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0366 - Er kam aus der Tiefe

0366 - Er kam aus der Tiefe

Titel: 0366 - Er kam aus der Tiefe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er nicht.
    Während er auf der Suche nach dem Dieb durch die Gassen und Hinterhöfe pirschte, befaßten sich seine Gedanken schon mit den Möglichkeiten, die es gab, zu Sara vorzustoßen. Sie waren sehr eingegrenzt. Eine offizielle Audienz würde man ihm schwerlich gewähren. Und wenn er Wang Lee Chan über den Weg lief, würde er schon dafür sorgen, daß Zamorra ihm in seinen Plänen keine Schwierigkeiten bereitete. Zamorra nahm an, daß Wang Lee ein ähnliches oder gar dasselbe Ziel verfolgte wie er selbst. Das war ärgerlich. Es brachte nur weitere, unnötige Schwierigkeiten mit sich.
    Er mußte also Zusehen, daß er auf andere Weise in den Palast gelangte -und wieder hinaus, möglichst mit Sara Moon! Wahrscheinlich würde er sehr schnell verschwinden müssen. Es war also gut, das Pferd in erreichbarer Nähe zu haben. Vorläufig ruhte es sich in einem Mietstall aus. Ohne den Preis dafür zu bezahlen, bekam er es da nicht wieder heraus, und er wollte nicht abermals vor die Wahl gestellt werden, zu flüchten oder Gewalt anzuwenden. Immerhin war der Stallmeister im Recht, wenn er Geld forderte. Um so dringlicher war die Wiederbeschaffung der Geldbörse.
    Ein paarmal glaubte er sich beobachtet, aber jedesmal, wenn er sich blitzschnell umwandte, um den vermeintlichen Beobachter zu überraschen, konnte er niemanden entdecken. Vielleicht war er auch nur überreizt und sah Gespenster am hellen Tag…?
    Plötzlich sah er sich am Ziel seiner Suche.
    Da lungerten drei abgerissen wirkende Halbwüchsige in einem winzigen Hinterhof zwischen Baracken herum, von Unrat umgeben, der sie aber nicht zu stören schien. Eine Ratte huschte an Zamorras Fuß vorbei. Er trat nach ihr und katapultierte den quiekenden Nager mitten in die Dreiergruppe hinein. Dann löste er sich aus dem Schatten.
    Die drei Jungen sprangen auf. Einer hielt Zamorras Geldkatze noch in der Hand. Deutlich erkannte der Dämonenjäger die charakteristischen Ziernähte wieder. Wie alles, was ihm in dieser Welt gehörte, war auch die Börse gekennzeichnet und unter Tausenden sofort zu erkennen.
    Auch die Jungdiebe hatten wohl bemerkt, daß der Beutel unverwechselbar war. Sie hatten ihn gerade geöffnet, wollten die Beute teilen und den leeren Lederfetzen dann wegwerfen. Goldstücke konnten schließlich jedem gehören; sie trugen kein Erkennungszeichen.
    Aber Zamorra stand breitbeinig in dem einzigen Zugang zum Hinterhof. Die Diebe hatten sich zu sicher gefühlt und sich freiwillig in eine Falle begeben. Rasch sah Zamorra sich um; die Türen zu den verfallenen Häusern waren verriegelt. Die Bauten machten einen unbewohnten Eindruck. Vermutlich verkroch sich hier gern allerlei lichtscheues Gesindel. Zamorra schürzte die Lippen. Er kannte keine Stadt, auch keine moderne, in der es anders war. Überall gab es Slums, und überall gab es auch Straßenzüge, die total aufgegeben worden waren. Nur ihre Größe war unterschiedlich, je nach der Größe der jeweiligen Stadt.
    Faronar gehörte zu den größeren Städten.
    »Gebt schon her«, sagte Zamorra leise und streckte eine Hand aus. Die andere berührte den Dolchgriff. »Wer würde euch schon glauben, daß ihr auf ehrliche Weise an die Goldstücke kamt? Ihr könntet nichts damit anfangen. Die Stücke sind zu groß und zu wertvoll. Sie passen nicht zu euch.«
    Die drei Jungen starrten ihn an. Schmutzig, zerlumpt. Einer trug die Narben von Peitscheinhieben. Zamorra runzelte die Stirn.
    Er sah, wie sich die Gesichter veränderten. Sie rechneten sich eine Chance aus. Drei gegen einen… aber er wußte, daß er schneller war als sie. Sie verteilten sich, ohne sich absprechen zu müssen, versuchten ihn einzukreisen. Zamorra blieb ruhig stehen. Er ließ die Wölfe herankommen. Solange er hier im einzigen Zugang zum Innenhof stand, kam keiner an ihm vorbei.
    »Vergeßt es«, warnte er.
    Der Junge, der direkt vor ihm war, bückte sich plötzlich und riß einen Stein vom Boden hoch. Er warf. Zamorra duckte sich, aber der Junge zielte nicht auf ihn, sondern auf etwas, das sich über ihm befand. Da erkannte Zamorra seinen Fehler. Er hatte nicht nach oben geschaut. Dort wurde etwas getroffen, löste sich und sauste herab. Zamorra machte einen Sprung vorwärts, auf den Steinwerfer zu. Trotzdem krachte ein schwerer Holzbalken auf ihn nieder. Er sah Sterne. Der Schmerz raste durch seinen Rücken und in Arme und Beine, als er den Halt verlor und fiel.
    Eine perfekte Falle! durchfuhr es ihn. Ich hätte wissen müssen, daß sie einen
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