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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Was ist die Todesursache? Nun reden Sie schon.«
    Wu seufzte. Er sah Tendyke nachdenklich an. Plötzlich war das Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden.
    »Sie haben zumindest in diesem Punkt recht«, sagte er. »Der Mongole konnte nicht an Herzversagen sterben. Denn - er besaß kein Herz.«
    ***
    Das machte Tendyke sprachlos. Er brauchte ein paar Sekunden, bis er sich wieder gefangen hatte.
    »Sie scherzen«, sagte er tonlos.
    Wu lächelte nicht mehr. »Damit treibe ich keinen Scherz, Mister Tendyke«, erwiderte er. »Sehen Sie, ich hätte es Ihnen besser doch nicht gesagt. Sie glauben mir nicht.«
    Tendyke atmete tief durch.
    »Doch«, sagte er leise. »Ich frage mich nur, wie das möglich ist. Wie kann ein Mensch ohne Herz leben?«
    »Er muß ein Herz besessen haben, sonst hätte er nicht leben können«, sagte Wu. »Doch er starb, weil er plötzlich keines mehr besaß. Es ist aus seinem Brustkorb verschwunden.«
    »Verschwunden«, echote Tendyke betroffen.
    Ein Gedanke durchzuckte ihn. Magie! Aber konnte er das dem Kommissar sagen?
    Er entschied sich dagegen. Es reichte schon, daß der ihm den Rest der Geschichte nicht glaubte.
    »Haben Sie oder der obduzierende Mediziner eine Vorstellung davon, wie das Herz verschwunden sein kann? Immerhin habe ich keine Herzoperation auf offener Straße durchgeführt.«
    Wu verneinte. »Niemand weiß, wie das geschehen konnte. Der Körper Madschukains ist äußerlich vollkommen unversehrt. Nur dort, wo sich sein Herz befinden müßte, ist ein Hohlraum. Es gibt keine Erklärung dafür. Wenigstens keine natürliche. Vielleicht sind Dinge im Spiel, die niemand von uns begreift.«
    Tendyke wurde nachdenklich. War das ein halbes Eingeständnis, an Übersinnliches zu glauben?
    »Ich wüßte jemand, der Ihnen bei der Lösung dieses Rätsels helfen kann«, sagte Tendyke vorsichtig. »Es ist ein Franzose.«
    »Sie überraschen mich«, gestand Wu. »Wie meinen Sie das?«
    Tendyke erwiderte seinen prüfenden Blick.
    »Der Mann ist Professor der Parapsychologie«, sagte er. »Er befaßt sich mit unerklärlichen Dingen wie diesen.«
    »Parapsychologie. Okkultismus?«
    »So etwas Ähnliches«, sagte Tendyke.
    »Wer ist dieser Mann?«
    »Professor Zamorra.«
    Den Namen hatte Wu nie gehört. Das war nicht verwunderlich.
    »Warum bieten Sie mir diesen Namen an? Sind Sie sicher, daß er sich für diesen Fall interessieren ließe? Woher kennen Sie ihn?«
    »Wir haben schon einige - ähnliche Fälle zusammen gelöst«, ließ Tendyke die Katze aus dem Sack. »Wenn ich ihn anrufe, kommt er. Da bin ich sicher.«
    Wus Augen wurden noch bedeutend schmaler, als sie es von Natur aus waren. »Sie kennen sich also mit ähnlichen seltsamen Vorfällen aus? Wissen Sie, daß Sie das wiederum verdächtig macht? Und auch diesen Professor, der vielleicht nur Ihnen helfen soll, den Vorgang zu verschleiern?« Wu lächelte wieder - unverbindlich und kalt.
    »Lernen Sie ihn kennen und bilden Sie sich dann ein Urteil«, sagte Tendyke.
    »Warum sind Sie daran interessiert, daß der Professor sich des Falles annimmt?«
    »Weil ich selbst wissen will, warum der Mongole sein Herz verloren hat!« knurrte der Amerikaner. »Und ich will wissen - wer dahintersteckt…«
    ***
    Su Ling war verschwunden. Im Hotel »Glücklicher Drache«, dem Nobelhotel Pekings, war sie nicht wieder aufgetaucht! Sie hatte sich auch bei keiner Polizeidienststelle gemeldet.
    Sie war spurlos verschwunden, als habe sie nie existiert.
    Das war kaum weniger rätselhaft als der Mongole, dessen Herz aus seinem ansonsten unversehrten Körper verschwunden war!
    Rob Tendykes Bitte, in ihrem verschlossenen Zimmer nachzusehen, wurde erst nach längerem Drängen erfüllt. Das Zimmer war leer! Selbst Su Lings Gepäck war verschwunden! Dabei war der Rezeption von einer Abreise nichts bekannt!
    Das war rätselhaft. Welchen Grund hatte die Halbchinesin, Hals über Kopf zu verschwinden, nachdem der Mongole im Speiselokal vesucht hatte, den Amerikaner mit irgend etwas zu ermorden?
    Tendyke war sicher, daß es ein Mordversuch gewesen war, auch wenn die Polizei ihm seine Geschichte nicht abnahm. Aber er fand keinen Grund dafür.
    Er warf sich auf sein Bett und versuchte, den Ablauf der Geschehnisse zu rekonstruieren. Aber so sehr er auch überlegte, er sah in all dem keinen Sinn. Schließlich ließ er eine Telefonleitung nach Frankreich vorbereiten. Wu hatte zwar gesagt, es sich erst noch gründlich überlegen zu wollen, aber er würde Zusagen. Tendyke hatte es im
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