus mit einem merkwürdigen Anbau, der aussah wie ein Stall für Vieh. Irgendwer hatte sich vor einigen Monaten die Mühe gemacht, Hütte und Anbau mit grüner Farbe zu streichen.
    »Bleib hier!« befahl ich dem Jungen. »Ich weiß nicht, wie er reagiert. Wenn es knallen sollte, nimm auf keinen Fall die Nase aus der Deckung.«
    Ich verzichtete darauf, die 38er schon jetzt in die Hand zu nehmen. Sidney Carlyle kannte mich nicht. Wahrscheinlich war es daher richtiger, ihm nicht sofort zu zeigen, daß ein G.-man auf seine Bude losmarschierte.
    Nichts rührte sich in der Hütte. Ich kam bis auf zehn Schritte heran, ohne daß sich jemand gezeigt hätte, und als ich über den niedrigen, an einer Stelle umgetretenen Zaun stieg, hörte ich ein knarrendes Geräusch. Die Holztür, vom' Wind bewegt, stand halb
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