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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers
Autoren: Maurice Limat
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Mädchen und Frauen aus meinem Dorf habe begehen wollen. Und jetzt ist ein solches Verbrechen begangen worden.
    Renaud hat ganz entschieden bestätigt, Loulou habe geglaubt, einen Landstreicher gesehen zu haben, und auch er selbst sei der Meinung gewesen. Einen Beweis dafür hat er aber niemals vorlegen können.
    Jemand hat Loulou umgebracht. Soweit es mich betrifft, bin ich ganz sicher, daß es Renaud nicht gewesen ist. Es kann niemand anderer gewesen sein als …
    Aber Loulou wurde erwürgt. Mit einer Hand.
    ICH WAGE NICHT DARAN ZU DENKEN, WEM DIESE HAND GEHÖRT ODER GEHÖRT HAT.
    Pascal.
    Ich stellte mir vor, und ich glaubte sogar daran, daß alles von meiner Hand herrührt. Von meiner richtigen Hand aus Fleisch und Blut, auch nachdem sie von der Kreissäge glatt von meinem Arm geschnitten wurde.
    Im Krankenhaus habe ich niemals gewagt, zu fragen, was mit meiner abgeschnittenen Hand geschehen ist. Etwas später konnte ich dann einmal mit Monsieur Feras darüber sprechen, und er hat gemeint, solche Gliedmaßen werden von den Chirurgen dazu benützt, daß sie daran lernen und Versuche machen, um sie bei späteren Fällen vielleicht sogar wieder annähen zu können.
    Bei mir hat man das noch nicht gemacht oder gekonnt, und ich habe nachträglich noch erleichtert aufgeatmet.
    Ich möchte nicht, daß man mir meine Hand wieder annähen könnte. Monsieur Feras meint, man habe im Sägewerk zuviel Zeit verloren, und die Ambulanz sei viel zu spät gekommen. Und überdies habe niemand daran gedacht, nach der Hand zu suchen, die man vielleicht doch noch hätte annähen können.
    Und so bin ich also ohne rechte Hand geblieben. Mein schrecklicher Versuch ist mir gelungen.
    Pascal.
    Monsieur Feras meinte, eigentlich sei es ziemlich sicher, daß diese unglückliche Ruine, dieser buchstäbliche Abfall, in einem Laboratorium gelandet sei, wo er wahrscheinlich in einem Glas oder Topf mit Alkohol liege, damit die Mediziner daran lernen könnten. Die Studenten müssen ja auch eine Möglichkeit haben, sich Wissen zu erwerben.
    Aber das sind alles nur Vermutungen. Niemand weiß, was aus meiner abgeschnittenen Hand geworden ist.
    Und ich fürchte mich vor dem Wissen.
    Pascal.
    Nein, ich träume nicht. Man hat meinen Namen genannt. Jemand hat mich gerufen, und ich habe mich in meine Gedanken verloren.
    Ich habe Angst. Immer sehe ich diese fünf Finger vor mir, die sich um eine Kehle legen.
    Renaud.
    Er ist da und kauert hinter einem riesigen Rosenbusch, der mit zahllosen kleinen roten Blüten bedeckt ist, und die Blüten sehen aus wie Blut.
    „Was hast du hier zu suchen? Wie bist du hereingekommen?“
    Ich schaue ihn haßerfüllt an. Ich habe Renaud noch niemals gemocht. Wir sind ungefähr gleich alt und waren auch zusammen in der Schule, wo ich immer vergeblich versuchte, das zu begreifen, was die Lehrerin erklärte. Schon damals ist er immer um die Mädchen herumscharwenzelt, und das hat er nach der Schule beibehalten. Aber Loulou ist jetzt tot und erwürgt, und der schöne Renaud hat vielleicht in Zukunft nicht mehr soviel Erfolg bei den Mädchen. Oder auch noch mehr. Das kann man nie wissen. Ja, er ist ein schöner Bursche, dieser Renaud, groß, breit, robust, mit dichtem schwarzen Lockenhaar und feurigen Augen.
    „Pascal, ich muß mit dir reden“, sagte er.
    „Mit mir? Und da kommst du zu mir, wenn ich bei Madame Vaison arbeite? Wenn sie dich nun sieht. Mir wird man dann Vorwürfe machen, ich hätte dich hereingelassen.“
    „Sei doch nicht so blöd, Pascal. Die Damen sind ja gar nicht da. Sie sind zum Tee bei Monsieur Feras, und das müßtest du viel genauer wissen als sonst jemand.“
    Ich werfe ihm einen bösen Blick zu. Er hat alles genau berechnet. Es stimmt nämlich, daß der liebenswürdige Monsieur Feras seine Nachbarinnen zum Tee eingeladen hat, wie er das oft tut. Corinne hat Faraud mitgenommen, obwohl mein Hund gar nicht mit eingeladen war.
    Trotzdem möchte ich Renaud ein wenig Angst machen.
    „Was willst du von mir? Du hättest auch heute abend zu mir nach Hause kommen können.“
    „Ich will aber nicht, daß mich jemand sieht, Pascal. Du, ich habe Feinde. Wegen Loulou. Die Leute fangen schon allmählich an, zu sagen, ich sei es gewesen, der …“
    Ich hebe die Schultern. Was gehen mich eigentlich diese Geschichten an? Die Burschen, welche immer wieder die Möglichkeit finden, ein Mädchen in die Arme zu nehmen, bedienen sich oft recht schmutziger Tricks.
    Ich hänge eine Gießkanne über meinen amputierten
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