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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eigenes Leben opferte, um einen Gegner auszuschalten, wenn es auch andere Möglichkeiten gab. Zamorra wollte überleben, und zudem kämpfte er fair. Nein, da mußte noch etwas anderes im Spiel gewesen sein.
    Es würde sich klären, wenn die Bewußtlosen wieder erwachten. Einstweilen ließ Wang sie allein und sah sich den Geländewagen an. Das Dach war eingedrückt und hatte dabei die Tür aufgesprengt. Aber die Mechanik, also Motor und Achsen, schienen noch in Ordnung zu sein. Aber zwei Reifen waren zerplatzt.
    Wang sah sie ratlos an. Sein technisches Verständnis reichte nicht soweit, um ihm zu sagen, wie ein Reifenwechsel vorgenommen wurde - außerdem gab es nur einen Reservereifen.
    Immerhin konnte er anderweitig versuchen, den Wagen wieder halbwegs benutzbar zu machen. Er griff ins Innere und holte sein Schwert hervor, zog es aus der Scheide. Der Stahl war gehärtet mit dämonischer Magie. Wang nahm Maß, holte aus und schlug zu. Immer wieder. So lange, bis er die Dachstreben samt und sonders zertrümmert hatte. Schwertstahl hatte Autostahlblech zerstört.
    Wang entfernte das flachgedrückte Dach des Wagens.
    Die Frontscheibe war durch seine Gewaltmaßnahme auch nicht mehr vorhanden, aber man konnte jetzt wenigstens im Wagen sitzen. Wang probierte aus, ob er noch fuhr, und humpelnd rollte der Wagen ein paar Meter rückwärts, auf die Bewußtlosen zu.
    Das Feuer im Hubschrauberwrack war inzwischen in sich zusammengefallen.
    Zamorra erwachte als erster.
    Ungläubig staunend sah er Wang an. Dann stellte er fest, daß er noch lebte.
    »Wer - wer hat uns aus dem Kopter geholt?« stieß er hervor. »Du?«
    »Dein Freund. Ich brachte dich nur aus der Gefahrenzone«
    Zamorra sah Wang an. »Warum? Warum hast du mich nicht sterben lassen? Du wärest einen gefährlichen Gegner los.«
    Wang dachte an Leonardos Anweisung, Zamorra zu töten, wenn er auftauchte. Aber da war etwas in ihm, das ihn hinderte. Er sah plötzlich Su Lings Gesicht vor sich aufblitzen, ganz kurz nur.
    »Ich hatte dich nicht erkannt, Zamorra. Deshalb rettete ich dich.«
    Hätte es ihm als Diener der Hölle nicht egal sein müssen, ob Menschen starben oder nicht?
    Aber er war doch auch ein Mensch, war es immer gewesen und würde es bleiben! Das Menschliche in ihm durfte nicht sterben. Nicht jetzt, nachdem er Su Ling wiedergefunden hatte…
    Su Ling!
    Zamorra bemerkte seine Verwirrung.
    »Und jetzt?« fragte er. »Willst du mich jetzt nicht töten?« Er wies auf das Schwert in Wangs Hand.
    Der Mongole schüttelte langsam den Kopf.
    »Nein«, sagte er gedehnt. »Ich werde dich nicht zum Kampf zwingen - nicht jetzt. Warum bist du hier? Vielleicht werde ich deine Hilfe brauchen.«
    Zamorra nagte an seiner Unterlippe. Er wußte, daß Wang ehrlich war. Es war kein Trick.
    »Wir suchen eine Frau«, sagte der Meister des Übersinnlichen. »Und wir suchen dich.«
    »Das ist nicht alles.«
    Zamorra nickte. »Wir suchen eine Ruinenstadt, die vielleicht deine Stadt ist.«
    Es ging wie ein Ruck durch Wang. Er sog mit einem scharfen Zischen die Luft ein. »Ghet-Scheng«, keuchte er. »Woher weißt du von Ghet-Scheng? Was willst du dort?«
    »Herausfinden, was hier gespielt wird.« In wenigen Worten erklärte Zamorra, was sich zugetragen hatte und weshalb sie hier angekommen waren. Insgeheim fragte er sich, weshalb er seinem Gegner freiwillig so viel erzählte. Aber sein Instinkt lenkte ihn und verriet ihm, daß es so gut war. Vielleicht war es wirklich besser, wenn sie jetzt zusammenarbeiteten. Später konnten sie immer noch wieder getrennte Wege gehen und sich weiter bekämpfen.
    »Und warum bist du hier, Chan?« fragte Zamorra.
    »Auch ich will wissen, was gespielt wird. Will wissen, welcher Dämon sich in meiner einstigen Stadt manifestiert hat. Und ich… ich muß wissen, welche Rolle Su Ling dabei spielt.«
    Zamorra zuckte sichtlich zusammen. »Ich kann mich nicht entsinnen, ihren Namen erwähnt zu haben«, sagte er. »Woher kennst du ihn?«
    »Woher ich Su Ling kenne? frage mich besser nicht. Nicht jetzt…«, murmelte der Mongole und wandte sich um. Er wies mit der Schwertspitze auf den Geländewagen.
    »Hilf mir, ihn wieder flottzumachen«, sagte er. »Dann fahren wir gemeinsam weiter nach Ghet-Scheng.«
    Zamorra nickte. Aus verengten Augen starrte er den rollenden Schrotthäufen an, sah die beiden zerstörten Reifen.
    Es würde harte Arbeit werden. Und es war dennoch fraglich, ob der Wagen sich dann noch zufriedenstellend bewegen würde.
    ***
    Er bewegte
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