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0356 - Die Frau, die zweimal starb

0356 - Die Frau, die zweimal starb

Titel: 0356 - Die Frau, die zweimal starb
Autoren: Jason Dark
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Verabredung für die Zeit nach der Vorstellung.«
    »Na ja, ich will es Ihnen mal glauben.«
    »Das ist nett.«
    Der Mann deutete über seine Schulter hinweg. »Gehen Sie den Gang durch bis zu der braunen Tür. Sie ist nicht verschlossen. Dahinter liegen die Garderoben.«
    »Vielen Dank.« Für die freundliche Auskunft drückte der Reporter dem Mann noch ein Trinkgeld in die Hand. Er ging weiter und erreichte die entsprechende Tür.
    Sie war tatsächlich nicht abgeschlossen. Als Bill sie geöffnet und über die dahinterliegende Schwelle getreten war, bekam er das Gefühl, in einer anderen Welt gelandet zu sein.
    Kein Glamour mehr, kein Teppich, keine flüsternden Stimmen oder strahlende Kronleuchter.
    Statt dessen kahle Mauerwände, an einigen Stellen mit Plakaten verschönert, trübes Licht und zwei Männer in grauen Kitteln, die Sandwichs aßen.
    Sie schauten in Bills Richtung. »Wo wollen Sie denn hin?« fragte einer von ihnen kauend.
    »Zu Gabriela di Fanti.«
    »Angemeldet?«
    »Ja.«
    Der Mann schluckte seinen Bissen herunter. »Kann jeder sagen.«
    »Ich bin von der Presse«, erklärte Bill und zeigte seinen Ausweis.
    Die beiden lachten. »Die di Fanti ist aber pressescheu, mein Lieber. Das wird nichts. Solche Ausreden fruchten bei uns nichts. Was meinen Sie, wie viele Typen es schon auf diese Art und Weise versucht haben. Nicht mit uns, Mister.«
    »Aber ich…«
    »Nein, verdammt.« Der Sprecher rieb sich die Hände am Kittel ab.
    »Mit uns geht so etwas nicht. Und jetzt verschwinden Sie. Haben wir uns verstanden?«
    »Hören Sie«, sagte Bill. »Ich will nur einige Minuten. Es ist wirklich dringend.«
    »Morgen!«
    Bill wollte nicht weichen, auch dann nicht, als die beiden Kerle eine drohende Haltung einnahmen.
    Sollte er es wirklich auf eine körperliche Auseinandersetzung ankommen lassen? War das die Sache überhaupt wert? Er dachte an die Worte des kleinen Magiers. Sie hatten eine gewisse Dringlichkeit besessen, wahrscheinlich war er sehr verlegen darum, Kontakt mit Gabriela di Fanti zu bekommen. Weshalb er es nicht selbst versucht hatte, war dem Reporter ein Rätsel. Schließlich besaß Myxin viel mehr Möglichkeiten, auch durch seine magischen Kräfte.
    Dennoch hatte er Bill gebeten, den Kontakt aufzunehmen. Wahrscheinlich wollte er nicht auffallen.
    »Wollen Sie jetzt gehen, Mister?« Die Stimme des Sprechers hatte einen drohenden Unterton bekommen.
    Bill war kein Angsthase, dennoch fragte er sich, ob er gegen diese beiden Typen ankommen würde. Sie waren sehr kräftig. Wahrscheinlich stellten sie, wenn sie gerade mal keine Leibwächter spielten, die Kulissen auf der Bühne um.
    Bill konnte sich um eine Entscheidung herumdrücken, denn durch das Öffnen einer Tür wurde die Lage entschärft.
    Da die Tür quietschte, war dies auch von den beiden Leibwächtern vernommen worden, die mit dem Rücken zu ihr standen. Sie drehten sich um, Bill schaute an ihnen vorbei, und die drei Männer sahen Gabriela di Fanti. Neben der offenen Tür war sie stehengeblieben. Eine Hand hatte sie gegen die Kante gelehnt.
    Sie schaute ein wenig irritiert, bevor sie eine Frage stellte. »Was ist denn hier los?«
    »Der Kerl hier will zu Ihnen«, erklärte der Sprecher, noch bevor Bill ein Wort hatte sagen können.
    »Zu mir?«
    »Ja, ja!« rief Bill. »Ich komme in einem bestimmten Auftrag, bin Reporter.«
    »Sie wissen doch, daß ich mit der Presse kaum Kontakt pflege«, erklärte die Frau.
    »Das ist richtig. Ich will Sie auch nicht interviewen, sondern nur einen Termin ausmachen und Ihnen von einem gemeinsamen Freund etwas bestellen. Bitte, Miß…«
    Mit der flachen Hand bekam der Reporter einen Stoß gegen die Brust. »Hast du nicht gehört, was die Lady gesagt hat? Sie mag keine Zeitungsschmierer, und wir auch nicht.«
    »Moment mal…«
    »Kommen Sie!«
    Gabriela di Fanti hatte die Worte gesprochen und überraschte damit die drei Männer.
    »Meinen Sie das wirklich, Lady?«
    »Ja.«
    Der Leibwächter nickte und gab den Weg für Bill Conolly frei, der auf die Pianistin zuschritt. »Es dauert nicht einmal zwei Minuten«, erklärte er.
    »Hoffentlich.«
    Bill schaute sich die Frau an. Sie war nicht sehr groß, hatte langes blondes Haar und wirkte so zerbrechlich wie eine Puppe aus Porzellan. Ihre Gesichtszüge konnte man als feingeschnitten bezeichnen.
    Gabriela war bereits geschminkt. Bei näherem Hinsehen allerdings erkannte Bill die Schatten unter den Augen mit den blauen Pupillen. Irgendwie machte sie einen traurigen
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