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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kunstschätze aus! Er winkte ab.
    »Du müßtest Kommissar Wu danach fragen. Es ist überhaupt besser, wenn ihr euch noch heute abend mit ihm in Verbindung setzt«, schlug Tendyke vor. »Ladet ihn zum Abendessen in eines der Lokale ein. Aber möglichst früh - spätestens um neun Uhr abends schließt auch der letzte Wirt sein Lokal. Danach könnt ihr nur noch hungern oder auswandern.«
    »Auch hier im Hotel?«
    »Auch hier im Hotel. Die Uhren gehen hierzulande etwas anders, ich sagte es schon.«
    »Wer ist eigentlich Su Ling?« wollte Nicole wissen.
    »Meine Dolmetscherin. Auch wenn die staatlichen Funktionäre und führenden Geschäftsmanager mittlerweile alle Englisch sprechen, ist es oft doch besser, jemanden bei sich zu haben, der ihre internen Unterhaltungen versteht und einen notfalls warnen kann, aufzupassen, bevor man etwas falsch macht. Deshalb habe ich Su Ling mitgenommen. Sie stammt aus San Francisco, aus einer alteingesessenen chinesischen Familie.«
    Nicole grinste. »Wie war das mit den alleinreisenden Frauen? Und mit jenen, die mit Männern unterwegs sind, mit denen sie nicht verheiratet sind?«
    »Es hat Schwierigkeiten gegeben«, gestand Tendyke.
    »Und jetzt ist Su Ling also verschwunden«, sagte Zamorra. »Einfach so, schwupp. Mit ihrem Gepäck. Ohne die Rechnung zu bezahlen, ja? Da stimmt doch etwas nicht.«
    Tendyke zuckte mit den Schultern. »Sie ist nicht mehr aufzufinden.«
    »Hatte sie…«, sagte Zamorra zögernd, nachdenkend, »in San Francisco irgendwelche Kontakte zu Geheimbünden? Sie oder jemand aus ihrer Familie? Weißt du etwas darüber?«
    »Wie kommst du darauf?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Es war so ein Gedanke. Stell dir vor, daß in Wirklichkeit nicht du, sondern sie das Ziel des Attentats war! Wäre das möglich?«
    Tendyke pfiff überrascht durch die Zähne. Vor seinem geistigen Auge entstand wieder die Szene im Lokal. Ja… es konnte sein. Der Mongole, Tendyke und Su Ling befanden sich fast in einer Fluchtlinie, so daß Tendyke einen Angriff auf das Mädchen durchaus mit einem Angriff auf sich selbst verwechseln konnte…
    »Verflixt, daran hat ja noch keiner gedacht«, stellte er verblüfft fest. »Obwohl es gerade durch ihr Verschwinden sogar noch erklärlich wäre… jemand ist hinter ihr her! Aber wer, und warum?«
    »Wer? Der Mongole und seine Hintermänner. Mich würde die Übersetzung des Briefes interessieren, der an diesen Madschukain gerichtet war. Warum der Überfall auf Su Ling? Das ergibt sich vielleicht aus dem Text. Wie gesagt - vielleicht steckt ein chinesischer oder mongolischer Geheimbund dahinter. So etwas gibt es! In San Francisco mag sie niemandem in die Quere gekommen sein, aber ihr Auftauchen hier hat vielleicht jemanden alarmiert, aufgeschreckt…«
    »Vielleicht gibt es da etwas, von dem sie selbst nichts weiß - denn sonst wäre sie wahrscheinlich gar nicht mitgekommen«, spann Nicole den Faden weiter. »Und ñun, nach dem fehlgeschlagenen Attentat - ist sie entweder blitzartig untergetaucht, um sich vor weiteren Attentaten zu schützen, oder sie ist entführt oder sonstwie beseitigt worden.«
    Das »sonstwie beseitigt« ließ Tendyke zusammenzucken.
    »Laden wir Kommissar Wu ein«, sagte er. »Das stimmt ihn friedlich und kooperativ, und dann sehen wir weiter. Himmel, jetzt bin ich selbst gespannt, was dieser Brief für einen Inhalt hat…«
    ***
    Sie trafen sich in jenem Speiselokal, in dem der Anschlag stattgefunden hatte. Das war kein Zufall. Rob Tendyke wollte sein Erinnerungsbild, das er an den Raum hatte, überprüfen. Der Tisch, an dem er mit Su Ling gesessen hatte, war besetzt. Der Kellner führte sie in den hinteren Bereich des Lokals, das bis fast auf den letzten Platz gefüllt war. Die telefonische Reservierung hatte sich als äußerst nützlich erwiesen. »Es scheint, als hätten sich die Bewohner Pekings für dasselbe Hobby entschieden wie die von Shanghai - fürs Essen«, bemerkte Tendyke trocken.
    »Ist es da so schlimm?« fragte Nicole mit hochgezogenen Brauen.
    »Die Shanghaier gelten als die verfressensten Chinesen dieses Planeten«, schmunzelte der Abenteurer. »Wenn sie nirgendwo sonst zu finden sind, dann in einem Restaurant. Daran hat auch die Kulturrevolution nur vorübergehend etwas ändern können.«
    Tendyke verglich im langsamen Vorbeigehen noch einmal die Sitzpositionen. Zamorras Vermutung erschien ihm jetzt immer wahrscheinlicher -der Angriff hatte wohl wirklich Su Ling gegolten.
    Aber welches Geheimnis umgab
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