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0366 - Er kam aus der Tiefe

0366 - Er kam aus der Tiefe

Titel: 0366 - Er kam aus der Tiefe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und fuhr herum.
    »Sara!«
    Sie bewegte sich!
    Und sie verschwand! Im zeitlosen Sprung hatte sie den Ort des Chaos verlassen, war geflohen, um nicht mit in den Untergang gerissen zu werden.
    Funken sprühten. Brüder wimmerten. Zamorra erreichte den Altar. Aber der bewegte sich, glitt auf die Schattenkreaturen zu, näher und näher. Zamorra benutzte seinen Dhyarra. Der Altar wurde unstabil. Plötzlich war Wang da, griff nach dem nackten Mädchen und riß es an sich. Der Mongole begann mit seiner lebenden Last zu laufen, während lange schwarze Tentakel nach ihm tasteten, ihn nur um Zentimeter verfehlten.
    Der Berg grollte.
    Er bewegte sich. Mitten in der Halle tat sich ein langer Riß im Boden auf. Zamorra verlor den Halt, rutschte auf den Spalt zu.
    Wieder erzitterten die Felsen.
    Zamorras Gleitfahrt fand ein Ende. Und plötzlich war es vorbei. Der Spalt schloß sich wieder.
    Ein Fluch ertönte in mongolischer Sprache, gefolgt von einem dumpfen Poltern. Dann wurde es still.
    Dunkelheit legte sich lähmend über die Szene.
    »Licht«, murmelte Zamorra. Seine Hand berührte Merlins Stern. Eine fahle Helligkeit ging von dem Amulett aus und verteilte sich rasch.
    Die Halle - war leer.
    Vollkommen leer. Nichts existierte mehr hier drinnen. Die tobende, entfesselte Magie hatte alles verschlungen. Die Schattenkreaturen, die magischen Zeichen. Und die Brüder vom Blauen Stein.
    Irgendwie registrierte Zamorra noch, daß das Licht des Amuletts wieder verlosch, und er glaubte über sich Sterne glitzern zu sehen in ihm unbekannten Konstellationen. Dann kehrte die Finsternis zu ihm zurück und machte sich in seinem Innern breit.
    ***
    Später…
    Irgendwann erwachte er. Er blinzelte. Rotes helles Tageslicht war über ihm. Er lag im Freien auf hartem, glatten Fels. Die Sonne von Ash’Cant stand hoch über ihm am Himmel. Als Zamorra den Kopf hob, beugte sich ein Mädchengesicht lächelnd über ihn.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Ich könnte Bäume ausreißen, wenn das nicht Waldfrevel wäre«, murmelte Zamorra. Er versuchte sich aufzurichten. »Du bist das Mädchen vom Altar, ja?«
    In Wangs Uniformhemd sah sie recht süß aus.
    »Ich bin Yashi.«
    Zamorra sah sich um. Da war Wang Lee, da war das Mädchen, da waren die beiden Pferde. Und sonst - nichts. Der Felsen, das Bauwerk, die Steintreppe - alles war fort.
    »Das magische Inferno hat alles verschlungen, Zamorra«, sagte Wang Lee. »Und uns hat es irgendwie ausgespien, bevor der Untergang kam.«
    »Ich glaube mich an einen Sternenhimmel erinnern zu können«, sagte Zamorra.
    Wang nickte. »Richtig. Da waren wir schon draußen«, sagte er. »Außer Sara Moon sind wir die einzigen Überlebenden. Sie ist geflohen. Unsere Suche wird von neuem beginnen.«
    Zamorra erhob sich.
    »Das ist fatal«, sagte er. »Sagte nicht auch unser Freund, der König, er wollte Sara Moon lebend in seinem Palast sehen? Verdammt, mit meinem Gegengift dürfte wohl nichts mehr werden…«
    Wang Lee grinste. »Weißt du es nicht? Du bist längst daran gestorben.«
    »Du scheinst unter einer besonderen Form von Irrsinn zu leiden«, diagnostizierte Zamorra. Dumpfe Beklommenheit erfaßte ihn. Das Gift… wieviele Stunden blieben ihm noch? »Wir müssen sofort nach Faronar zurück. Ich werde den König schon irgendwie zwingen, daß er mir das Gegengift gibt…«
    Wang grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Du warst zweieinhalb Tage bewußtlos«, sagte er.
    Zamorra schnappte nach Luft.
    »Wie?«
    »Ja. Du hast hier gelegen und dich ausgeruht. Du warst ganz schön angeschlagen nach all den Anstrengungen. Nach Recht und Gesetz müßtest du jetzt also mausetot sein.«
    »Das begreife, wer will.«
    Wang lächelte. »Entweder war kein Gift in dem Wein, und Seine Majestät beliebten zu bluffen, um dich zu besonderer Leistung anzuspornen - oder dein Amulett hat das Gift neutralisiert. Einer der beiden Möglichkeiten trifft zu.«
    »Hm«, machte Zamorra. »Wahrscheinlich ist es auch das beste, wenn ich mich nicht mehr unbedingt vor den Augen des Königs sehen lasse, wie?«
    »Wollten wir nicht Sara Moon weiter suchen?« sagte Wang Lee.
    Zamorra nickte. »Natürlich.«
    ***
    Sie fanden sie nicht mehr. Sara Moon hatte Ash’Cant vorläufig wieder verlassen.
    Damit waren sowohl Zamorras als auch Wangs Aufgabe beendet. Sie trennten sich und verließen die Nebelwelt - jeder auf seinem Weg.
    Zamorra fragte sich, wie sich Wang Lee weiterhin verhalten würde. Nach wie vor war er an Leonardo deMontagne gebunden. Aber diese erste
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