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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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    Wu nickte.
    Zamorra hob die Schultern. Entweder gehörte jemand aus diesem Kreis zu denen, die ein Interesse daran hatten, die Leiche verschwinden zu lassen. Oder - sie waren bespitzelt worden.
    Zamorra tendierte eher zu der zweiten Lösung. Denn wenn jemand aus dem Verwaltungsapparat der Einreisebehörden oder des Innenministeriums befürchten mußte, daß Zamorra zuviel herausfand, wäre es ein Leichtes gewesen, die Einreisegenehmigung zu verweigern. Aber man hatte das Verfahren ganz im Gegenteil beschleunigt.
    Doch ein Geheimbund… ?
    Es gab viele solcher Bünde auf der Erde. Eine Zeitlang hatte Zamorra einmal mit der »Sekte der Jenseitsmörder« zu tun gehabt. Aber von der hatte man lange nichts mehr gehört. Zamorra vermutete, daß diese Sekte eigentlich in einer anderen Zeit oder einer anderen Dimension beheimatet war und damals nur ein kurzes Gastspiel auf der Erde der Gegenwart gegeben hatte.
    Immerhin entstammte Magnus Friedensreich Eysenbeiß dieser Sekte. Er war einer ihrer Großen gewesen.
    Aber das war lange her.
    »Ich gebe Ihnen Zeit«, sagte Wu. »Ich gebe Ihnen drei Tage, mir hieb- und stichfeste Ergebnisse in diesem Fall zu liefern. Danach werde ich Ihre Anwesenheit nicht weiter befürworten.«
    »Eure Genehmigung ist zeitlich befristet«, sagte Tendyke schnell. »Sie muß täglich erneuert werden. Wird sie es nicht, habt ihr euch ins nächste Flugzeug zu setzen.«
    »Wie schön«, sagte Zamorra sarkastisch. »Ich liebe Leistungsdruck dieser Art.«
    »Sie müssen das verstehen, Monsieur Zamorra«, sagte Wu. »Das Hinzuziehen eines Parapsychologen in einen Kriminalfall ist nicht gerade alltäglich. Und die Genehmigung wurde nur der Besonderheit dieses Falles wegen erteilt. Wenn Sie ebensowenig erreichen wie wir mit unseren Mitteln, werden wir auf Ihre weitere Mitarbeit selbstverständlich verzichten. Die Zerstörung der Schrift der Fotokopie spricht dabei nicht gerade für Ihr Können.«
    Zamorra winkte ab.
    »Ich muß mir das alles durch den Kopf gehen lassen«, sagte er. »Gehen wir. Sie können dieses Fach wieder freigeben. Die Leiche wird nicht zurückkehren, und es wird auch keine Spuren geben.«
    »Das werden wir sehen. Wir werden zumindest eine eingehende Untersuchung durchführen«, erklärte Wu.
    Zamorra war froh, als sie die Halle wieder verließen und zu Nicole zurückkehrten, die oben geblieben war. Erwartungsvoll sah sie Zamorra an. »Nun?«
    »Du hättest ruhig mitkommen können«, sagte er. »Es gab nichts zu sehen. Madschukain ist aus seiner Schublade verschwunden. Spurlos. Damit haben wir keinen Ansatzpunkt mehr. Wir können nur noch rätseln…«
    Aber zu rätseln, hatte bei magischen Phänomenen noch nie Erfolge gezeitigt…
    ***
    Sie trafen sich in Rob Tendykes Zimmer, das schon mehr eine Suite war. Tendyke hatte Reiswein besorgt, dazu einige knusprige Häppchen als Unterlage und auch alkoholfreie Getränke. So ließ es sich ertragen, daß nach neun Uhr abends kein einziges Lokal mehr geöffnet hatte und selbst die Hotelbar verwaist war.
    »Da sitzen wir jetzt also und wissen nicht weiter«, sagte Zamorra. »Gibt es nicht irgend etwas, einen Anhaltspunkt, den wir alle übersehen haben? Wie hast du Su Ling kennengelernt? Hat sie dir etwas erzählt, aus dem wir Hinweise entnehmen können? Du sagtest, sie sei zum ersten Mal in China… warum wird sie dann das Ziel eines Überfalls?«
    »Des Überfalls eines Mongolen«, vervollständigte Nicole. »Gibt euch das nicht zu denken? Es muß etwas mit der Mongolei zu tun haben, nicht mit China an sich.«
    »Ein Teil der Mongolei gehört zu China«, sagte Tendyke. »Den Mongolen selbst gefällt das nicht so gut, aber von Rußland haben sie keine Unterstützung zu erwarten. Im Gegenteil. Die nördliche Mongolei sperrt sich gegen Rußland. Es ist häufig zu Grenzkonflikten gekommen, wie ihr wißt. In den letzten Jahren wurde es etwas ruhiger, aber das dürfte eher auf die Veränderungen innerhalb der Sowjetunion zurückzuführen sein.«
    »Es war einmal anders«, sagte Nicole. »Wenn ich mich recht entsinne, stand China lange Zeit unter mongolischer Herrschaft. Die Mongolen stellten sogar das Kaiserhaus.«
    »Kubilai Chan eroberte weite Teile des Reiches der Mitte«, nickte Zamorra. »Er war Temudschins Enkel.«
    Tendyke hob die Brauen.
    »Temudschin, genannt Dschinghis Chan. Chan oder Khan bedeutet König, und Dschinghis heißt wörtlich ›sehr mächtig‹. Aber das alles ist etwa siebenhundert oder mehr Jahre her«, ergänzte
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