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0359 - Die Korvette der Todeskandidaten

Titel: 0359 - Die Korvette der Todeskandidaten
Autoren: Unbekannt
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hatte etwas Unwirkliches an sich. Auf grauem Hintergrund standen die grellweißen Lichtpunkte der Sterne, nicht durch Farbeffekte voneinander verschieden wie im Einstein-Universum, sondern uniform in Intensität und dem absoluten Mangel an Buntheit.
    „Zeit...?"
    „Ich zähle, Sir. Minus zwanzig... minus zehn..."
    „Statis null, Sir!"
    Es klickte, als Tschai Kulu eine Schalttaste umlegte. Über den Bildschirm flog ein leises, undeutliches Wabern, als glitte das Schiff durch eine dünne Wolkenschicht. Der Hintergrund wurde dunkler. Die Lichtpunkte verfärbten sich. Die Wolke verschwand, und auf dem Schirm zeigte sich die Weite des Kosmos, wie das Auge des Menschen ihn zu sehen gewohnt war - schwarz von dem endlosen, bunten Lichtteppich der Sterne durchzogen.
    „Restfahrt auf Ziel bezogen?"
    „Null-Komma-zwo-eins Licht, Sir."
    Don Masters durchquerte den Raum und schritt auf Kulus Pult zu. Die Zeremonie war so gut wie beendet. In ein paar Augenblicken würde der Major Zeit haben, die Verriegelung des Sessels zu lösen und sich bequem zurückzulehnen.
    „Ortung!"" Ein Schrei, so grell und durchdringend, daß Masters das Blut in den Adern gefror. Von einer Zehntelsekunde zur anderen verwandelte sich die kleine Halle in einen Hexenkessel. Befehle schrillten, eine Alarmpfeife gellte auf. Schnelle Hände tippten Tasten und drückten Schalter. Dumpfes Brausen erfüllte die Hülle des Schiffes, als die Triebwerke unter Nothöchstlast anfuhren.
    Masters stolperte weiter auf Kulus Pult zu.
    „Was, zum Teufel...?"
    Er brauchte keine Erklärung. Er sah selbst.
    Auf dem kleinen grünen Orterschirm am oberen Rand des Pults standen fünf große, häßliche Lichtflecken, wie das Negativ verschütteter Tintentropfen, unmittelbar um den Mittelpunkt des Fadenkreuzes.
    Mehr als einhundert kleinerer Reflexe standen zu den Rändern des Orterbildes hin.
     
    *
     
    Die KC-21 beschleunigte mit Maximalwerten. Überbelastete Generatoren bauten das Schirmfeld auf.
    Die rote Warnlampe der zentralen Kontrolle flackerte trübe auf Tschai Kulus Schaltpult.
    „Wie lange noch?" ächzte Masters.
    „Eine oder zwei Minuten bis zur kritischen Geschwindigkeit", stieß Kulu zwischen den Zähnen hervor.
    Er warf einen Blick auf den Orterschirm. Die Lichttropfen standen immer noch nahe dem Zentrum.
    Aus dem Stimmengewirr schälten sich die gerufenen Ziffern einer Distanzortung.
    „Nächstes Objekt, zwei Promille..."
    Masters schauderte und starrte mit großen Augen auf den Bildschirm, als bedürfe es nur seiner Anstrengung, um das fremde Schiff dort sichtbar zu machen. Die Entfernungsangaben erfolgten in Bruchteilen einer Astronomischen Einheit. Zwei Promille waren dreihunderttausend Kilometer, weniger als der Mondbahnradius.
    „Feldschirm vierzig Prozent!"
    Die überlasteten Generatoren schafften es nicht. Die Vollbelastung des Triebwerks nahm ihre Kapazität fast zu einhundert Prozent in Anspruch. Es war kaum mehr Leistung übrig, um den Schutzschirm zu erstellen.
    Unerträglich langsam wanderte der Lichtzeiger des Chronometers. Die gelben Lichtflecke hielten ihre Position. Don Masters, Hypothese von der Harmlosigkeit der fremden Schiffe zerfiel in Stücke. Bei der gewaltigen Beschleunigung, der die KC-21 unterlag, konnte das Verharren der Flecke nahe dem Fadenkreuz nur bedeuten, daß die fremden Fahrzeuge ebenfalls Fahrt aufgenommen hatten.
    „Vierzig Sekunden bis zum Absprung", gellte Tschai Kulus Stimme.
    Don Masters wandte sich halb um. Um ihn herum waren Offiziere, die in fieberhafter Eile die Sprungparameter überwachten. Halb und halb erwartete er, einen Widerspruch zu hören, ein Gegenkommando von einem der Leute, der einen überkritischen Meßwert abgelesen hatte.
    Der berstende Stoß traf ihn völlig unvorbereitet Er sah den Kommandoraum von grellem, buntem Licht durchflutet, das von den Bildschirmen flammte, und verlor im selben Augenblick den Halt. Er stürzte zu Boden und rutschte hilflos in Richtung des Schotts. Die Wand bremste seine Fahrt. Halb benommen, mit wackeligen Knien kam er wieder auf die Beine. Es war plötzlich merkwürdig still, als hielte das ganze Schiff den Atem an. Verwirrt sah er sich um und beobachtete, wie Tschai Kulu langsam und bedächtig die Hand vom Notschalter löste, der sämtliche Triebwerksaktivität von einer Sekunde zur anderen gestoppt hatte.
    Daher die Stille. Das Triebwerk schwieg. Die KC-21 bewegte sich im Inertflug mit der Geschwindigkeit, die sie erzielt hatte, als der Antrieb ausfiel.
    Tschai
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