Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0359 - Die Korvette der Todeskandidaten

Titel: 0359 - Die Korvette der Todeskandidaten
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Geruch erfüllte den kleinen Kommandoraum. Tschai Kulu schnüffelte, erinnerte sich, war verblüfft.
    Chlor...!
    Er blickte auf die Fremden. Die Sichtplatten der Helme, lächerlich kleine Scheiben in halbkugelförmigen Monstren, die Schädel von unglaublicher Dicke zu umspannen schienen, schimmerten grünlich.
    Einbildung...?
    Einer der Männer fing an zu husten. Keine Einbildung. Es stank nach Chlor. Das giftige Gas haftete den Raumanzügen der Fremden an. Wo sie aufbewahrt wurden, herrschte eine Chlorgasatmosphäre.
    Warum?
    Weil die Fremden Chlorgas atmeten.
    Die vier Giganten traten durch die Schottöffnung. Sie bewegten sich auf zwei Beinen, und aus den Schultern ragten zwei Arme. Sie waren viergliedrig, soweit aus der Konstruktion der Anzüge auf solche Merkmale geschlossen werden konnte. Einer der Vier trug in der rechten Hand ein kleines, kastenförmiges Gerät, das wie ein Koffer aussah. Tschai Kulu sah zwei dicke Finger eines Handschuhs, die sich um einen oben aus dem Koffer ragenden Griff klammerten. Er konnte nicht feststellen, wieviel Glieder die Hand insgesamt besaß.
    Die übrigen drei trugen Waffen, reichlich plumpe Geräte mit kurzen, dicken Läufen, die sie so hielten, daß sie den gesamten Raum bestrichen. Der Fremde mit dem Koffer trat in die Mitte des Kommandostands, während sich seine Begleiter in der Nähe des Schotts der Wand entlang postierten.
    Bisher war noch kein Wort gefallen. Tschai Kulu hatte nicht die Absicht, es dabei bewenden zu lassen.
    „Ich protestiere gegen diesen Überfall", sagte er laut und deutlich im Zentrumsidiom. „Ihr Vorgehen verstößt gegen alle geschriebenen und ungeschriebenen Regeln des interstellaren Raumverkehrs."
    Er hatte nicht viel erwartet, vielleicht ein höhnisches Lachen oder ein Schulterzucken - oder was immer die Fremden als Geste wegwerfender Verachtung dafür substituierten. Er nährte keine hochgespannten Hoffnungen bezüglich der Reaktion der Eindringlinge auf seinen Protest, aber selbst seine bescheidene Erwartung wurde enttäuscht.
    Eine krächzende Stimme meldete sich plötzlich. Nach einer Sekunde anfänglicher Verwirrung entschied Tschai Kulu, daß sie aus dem kleinen Koffer kam. Rauh und unbeholfen, als machte ihr das Zentrumsidiom Schwierigkeiten, forderte sie: „Versammeln Sie alle intelligenten Wesen an Bord dieses Fahrzeugs in diesem Raum. Sie haben zwei Garh'ha Zeit."
    Garh'ha war die gebräuchliche Zeiteinheit des Zentrumsidioms, die Einheit selbst von Welt zu Welt verschieden, aber nirgendwo weniger als zweihundert Sekunden, nirgendwo mehr als dreihundertundvierzig. Tschai Kulu hatte zwischen sechseinhalb und elfeinhalb Minuten Zeit, um die gesamte Besatzung im Kommandostand zusammenzutrommeln.
    Sein erster Impuls war, einen zweiten Protest loszulassen. Etwas in der Haltung, im Auftreten der Fremden bewegte ihn jedoch, seine Absicht zu ändern. Reglos, stoisch, unansprechbar, wie sie dastanden, traute er ihnen zu, daß sie nach Ablauf der zwei Garh'ha auf die Auslöser ihrer Waffen drückten und den Kommandostand in eine Gluthölle verwandelten.
    Er griff nach dem Interkom.
    „Kommandant an alle. Lassen Sie alles liegen und stehen und kommen Sie auf dem schnellsten Weg zum Kommandoraum. Kommen Sie unbewaffnet. Wir befinden uns in den Händen von Piraten. Ende."
    Er hatte im Zentrumsidiom gesprochen. Die Besatzung der Korvette war sorgfältig ausgewählt.
    Jedermann beherrschte die Universalsprache der M-87. Auf diese Weise - wenn, wie er annahm, der Koffer ein Zweiweg-Gerät war überzeugte er gleichzeitig die Fremden, daß er sich genau nach Anweisung verhielt.
    Sein Befehl wurde mit einer Eile befolgt, die der Dringlichkeit der Lage entsprach. Die drei Fremden in der Nähe des Schotts hatten ihre Position verändert. Einer stand unmittelbar neben Tschai Kulu, so daß er den Eingang mühelos bestreichen konnte. Der Chlordunst, der von dem unförmigen Raumanzug aufstieg, trieb Kulu die Tränen in die Augen und reizte ihn zu fortwährendem Husten. Die Mitglieder der Besatzung, die in anderen Abteilungen des Schiffes beschäftigt gewesen waren, als die KC-21 angehalten wurde, traten einer nach dem andern oder in Gruppen von Zweien und Dreien durch die Schottöffnung. Tschai Kulus Rundspruch hatte sie nur unvollkommen auf die Lage vorbereitet, die ihrer harrte. Sie standen sekundenlang unter dem offenen Schott, mit weit aufgerissenen Augen oder verbissenem Gesicht, die Szene in sich aufnehmend, bis die Fremden sie wortlos, aber mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher